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Humane PapillomvirenHPV: Antikörper können Warnzeichen für Krebs sein

14. Oktober 2020, 19:59 Uhr

Das Humane Papillomvirus (HPV) kann neben Gebärmutterhalskrebs auch Karzinome bei Männern auslösen. Heidelberger Forscher haben nun herausgefunden, dass bestimmte Antikörper ein erhöhtes Risiko für Rachenkrebs anzeigen.

Beim Humanen Papillomvirus denken viele Menschen vor allem an Gebärmutterhals bei Frauen, der durch die Erreger verursacht wird. Weniger bekannt ist dagegen, dass die HP-Viren - besonders der Hochrisikotyp HPV-16 - auch bei Männern Karzinome auslösen können, etwa im Anal- und Rachen/Zungenbereich (Oropharynx).

In Deutschland werden rund die Hälfe der Rachenkrebsfälle auf HPV zurückgeführt - mit steigender Zahl. Dabei hängt die Wahrscheinlichkeit zu überleben stark davon ab, ob eine HPV-Infektion der Grund für die Krebserkrankung war.

Ein Studienteilnehmer war bereits an Rachenkrebs verstorben

Darum haben Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg überprüft, ob sich der Nachweis von Antikörpern gegen HPV möglicherweise zur Früherkennung nutzen ließe. "Die Tumore sind sehr selten, so dass ein flächendeckendes Screening nicht sinnvoll wäre", erklärt der Virologe Tim Waterboer vom DKFZ. "Für bestimmte Hochrisikogruppen könnte eine solche Früherkennung jedoch sinnvoll sein." Zudem könne die Behandlung von größeren Rachenkarzinomen zu Sprech- und Schluckproblemen sowie weiteren massiven Einschränkungen der Lebensqualität führen.

Für ihre Studie, die im Fachjournal "Jama Oncology" erschien, analysierten die DKFZ-Forscher zusammen mit australischen Kollegen die Blutproben von insgesamt 617 Männern. Fast die Hälfte davon hatte Antikörper gegen das Hüllprotein des HP-Virus gebildet, 13 von ihnen zusätzlich gegen Proteine, die früh im Vermehrungszyklus des Humanen Papillomvirus entstehen. Danach wurden die Betroffenen kontaktiert. Ein Mann, der hohe Antikörperlevel gegen gleich vier der frühen Proteine gezeigt hatte, war bereits verstorben. Bei einem weiteren mit Antikörpern gegen zwei frühe Proteine wurde Rachenkrebs entdeckt, der jedoch gut behandelbar ist.

Impfung bleibt für Männer und Frauen wichtig

Tim Waterboer geht davon aus, dass das Risiko für Rachenkrebs umso größer ist, je höher der Antikörperspiegel gegen frühe Proteine ist und je mehr frühe Proteine vom Immunsystem erkannt werden. Für einen endgültigen Beweis seien jedoch weitere Studien mit einer größeren Probandenzahl notwendig. Aus den Ergebnissen der Studie könnte dann in Zukunft ein spezielles Screening zur Früherkennung von Oropharynxkrebs entstehen. Letztlich bleibt aber auch die Impfung gegen HPV für beide Geschlechter von großer Bedeutung.

HPV-Infektionen zu vermeiden, kann nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs schützen, sondern auch vor anderen HPV-assoziierten Tumoren.

Tim Waterboer, Studienautor

cdi

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