Insekten & Ernährung Strikte Fett-Diät: Hummeln sind beim Essen schlau

01. August 2020, 05:00 Uhr

"Der Hunger treibt's nei", sagt der Volksmund, oder "In der Not frisst der Teufel Fliegen". Redewendungen, die unser Essverhalten beschreiben, wenn wir Hunger haben. Auf Hummeln trifft so ein Verhalten nicht zu. Sie bleiben auch hungrig wählerisch.

Na, auch schon mal Hunger gehabt und weit und breit nichts in Sicht außer einer Burger- oder Pommes-Bude? Bevor wir Menschen hungrig bleiben, beißen wir auch schon mal - wenn auch mit schlechtem Gewissen - in einen dickbelegten Burger oder in die fett-triefende Pommes.

Nicht so die Erdhummel. Die verhält sich schlauer und achtet auch dann auf sich, auch wenn sie hungrig ist: Von Blüten mit fettreichen Pollen lässt sie die Finger und sucht lieber anderswo nach Pollen, die ihr besser bekommen. Das zeigt eine Studie der TU München und der Uni Würzburg, die Professorin Dr. Sara Diana Leonhardt und Dr. Johannes Spaethe betreut haben. Dabei wurden die Ernährungsgewohnheiten von Erdhummeln erforscht. So zeigte sich: je mehr Fett in den Pollen war, desto weniger fraßen die Hummeln davon.

Hummeln - warum sie so schlau sind beim Fressen
Was die Hummel frisst - und welche Folgen das hat Bildrechte: Fabian Rüdenauer

Fettreiche Pollen haben zum Beispiel Kürbisgewächse. Wer Kürbisse im Garten hat, kann trotzdem Hummeln beim Ein- und Ausflug aus den großen Blüten beobachten. Widerspricht das nicht den Forschungsergebnissen? "Nein", sagt Hummelspezialistin Leonhardt:

Junge Frau mit Sonnenbrille
Prof. Dr. Sara Diana Leonhardt Bildrechte: TU München

Denn wer genau hinschaut, kann beobachten, dass die Hummeln zwar den Nektar aufnehmen, aber versehentlich eingesammelten Pollen, der an den Beinen klebt, versuchen wieder abzustreifen.

Prof. Dr. Sara Diana Leonhardt

Was schmeckt der Hummel und was nicht?

Erdhummel mit Pollen
Diese Hummel hat schon viel Pollen gesammelt. Bildrechte: imago images / Shotshop

Aber welche Gewächse haben denn nun Pollen, die der Hummel bekommen? Kürbispflanzen zum Beispiel und manche Arten von Korbblütern sowie von einigen Lilien und Malven gehören nicht dazu. Gut bekommen den Hummeln dagegen Pollen von Lavendel, Salbei, Hornklee und vielen Arten von Leguminosen, also Hülsenfrüchtlern wie Erbsen zum Beispiel.

Wobei Professorin Leonhardt zufolge noch nicht klar ist, ob sich die kluge Futterauswahl allein auf die Erdhummeln beschränkt – oder alle anderen Hummeln genauso clever sind. Schwer zu erforschen, sagt Wissenschaftlerin Leonhardt. Man bräuchte dafür mindestens 20 Kolonien – und andere Hummelarten als die Erdhummeln sind schwer zu halten, da sie sich nur bedingt im Labor wohl fühlen.  

Eine Erdhummel sammelt Nektar aus einer violetten Blüte.
Mahlzeit! Kinder testen mit den Fingern ob 's ihnen schmeckt. Hummeln testen mit den Füßen und den Fühlern. Da haben sie ihre Geschmacksrezeptoren. Bildrechte: imago images / Frank Sorge

lfw

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