Immer der Nase nach Hunde können DNA riechen
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Spürnasen bei der Polizei: Hunde finden durch ihren feinen Geruchssinn Drogen und Sprengstoff. Aber auch die Spur von Menschen können die Vierbeiner verfolgen. Ein Forschungsprojekt der Uni Leipzig und der Hochschule der Sächsischen Polizei konnte nun weltweit erstmalig nachweisen: Die Hunde riechen auch unsere DNA.

Außergewöhnlicher Geruchssinn und leicht zu trainieren: Diese Eigenschaften von Hunden machen sie interessant für die Polizei. So werden sie schon lange zum Aufspüren von Rauschgift oder Sprengstoff eingesetzt. Außerdem kennt der Krimi-Fan sicher auch diese Variante der Spürhunde: Ein Kleidungsstück eines Verdächtigen oder einer vermissten Person wird dem Hund unter die Schnauze gehalten und der stürmt los.
Mantrailer - Personen auf der Spur
Das sogenannte Mantrailing beruht auf der Erkenntnis, dass jeder Mensch ein einmaliges Geruchsbild für den Hund darstellt. Dieses Geruchsbild kann von speziell ausgebildeten Tieren auch nach Monaten noch erkannt werden. Damit kann der Hund eine ganz bestimmte Person aufspüren oder beispielsweise einen Fluchtweg nachverfolgen. In den USA und der Schweiz ist der Einsatz von "Mantrailingteams" seit vielen Jahren ein wichtiger Bestandteil der polizeilichen Arbeit. Auch in Deutschland wurde das Thema "Mantrailing" von einigen Bundesländern aufgegriffen - auch in Sachsen.
Mantrailing (engl.: to trail = einer Spur folgen) ist die Personensuche unter Einsatz von Spürhunden, die Mantrailer genannt werden. Dabei wird der hervorragende Geruchssinn der Hunde genutzt. Der Unterschied zwischen einem Mantrailer und anderen Suchhunden besteht darin, dass der Mantrailer bei der Suche verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden kann und sich trotz vieler Verleitungen ausschließlich an den Geruchsmerkmalen der gesuchten Person orientiert. Mantrailer können nicht nur auf Spuren von Fußgängern eingesetzt werden, selbst im Auto hinterlassen die Personen genug verfolgbare Spuren für den Hund.
Doch was bringt die Tiere auf die Spur? Sind es Hautschuppen oder Bakterien? Oder ist es gar die DNA? Mit diesen Fragen hat sich ein Forscherteam des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Leipzig in enger Zusammenarbeit mit der sächsischen Polizei befasst.
Das ist so wichtig, weil die Ergebnisse aus den Mantrailing-Einsätzen vor Gericht noch nicht umfänglich anerkannt sind. Wir haben jetzt gezeigt: Hunde suchen tatsächlich individuell. Genau so wichtig: Hunde zeigen auch an, wenn es keine individuelle Spur gibt.
Denn bisher sind Ermittlungsergebnisse auf Grundlage von Personenspürhunden zwar vor Gericht als Beweismittel zugelassen. Viele Anwälte und Richter verlangten jedoch eine wissenschaftliche Untermauerung dieser Methode. So befand das Landgericht Nürnberg 2012, dass es sich beim Mantrailing stets um eine Interpretation des Verhaltens eines Hundes durch einen Menschen handele. Deshalb müssten jeweils zwei Suchhunde mit verschiedenen Hundeführern dieselbe Spur suchen. Noch dazu solle der Einsatz vollständig gefilmt werden.
Die Studie
Ein Forschungsprojekt der Universität Leipzig wollte deshalb einen wissenschaftlichen Hintergrund für Mantrailing liefern. Die Forscher gingen der Frage nach, wie zuverlässig sogenannte Mantrailer-Hunde die individuelle Geruchsspur eines Menschen unter realen polizeilichen Einsatzbedingungen verfolgen können.
Dazu haben sie seit 2014 Versuche mit sieben Hunden gemacht. Vier Männchen und drei Weibchen mussten in verschiedenen Tests jeweils die Spur eines Menschen verfolgen. Neben Achselschweiß und Speichel wurde auch DNA als Suchanreiz geprüft: Aus einer Blutprobe wurde die DNA extrahiert.
Das haben wir dann aufgetropft auf Schaumstoffrollen und dem Hund hingehalten. Und dann ist das Unglaubliche passiert: Die Hunde sind losgelaufen in die richtige Richtung und haben den Spurenleger gefunden. Nicht nur ein Mal, sondern wiederholt.
In vier von fünf Fällen erfolgreich
Die Erfolgsquoten waren unabhängig vom Geruchsartikel (Schweiß, Speichel oder DNA) vergleichbar hoch. Diensthunde konnten die Spur eines Verdächtigen in 82 Prozent der Fälle verfolgen, private Rettungshunde in 65 Prozent. Erstmals konnten die Leipziger Forscher damit nachweisen, dass DNA ausreichend Merkmale für die individuelle Verfolgung der Geruchsspur einer Person enthält.
Selbst wenn die Spuren bereits ein bis sechs Monate alt waren, konnten die Hunde in 80 Prozent aller Fälle eine individuelle Geruchsspur aufzunehmen und eine Spur verfolgen. Dabei konnte in 44 Prozent der Fälle die Spur auf mindestens den ersten 100 Metern spurtreu verfolgt werden, im Mittelwert auf 330 Metern.
Die Forscher und die Hundeführer schließen aus diesen Ergebnissen, dass Mantrailing als Beweis vor Gericht gut verwertbar ist. Das sehen auch die Hundeführer der Polizeidirektion Zwickau so.
So zeigt Bloodhound-Dame Hermine im Testlauf im Leipziger Friedenspark ihre Mantrailing-Qualitäten:
Ob die Ergebnisse aus Mantrailing-Suchen mit Spürhunden künftig in Strafprozessen als Beweismittel anerkannt werden, das entscheiden aber weiterhin die Gerichte. Die Forscher und Polizisten hoffen, mit ihrer Studie ein wissenschaftliches Fundament dafür gelegt zu haben.
Intelligente Vierbeiner
Hunde sind übrigens nicht nur auf die Verbrecherjagd spezialisiert. "Der beste Freund des Menschen" begleitet uns bereits seit 15.000 Jahren. Vom Fährtenleser und Jagdhelfer bis hin zum Blindenhund oder Haustier erfüllen Hunde wichtige Aufgaben für den Menschen. Die Intelligenz der Tiere ist dabei in vielen Studien bestätigt worden. So zeigten Wissenschaftler aus Ungarn, dass die Vierbeiner den Tonfall ihrer Herrchen und Frauchen unterscheiden können.
Auch Forscher aus Mitteldeutschland sind bei der Mensch-Hunde-Forschung dabei. Bis vor einigen Jahren war dafür Leipzig das Zentrum. Am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie untersuchte eine Forschergruppe unter anderem das Verhalten der Tiere mit dem Schwerpunkt Kommunikation Hund-Mensch. Sie zeigten etwa, dass Hunde verbotenes Futter öfter fraßen, wenn sie wussten, dass der Mensch sie dabei nicht sehen konnte. Inzwischen ist diese Forschung in Jena am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte angesiedelt. Juliane Bräuer, ehemals MPI Leipzig, gründete dort einen neuen Bereich für Hundestudien. Weiterhin offen bleibt allerdings die Frage, ob Hunde lieben können.
Korrektur
Die Universität Leipzig hat die Ergebnisse der Studie bereits 2018 korrigiert. Sie schreibt: Die mehrfach in den Medien wiedergegebene Behauptung, "Mantrailerhunde können DNA riechen" entspricht nicht den Ergebnissen der Studie oder der Intention der Autoren.
Unabhängig davon gibt es weitere Kritik an der Untersuchung, über die wir hier berichten:
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Radio | 11. Januar 2018 | 17:52 Uhr