Ärztin, die einen Impfstoff für einen Patienten vorbereitet
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Sars-CoV-2 Monate statt Jahre: Das Rennen um den Corona-Impfstoff ist in vollem Gange

23. März 2020, 17:03 Uhr

Seit Beginn der Corona-Pandemie steht die Frage nach einem passenden Impfstoff. Nach offiziellen Zahlen beschäftigen sich weltweit fast fünfzig Projekte damit. Man kann sagen: Es geht in großen Schritten voran. Aber auch: Zeit brauchen wir trotzdem.

Donald Trump wollte es wissen und hatte eingeladen: Wie steht's um einen Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2? Dazu traf er sich Anfang des Monats auch mit dem CEO des Tübinger Unternehmens CureVac, das mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Virus arbeitet. Es folgten Medienberichte, Trump wolle sich einen möglichen Impfstoff exklusiv für die Vereinigten Staaten sichern. Ein naheliegender Alleingang, der für Empörung sorgte. CureVac versicherte indes: Einen Exklusivdeal mit den USA wolle man nicht, sondern weiterhin in Deutschland forschen.

Ein paar Monate statt 15 Jahre

Die Firma CureVac ist eine der verheißungsvollsten Kandidatinnen was die Entwicklung einer Coronaimpfung betrifft. Der Verband forschender Arzneimittelhersteller vfa listet das Unternehmen neben sieben weiteren, die schon einen großen Schritt vorangekommen sind. Sechs Etappen muss die Erforschung und Herstellung eines Mittels durchlaufen. Vor wenigen Jahren hätte man dem Verband zu Folge mindestens 15 Jahre dafür benötigt. Doch jetzt geht alles schneller, einiger Vorarbeit sei Dank und natürlich dem Druck, unter dem Forschung und Welt stehen. Von den fast fünfzig Projekten stehen die acht heißen Kandidaten alle bei oder kurz vor Stufe vier von sechs. Und die bedeutet: Erprobung mit Freiwilligen.

Wie sehr man bei CureVac auf die Tube drückt, unterstreicht auch noch mal der amtierende Chef Franz Werner Haas gegenüber der Wirtschaftswoche: "Wenn die Daten gut sind und Behörden ihr okay geben, können wir noch dieses Jahr eine größere Studie starten; zehntausende Menschen könnten den Impfstoff dann bereits erhalten." Für die breite Masse könnte die Impfung dann im kommenden Jahr zur Verfügung stehen. Zunächst ist eine Erprobung ab Frühsommer geplant.

Erste Tests angelaufen

In den USA sind erste Test schon vor wenigen Tagen angelaufen. Das nationale Gesundheitsinstitut und der Hersteller Moderna testen den Impfstoff zunächst an 45 gesunden Freiwilligen. Auch in China haben Tests begonnen: Der Hersteller CanSinoBIO hat mit dem Pekinger Institut für Biotechnologie BIB eine Freigabe für die erste Phase einer klinischen Studie erhalten. Seit Ende Januar arbeite das Team rund um die Uhr an einem Impfstoff, Studien an Tieren seien gut verlaufen.

Donald J. Trump hört Stephane Bancel zu.
Stephane Bancel, CEO von Moderna, spricht bei Donald Trumps Taskforce. Bildrechte: imago images/MediaPunch

Eine genauen Fahrplan für einen fertigen Impfstoff hat indes das US-amerikanische Unternehmen Inovio vorgestellt. Die im März vorbereiteten klinischen Studien mit Freiwilligen sollen im April starten. Im Herbst sollen Ergebnisse vorliegen, bis Ende des Jahres dann eine Millionen Dosen, die für Notfälle und weitere Tests eingesetzt werden können.

Oxford, Queensland: Auch Unis testen

Ebenfalls für den April sind Tests mit Menschen an der Oxford-Universität angesetzt, das berichtet die Zeitung Guardian. Die Wissenschaftler widersprechen auch dem US-amerikanischen Immunologen Anthony Fauci, Mitglied von Donald Trumps Taskforce, ein Impfstoff sei erst in 12 bis 18 Monaten fertig. Das Oxford-Team sei bestrebt, hier deutlich schneller voranzukommen.

Logo des Tuebinger biopharmazeutisches Unternehmen CureVac AG
CureVac möchte im Frühsommer mit Probandentests starten. Bildrechte: imago images/ULMER Pressebildagentur

Test für Ende April hat auch ein Konsortium des deutschen Unternehmens BioNTech, Pfizer aus den USA und Fosun Pharma aus China angekündigt. Etwas später Novavax aus den USA und die Universität von Queensland in Australien, ab Frühsommer dann CureVac aus Tübingen. Auch bei MIGAL in Israel hat man Ende Februar angekündigt, von einem Impfstoff (und dessen Erprobung) nur noch Wochen entfernt zu sein. Aktuelle offizielle Angaben, wann Studien mit Menschen beginnen, gibt es aber bisher nicht.

Akute Virus-Bekämpfung nicht vergessen

Neben einigen öffentlichen Universitäten oder Vereinen wie dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschungen, sind es also vor allem wirtschaftende Unternehmen, die hoffen, einen Impfstoff schnellstmöglich bereitstellen zu können. Eine Win-win-Situation, denn der Bedarf ist riesig. Einem vorbeugenden Impfstoff darf aber nicht der alleinige Fokus gelten, so Michael Ryan, Chef des Gesundheitsnotfallprogramms (Emergency Health Programme) der WHO, in einem Gespräch mit der BBC. Schon jetzt können wir handeln, durch die allgemein bekannten Maßnahmen. Es gelte, Betroffene zu erkennen und zu isolieren. "Wir können eine Menge tun, die Krankheit jetzt zu stoppen." Einen Impfstoff vermute auch er in ca. einem Jahr: "Wir werden an den Impfstoffen hart arbeiten, sie werden kommen. Aber jetzt müssen wir das tun, was wir tun müssen." Und das ist auch: Daheim bleiben, soziale Kontakte meiden, Hände waschen.

Impfstoffentwicklung
Was bisher viele Jahre dauerte, könnte bei Corona in wenigen Monaten gelingen: Die Entwicklung eines Impfstoffs. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

flo

1 Kommentar

nasowasaberauch am 23.03.2020

Die einzige Chance zur Eindämmung ist eine Impfstoff und bis dahin der Zeitgewinn. Der von der Politik viel gelobt Föderalismus hat sich aus meiner Sicht nicht bewährt. Diese Streiterei und Eifersüchtelei mancher Landesfürsten ist der Sache abträglich und in einigen Auslegungen auch noch unterschiedlich. Da frage ich mich warum es immer eine eigene Auslegung geben muss, weil die einen Länder wollen das Visrus endlich eindämmen und die anderen wollen nicht die hohen Infektionszahlen erreichen. Außerdem kommen die Beschränkungen min. eine Woche zu spät.