Das an der TU Dresden mitentwickelte Implantat
Das an der TU Dresden mitentwickelte neurologische Implantat. Bildrechte: TU Dresden

TU Dresden Implantat aus dem 3D-Drucker fürs Gehirn entwickelt

24. September 2020, 12:31 Uhr

Klingt nach Science Fiction: Forscher von der TU Dresden haben ein Implantat entworfen, das im 3D-Drucker gebaut und dann ins Gehirn eingesetzt werden kann. Damit könnten später einmal Menschen mit Lähmungen oder anderen neurologischen Erkrankungen behandelt werden.

Das neuartige Implantat wurde bereits bei Versuchen an Katzen, Ratten und Zebrafischen zur Stimulation des Rückenmarks verwendet und soll nun auch bei der Behandlung von menschlichen Patienten eingesetzt werden. Es fungiert dabei wie eine neuronale Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer, die individuell angepasst bei unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten gleich gut arbeitet.

"Das Implantat ist ein dünne Membran, die aus einem weichen, dehnbaren Material besteht", erläutert der Studienleiter Prof. Ivan Minev gegenüber MDR Wissen. "Innerhalb der Membran sind kleine Elektroden verbaut, die elektrische Impulse zu bestimmten Bereichen im Gehirn leiten." Bei den Tierversuchen habe das Implantat bereits über einen längeren Zeitraum stabil funktioniert.

Implantat hat bei Tieren schon funktioniert

Bei dieser Forschung handelt es sich um ein sogenanntes Proof of Concept - also den Beweis der prinzipiellen Durchführbarkeit eines Vorhabens. In diesem Fall wurde gezeigt, dass das Implantat gut auf die Oberfläche von Gehirnen sowie des Rückenmarks peripherer Nerven und Muskeln passt.

Das besondere Potenzial der Dresdner Entwicklung liege dabei laut der Wissenschaftler in der Kostenersparnis durch die Herstellung im 3D-Drucker. Auch könne das Implantat bei Änderungswünschen so schnell umgebaut werden. Nun sei es das Ziel des Teams, in Kliniken zu gehen und Neurochirurgien die neuen Möglichkeiten zu erklären.

Der frühere TU-Dresden-Wissenschaftler Ivan Minev.
Ivan Minev. Bildrechte: Ivan Minev

Die Patienten haben unterschiedliche anatomische Gegebenheiten, und das Implantat muss an diese und ihre besonderen klinischen Bedürfnisse angepasst werden. Vielleicht wird das Implantat in Zukunft direkt im Operationssaal bedruckt werden, während der Patient auf die Operation vorbereitet wird.

Prof. Ivan Minev, Studienleiter

Die Forscher vom Dresdner Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) arbeiteten für ihre in "National Biomedical Engineering" erschienene Studie mit Kollegen der Staatlichen Universität St. Petersburg und der Universität Sheffield zusammen. In Sheffield arbeitet mittlerweile Prof. Minev.

cdi

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