Mehlwürmer auf einem Teller
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Entomophagie Warum das Insektenessen unseren CO2-Fußabdruck verringern würde

08. September 2021, 15:00 Uhr

Das Essen von Insekten hat ein großes Potenzial im Kampf gegen den Klimawandel, wie finnische Forschende herausfanden. Dabei helfe es mehr, die eiweißreichen Tiere direkt zu verspeisen, als sie als Futtermehl zu nutzen.

Die Wissenschaftler von der Universität Helsinki und der LUT untersuchten für ihre im "Journal of Cleaner Production" erschienene Studie, wie sehr eine mehr auf Insekten basierende Nahrungsmittelproduktion in Europa die globale Erwärmung reduzieren könnte. Dabei lag ein Fokus auf dem Vergleich zwischen der Haltung von Geflügel, das einmal mit Insektenproteinen und einmal mit Eiweißen aus Sojabohnen ernährt wird. Das Ergebnis: Das Essen von Insekten (wissenschaftlich "Entomophagie") hat das größte Potenzial, unseren CO2-Fußabdruck zu verringern, wenn die Kerbtiere – etwa Grillen, Fliegen und Würmer – direkt oder als verarbeitetes Nahrungsmittel verspeist werden. Dies könnte in Form von Mehl, Brot oder Pasta geschehen.

Thema Insekten und Ernährung: "Insecta"-Konferenz in Magdeburg und Resteretter-App

Dies sei auch besser, als die Insekten an Nutztiere zu verfüttern und diese dann als Nahrung zu nutzen, erklärt der Studienautor Prof. Bodo Steiner. Dabei sei vor allem die Ernährung der Insekten mit Abfällen aus der Gastronomie und anderen Nebenprodukten der Schlüssel, um den CO-Fußabdruck bei ihrer Haltung im Vergleich zu den Sojabohnen zu reduzieren. Besondere Bedeutung erhalten diese Erkenntnisse auch dadurch, dass gerade die Schaffung von Anbauflächen von Soja in tropischen Regionen ein wichtiger Grund für die Rodung von Wäldern dort ist.

Mit allem rund um Insekten beschäftigt sich auch die "Insecta"-Konferenz, die am 8. und 9. September in der Magdeburger Johanniskirche über die Bühne geht. Experten aus aller Welt referieren dort über Themen wie dem "Einsatz von Pestiziden bei der Insektenhaltung" oder den "Nutzen von Insektenanbau für eine bessere Ernährung, Gesundheit und Existenzgrundlage in Afrika".

Um das Thema "Nachhaltige Ernährung" geht es auch bei den MDR-Resterettern, der neuen Web-App des MDR gegen Lebensmittelverschwendung. Mit diesem Citizen Science-Projekt, das zusammen mit Studierenden des Masterstudiengangs Journalismus der Universität Leipzig entwickelt wurde, können die User mit wenigen Klicks ihr Wegwerfverhalten dokumentieren.

cdi

19 Kommentare

dimehl am 10.09.2021

Ein wesentlicher Punkt:
auch ein Milliardär braucht (aktuell noch) ein Stück funktionierendes Ökosystem Erde.
Wenn z. Bsp. durch extremen Klimawandel die Erde weitgehend unbewohnbar würde,
wäre das selbst bei enormen Vermögen nicht sonderlich angenehm.
Fluchtmöglichkeiten (eine sehr große Raumstation (wie im Film "Elysium" von Neill Blomkamp) oder eine Basis auf einem anderen Planeten (Mars) existieren momentan noch nicht.
Also müssen die Folgen des bereits begonnenen Klimawandels begrenzt werden.
Unter anderem durch Verzicht - der Anderen natürlich.
Parallel dazu wird die Erforschung oder besser gesagt die Eroberung/Nutzbarmachung des Weltraums vorangetrieben.

MDR-Team am 10.09.2021

@Freies Moria,
egal wie oft das Argument "Es ist unmöglich Prognosen über das globale Wetter zu treffen - vom Klima ganz zu schweigen." vorgebracht wird, es wird dadurch nicht richtiger. Fakt ist: Weil die Atmosphäre ein chaotisches System ist, sind Wetter-Vorhersagen für mehr als einige Wochen in der Tat schwierig. Die Klimaforschung jedoch schaut auf langfristige Änderungen, wobei das Wettergeschehen über größere Zeiträume hinweg gemittelt wird. So wird das chaotische Element reduziert – es ist deshalb anzunehmen, dass computerbasierte Klimamodelle die künftige Entwicklung des Erdklimas sehr verlässlich vorhersagen können.
(https://www.mdr.de/wissen/klimazweifel-100.html)
Warum die Sonnenaktivität nicht das Problem ist, erfahren Sie ebenfalls im gerade verlinkten Artikel. Und was jeder Einzelne von uns gegen den Klimawandeln tun kann, steht z.B. hier: https://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/wie-wir-leben-so-das-klima-100.html

ralf meier am 09.09.2021

@mdr team: Sie meinen 'Hier wird lediglich eine Möglichkeit betrachtet, den CO2-Fußabdruck unserer Nahrung zu verringern.'

Na dann wird es ja schleunigst Zeit, eine Co2 Steuer auf Nahrungsmittel zu erheben. Das würde den Absatz von Insekten basierter Nahrungsmittel sicherlich forcieren. Zumindest bei denjenigen, die sich andere Nahrungsmittel dann nicht mehr leisten könnten