Nachhaltig leben dank Entomophagie? Insekten essen und die Umwelt schonen

29. Mai 2019, 17:29 Uhr

Inzwischen hat wahrscheinlich jeder mitbekommen, dass für besonders wagemutige Gourmets auch mal Insekten zubereitet werden und dass die abenteuerlichen Knusper-Snacks äußerst bekömmlich und gesund sein sollen. Zeit für einen Faktencheck. Was kann das Essen aus Insekten? Und vor allem: Wie schmeckt es?

Insekten in Schokolade an Holzspießen 1 min
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Insekten sind das Lebensmittel der Zukunft. Und sie lassen sich auch ausgesprochen lecker zubereiten.

Di 28.05.2019 15:42Uhr 00:49 min

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Nicht nur in Restaurants, auch im Einzelhandel gibt es mittlerweile sogenannte entomophage Produkte. Vom Burger über Pasta bis hin zum Proteinriegel - das alles kann man mittlerweile auf Basis von Insekten bekommen.

Aber woher kommt das plötzlich? Geht es hier nur um den exotischen Geschmack? Das nächste "Superfood"?
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass viele Insekten hochwertiges Protein und Nährstoffe liefern. Sie sind reich an Ballaststoffen und Mikronährstoffen, wie beispielsweise Eisen, Magnesium, Selen und Zink.
Somit ist insektenbasierte Nahrung also eine echte Alternative zum Fleischkonsum.

Die klimafreundliche Alternative

Laut der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO stammen 14,5 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren. Der massenhafte Fleischkonsum trägt also erheblich zur Erderwärmung bei. Mettbrötchen, Rumpsteak & Co. spielen dabei sogar eine größere Rolle als der weltweite Verkehr.

Und der Hunger auf Fleisch wird stetig größer. Seit 1965 hat sich die globale Fleischproduktion von damals 84 Millionen Tonnen auf 335 Millionen Tonnen fast vervierfacht. Steigende Importzahlen registriert die FAO insbesondere für China, Japan, Mexiko und Südkorea. Der zu erwartende Anstieg der Weltbevölkerung auf neun Milliarden bis zum Jahr 2050 lässt vermuten, dass sich dieser Trend fortsetzen könnte.

Weniger CO2-Ausstoß, geringerer Wasserverbrauch

Genau hier kommen wieder Insekten ins Spiel. Neben dem Vorteil, dass sie nicht "rülpsen" wie beispielsweise Rinder und somit kein klimaschädliches Methan produzieren, ist bei der Haltung der wechselwarmen Tieren ein deutlich geringerer Energiebedarf nötig, wird also auch weniger CO2 feigesetzt.

Und auch Ressourcen können ordentlich eingespart werden:
Zur Erzeugung von einem Kilogramm Insektenfleisch sind ca. zwei Kilogramm Futter nötig. Zum Vergleich: Ein Schwein benötigt dafür fünf Kilogramm, ein Rind sogar acht. Beim Wasser ist es noch extremer. Hier verbraucht die Viehzucht sogar die 15.000 fache Menge. Dabei ist der essbare Anteil eines Insekts mit 80 Prozent doppelt so hoch wie zum Beispiel bei Rindfleisch.

Diese Effizienz kann nicht nur im Hinblick auf menschliche Ernährung zur ökologischen Entlastung beitragen. Auch als Futtermittelersatz an Stelle von Fischmehl und Soja haben Insekten großes Potenzial. Denn sowohl die Überfischung als auch der mit Soja verbundene Raubbau schaden dem ökologischen Gleichgewicht.

Überwindung beim Genuss...

Allerdings tun gerade wir Europäer uns noch recht schwer mit der Entomophagie. Das ist in anderen Teilen der Welt anders. Laut FAO essen bereits zwei Milliarden Menschen weltweit regelmäßig Insekten, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika. Für unseren Kulturkreis ist die Überwindung so groß, weil wir Insekten vor allem mit Verderblichkeit assoziieren. Oft lösen kleine Krabbeltiere oder kriechende Maden Ekelgefühle in uns aus, was sich als Schutzreflex vor Krankheiten erklären lässt.

Fakt ist: Entomophagie ist nicht neu. Sie lässt sich von der Steinzeit bis in die Antike nachweisen. So soll schon Aristoteles gewusst haben, dass weibliche Zikaden am besten direkt nach der Befruchtung schmecken. Auch Johannes der Täufer, so kann man in der Bibel nachlesen, überlebte in der Wüste nur, weil er Heuschrecken aß.

Ende der Massentierhaltung?

Haben wir mit den Insekten nun also DIE Alternative zur Massentierhaltung wiederentdeckt und kein Schwein, kein Rind und kein Huhn muss mehr gequält werden?

Oh, Moment mal: Insekten sind ja auch Lebewesen. Laut aktuellem Forschungsstand besitzen Insekten zwar kein Schmerz- oder Leidempfinden, das mit dem von Säugetieren vergleichbar ist, aber momentan lässt sich noch nicht beantworten, ob etwas Ähnliches in ihrem Nervensystem geschieht. Bisher existieren auch noch keine Haltungsvorschriften für Insekten. Hier gibt es noch einiges an Forschungsbedarf.

Der ökologische Nutzen von Entomophagie liegt jedoch auf der Hand und gesund sind die Krabbler auch, also: Vielleicht doch mal Heuschrecke im Backteig, Grille mit Knoblauch oder Würmer in weißer Schokolade probieren...?

Zum Nachkochen

Grillen mit Knoblauch, Zucchini und Chili
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Grillen mit Knoblauch Du brauchst: 1 Portion Speise-Grillen, Öl, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Chili

Zubereitung: Gebe die Speise-Grillen in eine heiße Pfanne (ohne Öl), röste diese und stelle sie bereit. Erhitze etwas Öl in der Pfanne und gib zwei Knoblauchzehen hinzu. Sobald der Knoblauch eine golfbraune Färbung angenommen hat, nimm diesen aus der Pfanne. Jetzt die Grillen in das heiße Knoblauchfett geben und kurz anbraten. Anschließend mit Salz, Pfeffer und Chili würzen. Es können auch kleine Zucchini-Würfel und Kräuter dazugegeben werden. Mit geröstetem Weißbrot servieren.

Schokosticks mit Buffulo Würmern
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Buffalo-Taler Du brauchst: 1 Portion Buffalowürmer, dunkle und helle Kuvertüre, Backpapier, Zubereitung:

Röste die Buffalos in einer heißen Pfanne an. Sobald die Buffalowürmer gebräunt sind, nimm die Pfanne von der Herdplatte. Erhitze jetzt die helle und dunkle Kuvertüre in einem Wasserbad, bis diese eine geschmeidige Konsistenz hat. Breite das Backpapier aus und gieße dunkle Kuvertüre in etwa fünf cm großen Klecksen darauf. Streue auf die noch flüssigen Schokotaler die gerösteten Würmer und lasse die dunkle Kuvertüre aushärten. Nun kannst du deine Buffalo-Taler mit heller Kuvertüre dekorieren. Anschließend kalt stellen. Nach etwa zehn Minuten sind die Taler endgültig ausgehärtet und können vom Backpapier gelöst werden.

Und??? Wie schmeckt das eigentlich?

Wenn man sich erst einmal überwunden hat, schmecken beide Gerichte wirklich lecker, vor allem recht würzig. Besonders bei den Buffalo-Talern hat das in Kombination mit der Schokolade richtig gut geschmeckt.

Maurice Demandt, MDR Wissen Reporter

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. Dezember 2018 | 18:00 Uhr