Artenvielfalt Mücken, Fliegen, Spinnen: Tausende unentdeckte Tierarten in Deutschland

17. Januar 2022, 13:14 Uhr

In Deutschland gibt es Tausende unentdeckte Tierarten. Vor allem bei Insekten und Spinnen kennen wir noch lange nicht alles, bestätigt eine neue Studie, für die Forschende bereits Zehntausende Insekten untersucht haben.

Mückenlarven schwimmen unter der Wasseroberfläche.
Die Gemeine Stechmücke (der Name ist Programm), kennt jeder. Aber sie hat viele noch unbekannte Verwandte. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Meldung von Mitte Dezember. Damals hatte ein Forscherteam im Leipziger Auwald eine Schnabelfliege Bittacus Hageni entdeckt. Die galt als ausgestorben in unseren Breiten. Doch der Fund zeigt auch: Es gibt selbst in Deutschland noch jede Menge Tiere zu entdecken. Und das vor allem im Bereich Insekten und Spinnen, bestätigt jetzt eine aktuelle Veröffentlichung aus München. Rund 2.000 Arten allein aus der Gruppe der Fliegen und Mücken warten demnach noch auf ihre Entdeckung. Das schätzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Rahmen des DNA-Barcoding-Projekts "German Barcode of Life" (GBOL) an der Zoologischen Staatssammlung München die Artenvielfalt in Deutschland untersuchen. Ziel ist es, bisher unbekannte Arten, sogenannte "Dark Taxa", in unserer heimischen Fauna aufzuspüren.

"Wir kennen in Deutschland etwa 33.000 Insektenarten"

"Der hohe Anteil unentdeckter Artenvielfalt in einem vermeintlich gut untersuchten Land hat uns überrascht," so Dr. Stefan Schmidt, einer der Leiter der DNA-Barcoding-Projekte. "Wir kennen in Deutschland etwa 33.000 Insektenarten. Doch unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass es viel mehr Insektenarten bei uns gibt, als wir kennen." Die Zahlen zu den unbekannten Mücken- und Fliegenarten beruhen auf der DNA-Untersuchung von 48.000 Insekten, die in Süddeutschland gefangen wurden. "Wir haben den Anteil der Arten in unseren Proben, die zu bekannten Fliegenfamilien gehören, ausgewertet, um den Artenreichtum der anspruchsvollen 'dunklen Taxa' abzuschätzen", heißt es in der Studie.

Ausgewählte Familien der "Dark Taxa", die im Rahmen der Studie untersucht wurden (von oben links nach unten rechts): Cecidomyiidae, Phoridae, Sciaridae, und Chironomidae.
Vier der Mücken-Familien, die die Forschenden im Rahmen der Dark Taxa untersucht haben (v.l. oben n.r. unten): Gallmücken, Buckelmücken, Trauermücken und Zuckmücken. Bildrechte: C. Chimeno, SNSB – Zoologsiche Staatssammlung München

Die DNA-Barcoding-Methode eignet sich laut der Forschenden ganz besonders für die Untersuchung von artenreichen, taxonomisch schwierigen Insektengruppen. Der DNA-Code wird also zum eindeutigen Unterscheidungsmerkmal bei sonst schwer zu unterscheidenden Kleintieren. Zu den beteiligten Institutionen gehören das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn, das Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart, die Universität Würzburg sowie die Entomologische Gesellschaft Krefeld. Letztere hatte mit ihren Veröffentlichungen 2019 für eine breite Diskussion über das Insektensterben in Deutschland gesorgt.

Chimeno C, Hausmann A, Schmidt S, Raupach MJ, Doczkal D, Baranov V, Hübner J, Höcherl A, Albrecht R, Jaschhof M, Haszprunar G, Hebert PDN. Peering into the Darkness: DNA Bar-coding Reveals Surprisingly High Diversity of Unknown Species of Diptera (Insecta) in Germany.

(gp)

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