
Interaktive Weltkarte Weltweite Lichtverschmutzung nimmt zu
Hauptinhalt
14. März 2019, 12:26 Uhr
Haben Sie schon Mal so einen richtigen Sternenhimmel erlebt? Der ganze Himmel voller hell leuchtender Sterne? Das ist ein Bild, was man nur noch selten zu Gesicht bekommt. Schließlich muss man sich dafür an einen Ort begeben, der dunkel ist – eine Wüste zum Beispiel oder ein großes Naturschutzgebiet. Die Welt wird nämlich immer heller. Das zeigt jetzt auch eine Lichtkarte, die Potsdamer Forscher im Netz veröffentlicht haben.
Eine Weltkarte mit zahllosen kleinen Lichtpunkten. Darauf sind besonders Europa und die USA hell erleuchtet. Wo Geld ist, ist auch Licht. Interessant wird es wenn man reinzoomt. Dann sieht die Karte aus, wie mit einer Wärmekamera durchleuchtet.
Erstmal den eigenen Wohnort suchen: Halle (Saale) ist hellgelb, noch heller sind aber Leipzig und Merseburg. Da gibt es sogar vereinzelte rote Punkte. Je weiter man reinzoomt, umso klarer wird: Die Arena in Leipzig scheint eine ungeheure Lichtschleuder zu sein. Die Karte kann aber noch mehr, erklärt der Macher Christopher Kyba vom GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam. Sie kann zeigen, wie sich die Lichtverhältnisse seit 2013 entwickelt haben:
In Deutschland gibt es eher eine Tendenz zur Stabilität. Es gibt ein paar Orte, wo das Licht mehr wird - zum Beispiel in Süddeutschland ist es ein bisschen stärker als im Rest von Deutschland. In Thüringen sehen wir, hat sich das Licht etwas reduziert.
Warum das so ist, können Kyba und die Karte nicht erklären. Zu entdecken gibt es dennoch viel: Lassen wir Deutschland hinter uns und betrachten die großen dunklen Flecken. In der kompletten Sahara brennt kein Licht. Länder wie Mali und Niger liegen komplett im Dunkeln. Besonders kontrastreich auch: Nordkorea. Stockdunkel wie das Meer. Südkorea dagegen hell erleuchtet. Die Grenze dazwischen: eine helle Lichterkette.
Licht macht Grenzen sichtbar
Ein ähnliches Phänomen zeigt sich auch zwischen Indien und Pakistan: Pakistan dunkel - Indien dagegen überraschend hell und zwar flächendeckend. Indien ist damit einer der größten Lichtflecken der Weltkarte. Man sieht also, dass die Karte zwar eigentlich nur Licht zeigt, indirekt aber auch politische Verhältnisse und Entwicklungen - zum Beispiel in Krisen- oder Kriegsgebieten.
Da ist es oftmals der Fall, dass die elektrische Beleuchtung ausgeht. Zum Beispiel in Syrien sieht man eine starke Reduzierung vom Licht am Anfang des Krieges und langsam kommt das Licht zurück.
Solche Details gibt es zu Hauf zu entdecken. Ein roter Faden zieht sich aber durch: Die Erde wird immer heller. Nicht nur das Licht wird stärker, auch die Flächen nehmen zu. Und das hat Folgen. Denn Licht ist Gift, sagt Christopher Kyba. "Bei manchen Tieren kann das Licht wirklich gefährlich sein." Eintagsfliegen beispielsweise ziehe das Licht wirklich stark an. Und dann sterben sie daran, anstatt sich zu paaren und Eier zu legen, erklärt Kyba weiter. "Und das ist dann im Prinzip die gleiche Wirkung wie ein Gift."
Lichtverschmutzung trägt zu Insektensterben bei
So trägt die Lichtverschmutzung auch zum Insektensterben bei. Ein ernsthaftes Problem, denn wenn man den Zahlen glaubt, haben wir nicht mehr so viele davon: In den letzten knapp 30 Jahren ist die Biomasse der Insekten um 75 Prozent zurückgegangen. Licht ist nicht der einzige Übeltäter, aber eine Möglichkeit selbst etwas gegen das Sterben zu tun. So könnte man zum Beispiel die nette Solar-Gartenbeleuchtung auch einfach mal abschalten.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 07. März 2019 | 06:22 Uhr