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Künstlerische Darstellung des Kometen 2I/Borisov. Bildrechte: NRAO/AUI/NSF, S. Dagnello

2I/BorisovInterstellarer Komet Borisov war doch außergewöhnlich

21. April 2020, 07:54 Uhr

Vergangenes Jahr beobachteten Astronomen zum zweiten Mal einen außerirdischen Komet im Sonnensystem. Jetzt liegt eine chemische Analyse von 2I/Borisov vor, die zeigt: Er ist anders, als heimische Kometen.

Im August 2019 entdeckte der ukrainische Hobbyastronom Genady Borisov ein ungewöhnliches Objekt durch sein Teleskop: Einen extrem schnellen Kometen, der aus dem tiefen Weltraum zu uns kam, in einem weiten Bogen die Sonne passierte, und schließlich wieder in den Tiefraum entschwand. Er bekam den Namen seines Entdeckers und die Abkürzung 2I (für zweites interstellares Objekt. Das erste war Oumuamua). Zunächst glaubten viele Wissenschaftler, dass 2I/Borisov zwar einen ungewöhnlichen Ursprung hatte, sonst aber ziemlich normal sei. Doch das stimmt offenbar nicht.

2I/Borisov enthielt sehr viel mehr Kohlenmonoxid als heimische Kometen

Bevor er das Sonnensystem verließ, beobachtete auch ein Team der NASA den Kometen. Für die Forschung sind solche Objekte extrem interessant, da sie sich im Gegensatz zu Planeten nach ihrer Entstehung kaum verändern. So können sie Hinweise geben, wie Sternsysteme in früheren Stadien ausgesehen haben könnten. Jetzt berichten Martin Cordiner und Stefanie Milam vom NASA Goddard Space Flight Center in Nature Astronomy die Ergebnisse ihrer Analyse. Und die lassen aufhorchen.

Im Schweif von 2I/Borisov haben sie mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) extrem hohe Mengen Kohlenmonoxid (CO) festgestellt. Zwar kommt CO auch in Kometen des Sonnensystems vor. In 2I/Borisov war die Konzentration aber zwischen 9 und 26 Mal höher. Und das bedeutet, er muss an einem extrem kalten Ort entstanden sein. Als Eis gibt es CO nur bei Temperaturen von minus 250 Grad Celsius.

Illustration der Flugbahn von 2I/Borisow Bildrechte: NASA, ESA, and J. Olmsted and F. Summers (STScI)

Borisov entstand offenbar im Außenbereich eines Sternsystems

Solche Bedingungen gibt es zwar auch im Sonnensystem, aber nur an seinen Rändern, etwa im Kuipergürtel, zu dem der Zwergplanet Pluto gehört. Astrochemiker Cordiner sagt: "2I/Borisov ist tatsächlich völlig anders, als die meisten Kometen, die wir jemals zuvor beobachtet haben." Die Wissenschaftler vermuten, dass er am Rand einer protoplanetaren Scheibe um einen fernen Stern entstand. Dabei könnte es sich um einen roten Zwerg gehandelt haben.

Rote Zwerge sind Sterne, die deutlich kleiner sind als die Sonne, etwa die Hälfte ihrer Masse haben. Deshalb leuchten sie deutlich schwächer, so dass es in ihrem Umfeld kühler ist. Im Orbit um einen solchen Stern könnte es auch einen Riesenplaneten geben. Der wäre nötig, um zu erklären, wie 2I/Borisov aus seiner Bahn geschleudert und in den interstellaren Weltraum geschleudert wurde.

(ens)

Update 21.04.: Ein Team von der Johns-Hopkins-Universität ergänzt die Überlegungen zum Ursprung von 2I/Borisov um die Theorie, dass der Komet aus einem System um einen roten Zwerg stammen könnte.

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