Ein Brett mit Essen darauf
Intervallfasten: Einer der beliebtesten Ernährungstrends. Bildrechte: imago/Westend61

Auswirkungen von zeitlich begrenztem Essen Intervallfasten kann die Arbeit unserer Gene verändern

10. Januar 2023, 13:46 Uhr

Die Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeiten zu beschränken, kann nicht nur beim Abnehmen helfen – es verändert einer US-Studie zufolge auch die Art, wie unsere Gene funktionieren. Dies könnte viele positive Effekte haben, etwa beim Kampf gegen Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Bluthochdruck.

Es ist einer der großen Trends in Ernährungsratgebern: die zeitlich beschränkte Essensaufnahme. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Intervallfasten, bei dem regelmäßig zwischen Zeiten der normalen Nahrungsaufnahme und des Fastens gewechselt wird. Das soll sich positiv auf den Körper auswirken. So soll damit zum Beispiel neben dem Abnehmeffekt auch Diabetes reguliert werden können oder eine mögliche Herzinsuffizienz verhindert werden.

Forschende des Salk Institutes im US-Bundesstaat Kalifornien haben eine weitere Folge des zeitlich beschränkten Essens auf den Körper gefunden: Es verändert unsere Genexpression, also den Prozess, bei dem Gene aktiviert werden und mit ihrer Umgebung kommunizieren, indem sie Proteine produzieren – und zwar in 22 verschiedenen Regionen des Körpers sowie im Gehirn.

Diabetes und psychische Erkrankungen könnten besser behandelt werden

Die Experten um Prof. Satchidananda Panda ernährten dafür zwei Gruppen von Mäusen mit einer kalorienreichen Diät. Die eine Gruppe konnte sich zu jeder Zeit von der Nahrung bedienen, bei der anderen war dies auf ein Zeitfenster von neun Stunden begrenzt. Nach sieben Wochen wurden den Mäusen Gewebeproben aus 22 Organgruppen und aus dem Gehirn zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten entnommen und analysiert. Dabei zeigte sich, dass 70 Prozent der Mäusegene auf das zeitlich beschränkte Essen reagiert hatten. "Indem wir den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme änderten, konnten wir auch die Genexpression verändern", erklärt Prof. Panda, "und zwar nicht im Magen oder in der Leber, sondern auch in Tausenden von Genen im Gehirn."

Besonders betroffen von den Veränderungen waren die Nebenniere, der Hypothalamus und die Bauchspeicheldrüse mit rund 40 Prozent – allesamt Regionen, die für die Hormonregulation von großer Bedeutung sind. Da viele Erkrankungen von Diabetes bis hin zu psychischen Krankheiten zum Teil durch Störungen im Hormonhaushalt verursacht werden, hoffen die Wissenschaftler, mit einer bestimmten, zeitlich beschränkten Ernährung diese in Zukunft besser in den Griff kriegen zu können.

Natürlicher Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers wird gestört

Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie besteht darin, dass nicht alle Bereiche des Verdauungstrakts gleichmäßig von den Veränderungen betroffen waren. Tatsächlich wurden nur die Gene im oberen Teil des Dünndarms aktiviert, während dies beim unteren Abschnitt nicht der Fall war. Die Forschenden schließen daraus, dass sich Schichtarbeit auch auf das Risiko für Verdauungsstörungen und Krebs auswirken kann, da hier der natürliche 24-Stunden-Rhythmus des Körpers gestört wird. Zeitlich begrenztes Essen könnte hier einen ausgleichenden Effekt haben, so eine Studie des Teams vom Oktober 2022.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass eine solche Störung des sogenannten zirkadianen Rhythmus – der für Menschen normale Schlaf-Wach-Takt – zu Stimmungsschwankungen wie Depressionen führen kann. "Den zirkadianen Rhythmus finden wir in jeder Zelle", erklärt Prof. Panda. In der Studie hätte sich gezeigt, dass das zeitlich eingeschränkte Essen den zirkadianen Rhythmus in zwei regelmäßig Wellen synchronisiert habe: eine während des Fastens und eine direkt nach der Nahrungsaufnahme. "Wir nehmen an, dass dies dem Körper dabei hilft, verschiedene Prozesse zu koordinieren", so der Forscher.

cdi

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 24. März 2022 | 12:26 Uhr