Klimaforschung Regen in der Wüste? Jojoba pflanzen!

07. September 2019, 05:00 Uhr

Ein Drittel unseres Planeten ist von Wüsten und Halbwüsten bedeckt. Flächen, die man besser nutzen könnte. Deshalb werden gerade einige Wüsten begrünt. Und das kann sogar dafür sorgen, dass in den trockenen Wüsten Regen fällt. Klingt unglaublich? Forscher der Universität Hohenheim haben jetzt herausgefunden, wie man mit riesigen Jojoba-Plantagen gezielt für Regen in der Wüste sorgen kann. Und gleichzeitig können die Plantagen auch noch erhebliche Mengen CO2 binden im Kampf gegen die Klimakrise.

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Wenn man in Wüsten Jojoba-Pflanzen anbaut, gewinnt man nicht nur Land, sondern auch Regen. Klingt verrückt, funktioniert aber, haben Forscher der Uni Hohenheim herausgefunden.

MDR AKTUELL Do 05.09.2019 18:07Uhr 03:32 min

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Jojoba ist ein immergrüner Strauch, im Schnitt um die zwei Meter hoch und vor allem bekannt durch das Öl seiner Früchte. Diese unauffällige Pflanze könnte uns in großer Zahl im Kampf gegen den Klimawandel helfen, denn sie speichert sehr gut CO2 und könnte es so aus der Atmosphäre holen, erklärt Oliver Branch. Der Engländer ist Erdsystemwissenschaftler an der Universität Hohenheim.

Die Idee hinter den Plantagen in Wüsten ist nicht nur, große Mengen Kohlenstoff zu speichern. Mit den Plantagen kann man auch gegen die fortschreitende Wüstenbildung kämpfen und wertvolles Land für den Ackerbau gewinnen.

Oliver Branch

Deshalb hat er in Wüsten, zum Beispiel in Israel, Messungen auf Jojoba-Plantagen gemacht. Mithilfe von Wettermodellen und einem Supercomputer haben die Forscher simuliert, welchen Einfluss die Sträucher auf die meteorologischen Bedingungen haben, erläutert Professor Volker Wulfmeyer, Inhaber des Lehrstuhls für Physik und Meteorologie.

Wir haben geschaut, was passiert mit der Zirkulation um diese Flächen herum und erstaunlicherweise - auch für mich zunächst - entstanden dann Wolken und Niederschlag.

Volker Wulfmeyer, Universität Hohenheim

Die Jojoba-Plantagen sorgen also dafür, dass es regnet. Möglich macht das eine ganz spezielle Eigenschaft von Wüstenpflanzen wie dem Jojoba-Strauch, sagt Branch.

Extrem gute Wasserverwerter wie Jojoba brauchen wenig Wasser, sie schließen tagsüber einfach die Poren in den Blättern. So wird keine Erwärmung durch die Blätter in die Atmosphäre abgegeben.

Oliver Branch

Die Jojoba-Blätter halten tagsüber sozusagen die Luft an. Das können auch einige andere Wüstenpflanzen, so dass auch keine Jojoba-Monokultur angebaut werden müsste. Wenn nun die Sonne auf die Plantage scheint, gibt es keinen Kühlungseffekt wie bei anderen Pflanzen, sondern es entsteht Hitze - nicht direkt am Boden, aber etwas darüber und es entsteht ein Hitze-Tief.

Das sorgt dafür, dass der Wind von den Plantagen angezogen wird. Und das führt dazu, dass die Luft aufsteigt. Also genau die Bedingungen, die es zur Wolken- und Regenbildung braucht.

Oliver Branch

Allerdings funktioniert das nicht in jeder Wüste. Die Bedingungen müssen stimmen: Die Atmosphäre muss instabil sein, damit die Aufwinde entstehen können.

Der Wind darf nicht zu stark wehen und auch in den höheren Luftschichten braucht es etwas Feuchtigkeit, erläutert Branch.

Wir haben zwei Regionen verglichen, im Oman und in Israel. In Israel zeigte sich, dass im Sommer die Atmosphäre zu trocken ist, nicht am Boden, aber etwa in 1.000 Meter Höhe. Dadurch wird der Effekt gestoppt.

Oliver Branch

Ist jedes Wüsten-Gebiet Jojoba-tauglich?

Branch hat einen Index entwickelt, der vorhersagen soll, wie gut sich ein Gebiet für eine Plantage eignet. Den besten Wert erreichen zum Beispiel die Arabische Halbinsel, die Sahara oder auch Namibia. Bisher aber nur theoretisch, denn die Plantage müsste für den Effekt entsprechend groß sein: In den Simulationen waren es 10.000 Quadratkilometer pro Plantage - es würden aber auch 100 Quadratkilometer ausreichen für einen regionalen Effekt, so Wulfmeyer.

Wir möchten das gerne ausprobieren. Die Emirate würden sich da anbieten, wir sind auch schon in Gesprächen, solch einen Prototyp aufzubauen.

Volker Wulfmeyer - Universität Hohenheim

Noch fehlt die Zusage. Aber vielleicht kommt die ja noch. Denn die Jojoba-Pflanze bindet nicht nur hervorragend CO2, sondern das Öl ihrer Früchte ist sehr gefragt - unter anderem in der Kosmetikherstellung. Und auch in Sachen Wasser ist sie anspruchslos: Bewässern könnte man sie mit Abwasser, das ohnehin oft in der Wüste landet.