Burnout
Ein Burnout gehört mittlerweile zu den häufigsten Gründen für einen längeren Arbeitsausfall. Bildrechte: IMAGO/Science Photo Library

Erkrankungen im Job Jüngere bekommen öfter Burnout, Ältere Rücken

02. Januar 2023, 11:06 Uhr

Die Zahl der diagnostizierten Burnouts steigt seit Jahren – allerdings vor allem bei den Unter-55-Jährigen. Die Babyboomer leiden dagegen eher an Erkrankungen des Bewegungsapparats. Oft ist Berufsunfähigkeit die Folge.

Ein größerer Teil der Arbeitnehmer in Deutschland leidet unter psychischen Erkrankungen – dabei gibt es gravierende Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Schweizer Versicherungskonzerns Swiss Life gekommen. Demnach ist ein Viertel der 25- bis 54-Jährigen auf Arbeit langfristig von psychischen Problemen betroffen, während es bei den Über-55-Jährigen nur 15 Prozent sind.

Diese Generation der sogenannten Babyboomer, die in den 1950er- und 1960-Jahren geboren wurden, leidet dafür häufiger unter Erkrankungen des Bewegungsapparates – nämlich rund 38 Prozent im Vergleich zu 16 Prozent bei den 35- bis 44-Jährigen.

Besonders Pflegekräfte von Burnout bedroht

"Es ist auffällig, dass Depressionen, Burnout oder andere Nervenleiden mittlerweile bereits in einer sehr frühen Lebensphase auftreten und Auswirkungen auf die Erwerbssituation haben", sagt Stefan Holzer von Swiss Life Deutschland. Die Psyche sei mittlerweile mit 37 Prozent die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit.

Laut einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit ist auch die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen in den vergangenen Jahren stark angestiegen: 2021 gab es einen neuen Höchststand mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte. Die Zahl lag damit um 41 Prozent über der von 2011. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte durchschnittlich 39,2 Tage – auch dieser Wert war so hoch wie noch nie. Dazu wuchs die Zahl der Anpassungsstörungen, also verschiedenartige Angst- oder Trauerzustände, zuletzt am stärksten an.

Bei den einzelnen Berufsgruppen gibt es zudem auch größere Unterschiede. So ist laut einer Studie des AOK-Bundesverbands das Burnout-Risiko bei Pflegekräften besonders hoch. Seit 2012 ist deren Anteil um mehr als 15 Prozent gestiegen, unabhängig von Geschlecht oder Alter. 2021 war die Gefahr, in der Pflege ein Erschöpfungssyndrom zu erleiden, fast doppelt so hoch wie in allen anderen Berufsgruppen.

Zeitverdichtung fordert ihren Tribut

Als Gründe für die Zunahme der Burnouts werden unter anderem die Zeitverdichtung und permanente Erreichbarkeit im modernen Arbeitsleben angesehen. Dazu kommt eine gesellschaftliche Tendenz zum Alarmismus, die auch mit der schnelleren Frequenz von Nachrichten zu tun, die etwa über die Sozialen Medien auf uns einprasseln und die oftmals negativ sind.

Und schließlich gibt es auch eine zunehmende Zeitverdichtung in der Freizeit, in der wir immer mehr in möglichst kurzer Zeit erleben sollen – was einige Menschen jedoch am Ende überfordert. Dies alles könnte dazu führen, dass eher Jüngere an Burnout klagen, während sich bei den Älteren dann eher die körperlichen Gebrechen wie im Rückenbereich zeigen.

Corona-Knick bei den Babyboomern

Diese Resilienz der Babyboomer hat allerdings in der Corona-Zeit zumindest für dei Frauen einen deutlichen Knick bekommen. Das belegen die Zahlen der DAK. Während der Pandemie zeigten sich bei Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten Steigerungsraten psychischer Erkrankungen unter allen Beschäftigten, so der Report. Bei den 55- bis 59-Jährigen erhöhte sich dadurch im Vergleich zu 2019 die Anzahl der Fehltage um 14 Prozent, bei den Übersechzigjährigen sogar um 20 Prozent. Aber in vielen Firmen seien psychische Probleme weiter ein Tabu, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. "Arbeitgeber müssen Stress und mögliche Belastungen mehr in den Fokus rücken."

cdi

Links/Studien

  • Die Ergebnisse der Studie der Swiss Life zu "Gesundheit und Beruf in den Lebensphasen" finden Sie hier.
  • Die Ergebnisse des "DAK-Psychoreport 2021" finden Sie hier.
  • Die Studie der AOK zum "Burnout-Risiko bei Pflegefachpersonen" gibt es hier.

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