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Silbersalz-FestivalJugend forscht: Umfrage zu Freiheit und Grundrechten in Corona-Zeiten

17. September 2021, 17:03 Uhr

Umfragen gab es viele in der Corona-Zeit, wie es den Menschen geht. Über Jugendliche und Kinder wurde viel gesprochen, aber direkt kamen sie selten zu Wort. In drei Schulen haben Jugendliche eine Umfrage gestartet und einen Einblick ins wissenschaftliches Arbeiten gewonnen.

von Wolfgang Huke

Für Jugendliche und Kinder hat die Corona-Krise den Alltag gehörig durcheinandergewirbelt, die Schulen waren zu, gelernt wurde im Home Schooling. Für viele war die Umstellung nicht leicht, vor allem auch durch den fehlende Kontakt zu anderen. Was machen Corona-Maßnahmen mit den Menschen? Wie wirken sie sich aus? Dazu wurden Daten erhoben und Umfragen gemacht, schon seit Beginn der Pandemie. Allerdings fast immer ohne dass Kinder und Jugendliche unter 18 gefragt wurden. Die meisten Umfragen setzten bei den Volljährigen an, Jüngere werden kaum befragt, sagt auch der Soziologe Tobias Jaeck: "Diese Gruppe kommt immer zu kurz, und oft denkt man: Naja, die werden ähnliche Einstellungen haben. Aber wir haben eben festgestellt, das das nicht so ist."

Wie hat Corona die Jugendlichen getroffen?

Doch wie ist es dann? Am Lyonel-Feininger-Gymnasium in Halle wurden in Sozialkunde Antworten gesucht. Einige Jugendliche hier nehmen an einem besonderen Projekt teil, sie machen eine Umfrage zu Freiheit und Grundrechten in Zeiten der Corona-Pandemie. Sie wollen gezielt diejenigen fragen, die bisher kaum zu Wort gekommen sind. Ihre Fragen: Wie stark hast du dich von den Einschränkungen der Regierung in der Coronakrise betroffen gefühlt? Wieviel Vertrauen hast du diesbezüglich in die verschiedenen politischen Ebenen unseres Landes? Von welchen Einschränkungen, bezogen auf unsere im Grundgesetz verankerten Grundrechte, hast du dich am stärksten betroffen gefühlt?

Selber eine Umfrage machen – und dabei ganz nebenbei lernen, wie das eigentlich geht, wissenschaftlich arbeiten. Für den Sozialkundelehrer Marco Jänicke eine willkommene Ergänzung für den Unterricht: "Gerade im Fach Sozialkunde haben wir das Problem, mit Schulbüchern zu agieren, die älter sind als das Zeitgeschehen und der Aktualität ein bisschen hinterherrennen. Denn dann was Aktuelles kommt und eine wissenschaftliche Studie kommt, dann machen das die Schüler sehr gern."

Wenn man die Schüler nicht fragt, fragen sie eben selber

Drei Schulen machen mit, je eine aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Am Anfang: ein Workshop per Videokonferenz mit dem Soziologen Tobias Jaeck. Für ihn ist wichtig, dass die Perspektive der Schülerinnen und Schüler erfasst wird. In drei Stunden gibt es für die Jugendlichen eine Schnelleinführung in die Wissenschaft: Wie arbeitet die Sozialforschung, wie werden Befragungen durchgeführt und ausgewertet? Tobias Jaeck hatte vorab einen Fragebogen vorbereitet, den er mit den Schülern diskutierte: "Ganz viele Inputs sind von den Schülern gekommen, der Fragebogen, unser Erhebungsinstrument, hat sich stark verändert und ganz stark der Perspektive der Schülerinnen angepasst. So ist es ein Messinstrument geworden, das nicht nur auf meiner eigenen wissenschaftlichen Perspektive und der meiner Kolleginnen resultiert, sondern auch die Perspektive der Schüler enthält." Die Antworten werden nicht nur direkt abgefragt, sondern auch online eingeholt. Den Fragebogen hatten die Schüler zuvor in Eigeninitiative digitalisiert.

Was die Jugend am stärksten eingeschränkt hat

Fünfzig Datensätze haben die Schüler aus Halle bis jetzt zusammengetragen, aber es sollen noch viel mehr werden. Denn je mehr, desto aussagekräftiger. Heraus kam unter anderem, dass die Einschränkung des Grundrechts auf Freizügigkeit von den Jugendlichen am schwerwiegendsten empfunden wurde. Umfragen wie diese sind aufschlussreich für den Soziologen Jaeck: "Da sieht man auch, dass besonders die jungen Menschen anders ticken. Gerade die 14- bis 18-Jährigen haben oft ganz andere Einstellungen, häufig viel positiver als man denkt. Das haben wir häufig festgestellt. Die ganz junge Generation, die noch nicht gewählt hat, die hohe Erwartungen und positive Erwartungen an die Politik hat, die noch nicht enttäuscht wurden."

Noch sind nicht alle Daten ausgewertet. In einem waren sich alle einig, Lehrer, Wissenschaftler und Schüler: Dass es sinnvoll wäre, solche Projekte häufiger durchzuführen. Und vielleicht nicht nur an drei ausgewählten Schulen, sondern an allen, damit die Umfrage repräsentativ ist.

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