Flieg, Junikäfer, flieg! Junikäfer mögen's heiß
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Bäume, Blüten und ein Weibchen - mehr will der Junikäfer nicht. In Scharen sind derzeit die Männchen unterwegs, um eine Artgenossin zur Fortpflanzung zu finden. Dass sie dabei ab und an auch mal gegen Menschen fliegen oder im Bierkrug landen, ist dann keine Absicht. Auch der Schrebergarten ist nicht wirklich in Gefahr. Aufpassen sollte man aber später auf seinen Rasen.

Gemütlich nach dem Feierabend ein kühles Getränk auf der Terrasse oder im Biergarten einnehmen - so lässt es sich leben! Doch mit etwas Pech fliegt ein Schwarm laut brummender Insekten vorbei und stößt nebenbei am Sonnenschirm an, landet auf dem Grill oder in den Haaren: die Junikäfer. Und obwohl wir mitten im Juni sind, ist das zu früh, so ein Bericht der Städtischen Zeitung in Halle (StäZ), die sich dabei auf Joachim Händel beruft, einen Entomologen (Insektenexperten) der Universität Halle-Wittenberg:
Beim Liebesspiel sind die kleinen Schwestern und Brüder des Maikäfers bis zu zwei Wochen zu früh dran.
Für das vermehrte und zeitige Auftreten der kleinen Geschwister des Maikäfers könnte es zwei Gründe geben, sagt der Forscher. Zum einen könnten zwei Generationen von Junikäfern unterwegs sein.
Was sind Junikäfer?
Der Junikäfer ist keine eigenständige Käferart, sondern die Bezeichnung umfasst verschiedene Verwandte des Maikäfers. Am häufigsten und bekanntesten ist der Gerippte Brachkäfer. Acht Arten des "Amphimallon solstitiale" sind in Deutschland nachgewiesen, im Schnitt 1,4 bis 1,8 cm groß.
Von Ende Juni bis in den Juli hinein schwärmen die Junikäfer in warmen Nächten aus. Zwei Drittel sind Männchen, auf der Suche nach einem Weibchen. Als Nahrung fressen sie Blätter und Blüten.
Der Grund: Die Larven überwintern im Boden. Erst, wenn sie durch frostige Temperaturen das Signal bekommen, schlüpfen sie. Vergangenes Jahr ist aber der Winter sehr mild ausgefallen. Anfang 2017 war nichts von Frost zu spüren. Aber dieses Jahr hatten wir (nicht nur) in Mitteldeutschland Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Das könnte also zwei Generationen von Junikäfern gleichzeitig hervorgebracht haben.
Theorie: Kälte oder Hitze?
Eine zweite Theorie besagt, dass nicht die Kälte, sondern die Hitze der vergangenen Tage für den frühen "Liebestaumel" der Junikäfer verantwortlich ist. Denn sie lieben die Wärme, Hitze beflügelt sie im wahrsten Sinne des Wortes. Doch egal aus welchem Grund: Das Treiben wird nicht lange andauern. Im Schnitt leben Junikäfer nämlich nur bis zu sechs Wochen. Gerade genug Zeit, um sich fortzupflanzen und für die Weibchen, die Eier im Boden abzulegen. Und da kommt dann der Knackpunkt für Landschafts- und Gartenliebhaber:
Es gibt keinen Grund, den Junikäfer zu bekämpfen. Die Tiere sind für die Vegetation in Schrebergärten überhaupt nicht schädlich. Hier und da wird mal ein Blatt angeknabbert. In Massen aber können die Larven schon mal eine Wiese vernichten. Sie fressen die Wurzeln der Gräser an.
Was gegen die Engerlinge im Rasen wirkt, darüber scheiden sich die Geister. Im Internet kursieren dazu allerlei Tipps, vom Anpflanzen von Rittersporn und Geranie, die die Larven angeblich nicht mögen über Knoblauchtee, den man über dem Rasen verteilen soll bis zu einem speziellen Gartenvlies, mit dem der Rasen abgedeckt wird. Wer einen recht naturnahen Garten sein Eigen nennt, wird wohl nicht um ein paar Junikäfer-Larven herumkommen. Da bietet es sich an, die Engerlinge an einen bestimmten Platz zu locken. Am besten soll ein Platz in der Nähe des Komposts sein, schön mit Löwenzahn bewachsen. Dann freuen sich sicher auch Igel & Co. über einen proteinreichen Extra-Snack.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 22. Juni 2018 | 06:20 Uhr