UmwelterziehungIn der Natur werden Kinder stark
Eine Studie in der Metropole Hongkong zeigt: Je mehr Kinder in Kontakt mit der Natur und ihren Pflanzen und Tieren sind, desto ausgeglichener und ruhiger werden sie. Und sie können besser mit anderen Kindern umgehen.
Kein Baum, keine Sonnenblume und keine Laus: Weil immer mehr Menschen in Städten leben, wachsen auch ihre Kinder fern von der Natur auf. Und darunter leiden sie, wie eine neue Studie der Universität Hongkong zeigt. In dem sie die Eltern von Vorschülern befragten, fanden die Forscher heraus: Naturverbundene Kinder sind weniger hyperaktiv, fühlen sich besser und kommen besser mit anderen Kindern klar, als diejenigen, die keine Beziehung zur Tieren und Pflanzen haben.
Weltweit lebt knapp die Hälfte aller Menschen in einer urbanen Umgebung. In der 7,5-Millionen-Einwohner-Metropole im Südosten Chinas ist es nahezu jeder. Allerdings ist Hongkong auch eine grüne Stadt. 90 Prozent aller Bewohner müssen maximal 400 Meter laufen, um in eine offene Grünfläche zu gelangen. Doch offenbar nutzen nicht alle Eltern dieses Angebot. 16 Prozent der Vorschüler in China zeigen erste Anzeichen von psychischen Problemen, wie zwei 2017 veröffentlichte Untersuchungen belegen.
Sammeln Kinder gerne Muscheln?
Um zu messen, welchen Effekt Naturverbundenheit auf die psychische Gesundheit der Kinder hat, befragten die Forscher die Eltern von 31 Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren. Einerseits sollten Mütter und Väter einschätzen, wie gerne ihre Kinder den Geräuschen in der Natur zuhören. Ob die Kleinen Pflanzen mögen oder Steine und Muscheln sammeln, zeigte nach Ansicht der Forscher, wie wohl sie sich in der Natur fühlen.
Daneben wollten die Psychologen wissen, wie sehr die Kinder Verantwortung für die Umwelt übernehmen. Dazu fragten sie danach, ob die Kinder weggeworfenen Müll aufsammeln, um der Natur zu helfen oder ob sie Pflanzen und Insekten vorsichtig behandeln. Zuletzt ging es um das Bewusstsein der Kinder für die Natur, ob sie den Unterschied zwischen drinnen und draußen bemerken und zum Beispiel die Anwesenheit von Tieren und Pflanzen wahrnehmen.
Lieb zu Tieren, sozial mit anderen Kindern
Um den psychischen Zustand zu beurteilten, fragten die Forscher danach, wie oft die Kinder Kopfschmerzen haben, ob sie sich an die Eltern klammern und viel weinen. Auch ob sie oft aufgekratzt und leicht ablenkbar sind, ob sie sich gut mit anderen Kindern verstehen oder ob sie lügen und klauen interessierte die Wissenschaftler.
Bei der Auswertung zeigten sich deutliche Zusammenhänge: Je mehr Vergnügen die Kinder in der Natur hatten, desto ausgeglichener waren sie seelisch. Wer mehr Verantwortung gegenüber Tieren und Pflanzen übernahm, war auch weniger zappelig und sozialer im Umgang mit anderen Kindern. Kurz: Je naturverbundener Kinder sind, desto besser steht es auch um ihre seelische Gesundheit.
Die Untersuchungen wurden im wissenschaftlichen Onlinemagazin PLOS ONE veröffentlicht.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Tierisch Tierisch | 02. Mai 2018 | 19:50 Uhr