Luftbild von verschiedenen Feldern, die von Dachkonstruktionen umgeben sind: Global Change Experimantal Facility (GCEF) in Bad Lauchstädt, eine Experimentierfläche des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ).
Blick auf die Anlage Global Change Experimantal Facility (GCEF) in Bad Lauchstädt. Hier testet das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), wie sich der Klimawandel auf Pflanzen auswirken wird. Bildrechte: André Künzelmann / UFZ

Hitze und Trockenheit Klimafolgen für Ökosysteme: Kaum realistische Experimente

09. April 2021, 17:24 Uhr

Bislang gibt es zu wenig Freilandexperimente, die die absehbaren Folgen der Klimaerwärmung für unsere Ökosysteme realistisch darstellen, kritisieren Forscher aus Halle.

Ein Forscherteam aus Halle hat insgesamt 76 experimentelle Studien zu klimatischen Veränderungen von Ökosystemen ausgewertet. Ihr Fazit: Die wenigsten Versuche spiegeln realistisch die erwartete Klimaerwärmung wieder. Wie sich also die rasche Erwärmung des Klimas auf die Pflanzensysteme auswirken werde, sei deshalb kaum bekannt, warnen die Wissenschaftler.

"Bei den Experimenten wurden Temperatur und Niederschlag künstlich verändert, um den Effekt auf die Pflanzengemeinschaft zu untersuchen", sagt Lotte Korell vom Zentrum für integrierte Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig. Sie ist Erstautorin der jetzt in der Fachzeitschrift "Global Change Biology" erschienen Metastudie. Das Problem an den meisten Experimenten: Die Veränderungen von Wärme und Regen entsprachen nicht den Klimaprojektionen für die jeweilige Region. "Häufig stimmten die Vorhersagen und die tatsächlichen Manipulationen nicht einmal annähernd überein", so Korell.

Experimente haben Klimavorhersagen nicht berücksichtig

Laut den aktuellen Vorhersagen zur Klimaerwärmung können je nach Region die Niederschläge um bis zu 25 Prozent schwanken. Bei den Temperaturen gehen sie von Veränderungen um bis zu 5 Grad Celsius aus. Bei den untersuchten Experimenten dagegen wurden die Niederschläge um Werte zwischen -100 und +300 Prozent verändert. Die Temperatur-Experimente dagegen blieben hinter den angenommenen schlimmstmöglichen Szenarien zurück.

Die Gründe für diese Abweichungen seien vielfältig, sagte Korell. Viele der Experimente wollten gar nicht die möglichen Folgen des Klimawandels untersuchen. Bei anderen standen zum Versuchszeitpunkt noch keine Aussagen zur erwarteten Klimaveränderung in der jeweiligen Region zur Verfügung.

Bessere Freilandexperimente nötig, um Klimafolgen abschätzen zu können

"Um Vorhersagen darüber zu treffen, wie Pflanzengemeinschaften auf den Klimawandel reagieren und wie unsere Ökosysteme in Zukunft aussehen werden, brauchen wir weltweit realistische Freilandexperimente", sagt Humboldt-Professorin Tiffany Knight die Leiterin der Arbeitsgruppe "Räumliche Interaktionsökologie" am iDiv.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UfZ) selbst betreibt eine solche Experimentierfläche in der Nähe von Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt. Dort wird in der Global Change Experimantal Facility (GCEF) untersucht, wie sich die erwarteten klimatischen Veränderungen auf die Landnutzung und damit auch die Landwirtschaft auswirken werden.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 21. August 2018 | 20:00 Uhr