Ein Mann mit einer Wärmebildkamera
Alle Gebäude geben je nach Dämmung mehr oder weniger Wärme ab. Auch in den Untergrund. Diese Energie sollte man recyceln, schlagen Forschende aus Halle vor. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO/Luhr

Uni Halle-Wittenberg Hitze aus dem Boden könnte zum Heizen genutzt werden

27. Juli 2022, 17:07 Uhr

Derzeit werden viele Wege geprüft, um langfristig von russischen Gas wegzukommen. Einen neuen hat offenbar die Uni Halle-Wittenberg aufgetan: Die in Städten erzeugte Hitze per Geothermie zum Heizen von Gebäuden recyceln.

Das internationale Forschungsteam um Prof. Peter Bayer untersuchte dafür die Frage, ob eine Rückgewinnung der Wärme, die beim Heizen von Haushalten entsteht, in großem Stil möglich sei. Schließlich werden dafür in Deutschland laut Umweltbundesamt rund zwei Drittel des privaten Energieverbrauchs aufgewendet. Ein Großteil davon kommt immer noch aus fossilen Quellen, was den Klimawandel weiter verstärkt. "Bei der Suche nach kohlenstoffarmen Alternativen wurde der Wiederverwertung der Hitze, die durch Urbanisierung, Industrialisierung und Klimawandel im flachen Untergrund angesammelt wird, bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt", erklärt Prof. Bayer.

Forscher wollen Diskussion versachlichen

Das Team unter Leitung der Dalhousie University in Kanada fand nun heraus, dass die angestaute Wärme im Erduntergrund tatsächlich ein großes Potenzial für die Wärmeversorgung hat. Bei etwa 50 Prozent aller weltweit untersuchten Standorte habe sich laut der Studie bereits Wärme angesammelt. Demnach könnten bis zum Jahr 2099 zwischen 73 und 97 Prozent der Regionen in Nordamerika, Europa und Australien ihren jährlichen Heizbedarf mit dieser recycelten Wärme decken.

Zudem könnten sich so auch die Temperaturen im Untergrund senken. "Sollten sich politische Entscheidungsträger und Interessengruppen gegen diese kohlenstoffarme Heizmethode entscheiden, wird sich die Wärme weiterhin im Boden stauen und die Qualität des Grundwassers und der Ökosysteme beeinträchtigen", resümiert die Studienleiterin Dr. Susanne Benz von der Dalhousie University.

(cdi)