Das MDR Klima-Update | Freitag, 3. September 2021 Dem Klimawandel entgegentreten – aber wie?

03. September 2021, 12:48 Uhr

Volle Kraft voraus und mit Innovationen die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen oder sollten wir lieber zurücktreten und von weiterem Wachstum absehen? Zwei Experten, warum sie jeweils eine der Strategien für richtig halten. Und: Wie Lebensmittelverschwendung auf den Klimawandel einspielt und was man selbst dagegen tun kann.

Julia Heundorf
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Demonstrationszug durch Wien mit Schüler und Schülerinnen im Zuge der Klimabewegung ,,Fridays for Future"
"Act now!", fordern Menschen, die für Klimaschutz auf die Straße gehen. Aber wie? Experten haben unterschiedliche Ideen. Bildrechte: imago images/photosteinmaurer.com

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

doppelt hält besser, deshalb haben wir dieses Update zu zweit für Sie vorbereitet. Gero Hirschelmann präsentiert Ihnen heute zwei spannende Positionen zu der Frage: Wie können wir dem Klimawandel sinnvoll entgegentreten? Treten wir lieber zurück von großartigem Konsum und klimaschädlichem Luxus oder ist Innovation der Schlüssel zum Erfolg? Das möchten wir auch von Ihnen wissen! Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Ihre Erfahrungen und Anmerkungen zum Thema. 

Außerdem: Wie Lebensmittelverschwendung auf den Klimawandel einspielt und wie wir sie vermeiden können. Dazu hat MDR WISSEN eine große Aktion gestartet. Dazu gehört eine App, mit der Sie ihr eigenes Verhalten rund um Lebensmittel entdecken können und die voller Tipps und Tricks steckt. Außerdem haben die Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen Haushalten gesprochen. Wenn Sie schon gespannt sind, gucken Sie direkt mit uns in die Küche einer jungen Wohngemeinschaft. Oder scrollen Sie jetzt weiter für zwei Expertenmeinungen dazu, wie wir dem Klimawandel am besten entgegentreten sollten.

Resteretter: So klappt's in der WG 3 min
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3 min

Fr 11.06.2021 15:06Uhr 03:27 min

https://www.mdr.de/wissen/resteretter/video-resteretter-privat-wg-100.html

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Video

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Wie kommen wir da wieder raus? Darauf gibt es nicht die eine Antwort. Immer mehr Menschen achten darauf nachhaltiger zu leben und nachhaltiger zu konsumieren. Wirklich in der Verantwortung sind aber große Unternehmen, bei denen der Großteil der Emissionen entsteht. 

Mein Kollege Gero Hirschelmann hat nun zwei Ökonomen gefragt: Wie kann man dem Klimawandel aus wirtschaftlicher Sicht entgegentreten. Er hat zwei sehr unterschiedliche Antworten bekommen: Einer – nämlich Niko Paech von der Uni Siegen – sagt: Weniger ist mehr!

Er setzt auf "degrowth", auf Deutsch etwa "zurückwachsen". Man könnte auch sagen Gesundschrumpfen. Man müsse jetzt genügsam sein, was nicht bedeute, dass man auf etwas verzichten müsse. Ein Leben ohne Mango, Kiwi, Avocado und Futterimporte für die Fleischindustrie sowie Kreuzfahrten zum Beispiel sei erträglich. Paech sagt:

Früher oder später wird die Angst um die Überlebensfähigkeit unserer Zivilisation größer sein als die Angst vor dem Wohlstandsverlust, der sich zudem begrenzen und ertragen ließe.

Niko Paech

Andere Wirtschaftswissenschaftler sehen im ökonomischen Wachstum eine Grundvoraussetzung für den Kampf gegen den Klimawandel. Sie setzen auf unternehmerische und private Freiheit, technischen Fortschritt, eine stetige Erhöhung der Produktivität von Arbeit – und einen Preis auf negative Effekte, wie CO2-Ausstoß. 

Zu diesen Wirtschaftswissenschaftlern gehört Jan Schnellenbach von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Wachstum sei die Voraussetzung zum Beispiel für unser Sozialsystem, für Rente und Krankenversorgung – das alles setze voraus, dass wir produktiver werden und auch wachsen.

Auf Wachstum zu verzichten, bedeute auch Innovationen zu verhindern, die in Zukunft Probleme lösen könnten.

Was sagen Sie und warum? 

Welcher der dargestellten Positionen neigen Sie zu, liebe Abonnentinnen und Abonnenten? Ist wirtschaftliches Wachstum generell ein Feind des Klimawandels – oder im Gegenteil eine wesentliche Voraussetzung, ihn zu stoppen? Schicken Sie uns eine E-Mail. Wir sind gespannt auf Ihre Meinungen!

Neue Studie: WWF warnt vor Wasserknappheit wegen unserer Ernährung

Im Interview mit MDR AKTUELL erklärt die WWF Ernährungsexpertin Tanja Dräger, wie viel Wasser unsere Lebensmittel brauchen und warum das zu viel ist. Jede Person in Deutschland verbraucht im Durchschnitt jährlich 220 Badewannen voll Wasser, nur für die Produktion von Lebensmitteln. Trinken, Kochen und Duschen ist noch nicht einberechnet. Das liegt etwa daran, dass wir Lebensmitteln aus Regionen importieren, in denen Pflanzen viel bewässert werden müssen. In Deutschland selbst wird laut Dräger gar nicht genug selbst angebaut – ein Großteil der angebauten Pflanzen werde hierzulande als Futtermittel angebaut. In der Verantwortung sieht die Ernährungsexpertin den Handel, die Verbraucherinnen und Verbraucher und natürlich auch die Politik.

Und das noch: Viele Lebensmittel, die mit viel Wasser produziert werden, verbrauchen wir dann nicht mal. Dass wir es vermeiden sollten, Lebensmittel zu verschwenden, habe ich schon als Kind gelernt und ich bin mir sicher: die meisten von Ihnen auch. Aber warum? Weil Nahrung nicht auf Bäumen wächst? Naja, zum großen Teil schon. Aber natürlich gibt es noch Hunger auf der Welt, Obst und Gemüse wachsen nicht von heute auf morgen, Acker und Plantagen nehmen Platz auf der Erde ein und so weiter … Und: Wenn man produzierte Lebensmittel nicht verbraucht, war all die Energie umsonst, die in die Produktion gesteckt wurde. So machen Lebensmittelabfälle laut WWF zehn Prozent der Treibhausgasemissionen aus.

Fleisch und Tierprodukte werden übrigens weniger häufig verschwendet als Gemüse, aber sie verursachen viel mehr Emissionen. Klar: Ein Tier braucht im Stall mehr Platz als ein Maiskolben auf dem Acker, ein Tier braucht Wärme, Licht, Trinken, Futter (das ja auch erst produziert werden muss) und so weiter.

Die Daten vom WWF und aus einer weiteren Studie haben auch meine Kolleginnen und Kollegen bei MDR WISSEN ausgewertet und in wunderbaren Grafiken verpackt. Im Beitrag erfahren Sie außerdem noch mehr zum Thema.

Und das Team bei MDR WISSEN hat sich zusammen mit Studierenden des Masterstudiengangs Kommunikation der Uni Leipzig noch viel mehr mit dem Thema Lebensmittelverschwendung beschäftigt: Sie haben bei Menschen nachgefragt, wie die mit Lebensmitteln umgehen.

Frau, neben einem Kühlschrank stehend 1 min
Bildrechte: Nina Pogrebnaya
1 min

Mi 27.01.2021 16:18Uhr 00:51 min

https://www.mdr.de/wissen/resteretter/resteretterin-ruth-schlag100.html

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Video
Lebensmittelretter 4 min
Bildrechte: Philip Sauer

Wenn Sie jetzt sagen: Ich will auch mehr auf mein Verhalten achten, wenn es ums Einkaufen und Verbrauchen von Lebensmitteln geht, hilft ihnen vielleicht die MDR-Resteretter-APP. Damit können Sie erfassen, was Sie über einen bestimmten Zeitraum wegschmeißen und warum. Außerdem finden Sie nützliche Infos und Tipps zum Umgang mit Lebensmitteln in der App.

Zum Schluss

blicke ich mit Ihnen nach Sachsen-Anhalt. Da arbeiten noch einige Kohlekraftwerke. Bis spätestens 2038 soll die Kohleverstromung in Deutschland aber komplett enden und das Team von #MDRklärt hat sich angeguckt, wie es im Land um den Kohleausstieg steht. Ein Kraftwerk in Teuchern soll im Dezember abgeschaltet werden, für andere ist bisher kein End-Datum festgelegt worden. Klicken Sie sich bei Interesse durch unsere Galerie. 

Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Meinung sowie Fragen und Anmerkungen per Mail schreiben und melden uns nächste Woche mit dem nächsten Klima-Update. 

Mit freundlichen Grüßen
Julia Heundorf

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL | 02. September 2021 | 09:20 Uhr

18 Kommentare

Anni22 am 09.09.2021

Vielleicht sollten wir aufhören zu diskutieren, ob wir einsparen müssen sondern uns wirklich auf das Wie konzentrieren. Am besten so, dass alle noch Spaß am Leben haben und sich mehr als den Weg zur Arbeit und ein halbwegs warmes Dach über dem Kopf leisten können. Das wärs eigentlich!

Eulenspiegel am 07.09.2021

Hallo Britta
„Die Argumente liegen klar auf dem Tisch, man muss sie nur aufnehmen und einfach mal selbst (!) „
Da hätte ich mal eine Frage:
Beziehen sie bei ihren Versuchen des Selbstdenkens die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 50 Jahre mit ein?
Ich habe nicht den Eindruck. Weil die Wissenschaften und ihre Erkenntnisse ganz wo anders stehen.

DER Beobachter am 06.09.2021

Einzig wahre auch stat. belegbare Behauptg. von Ihnen, dass Ch 2019+2020 (knapp, v.a. wegen Corona) mehr CO2 als alle Industriestaaten zusammen prod. hat. Alle andren Daten (und v.a. Vermutungen), die Sie kolportieren, sind schlichtweg veraltet (z.B. Aussage der EU-Komm. von 2009, und ja, seitdem hat sich Ausstoß Chinas tatsächlich bis jetzt ungefähr verdoppelt, ist aber seit 2019 nachweislich rückläufig (trotz Chinas weltwirtsch. "Corona-Vorteils"). Alles andere ist schlichtweg falsch. Kann man schnell rauskriegen, indem man einfach entweder auf deutsch oder auf englisch nach entsprechenden globalen (a k t u e l l e n) Statistiken googelt, z.B. eben der Europäischen Kommission, Statista, ... Und selbst wenn Sie nicht nach Fakten googeln wollen, hilft Ihnen Selbst denken tatsäch. weiter, wenn Sie denn täten! Dann würden Ihnen Widersprüche in sich in Ihrer Darstellung auffallen, Sie müssten sich fragen, warum Ch+Industriestaaten Emmissionsrechte in Afrika aufkaufen können usw.