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MDR KLIMA-UPDATE | 1. April 2022Voll im Klimatrend: Der März war extrem trocken

01. April 2022, 11:00 Uhr

Im ersten Frühlingsmonat ist in Deutschland kaum Regen gefallen. Damit liegt der März leider genau im Trend, den der Deutsche Wetterdienst seit einigen Jahren beobachtet.

von Clemens Haug

Liebe Lesende,

ganz sicher haben Sie genau wie ich die vielen schönen Sonnentage im März sehr genossen – und vermutlich mit Blick auf frisch eingesäte Kulturen im Garten trotzdem auf Regen gehofft. Diese Frühjahrstrockenheit ist leider ein besorgniserregender Trend, der in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Das haben die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst festgestellt. Besonders dramatisch sei dieser Effekt im Nordosten von Deutschland, wo es mittlerweile zwischen Mitte März und Mai an etwa 40 Tagen nicht mehr regne. Für die im Frühling ausgesäten Pflanzen bedeutet das leider nichts Gutes. Aktuell sind die Böden in den meisten Gegenden Mitteldeutschlands noch feucht genug, so dass das Pflanzenwachstum noch nicht in Gefahr ist, fasst mein Kollege Manuel Mohr die Situation für Sachsen-Anhalt zusammen.

Trotzdem hoffen wir auf ergiebige Regenfälle im April und danach ein erfolgreiches Jahr für die Landwirtschaft. Angesichts der zu erwartenden Ernteausfälle durch den russischen Überfall auf die Ukraine wäre ein gutes Agrarjahr in Westeuropa wichtiger denn je.

Zahl der Woche:

1049,6 Hektopascal

...waren der höchste gemessene Luftdruck im Monat März - aufgezeichnet hat ihn eine Messstation des DWD auf der Insel Sylt am 19. März. Der hohe Luftdruck entstand durch das ungewöhnliche Aufeinandertreffen zweier Hochdruckgebiete über Südskandinavien. Der hohe Wert spiegelt die sogenannte Blockadewetterlage wider, die uns den wochenlang anhaltenden Sonnenschein brachte und alle Regenwolken von Mitteleuropa fern hielt. (Mehr dazu erfahren Sie bei den Kollegen von Spektrum.de).

Auch die Wetterstation am Leipziger Flughafen registrierte den hohen Luftdruck an diesem Samstag vor zwei Wochen.

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2021 - ein Klimajahr der Extreme

Der Sommer war vielleicht nicht so heiß wie 2018 oder 2019, trotzdem war auch 2021 wieder deutlich zu warm. Neben der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli sticht aus Sicht der Meteorologen beim Deutschen Wetterdienst der Wetterumschwung Ende Februar hevor.

Damals, vor über einem Jahr, hatten die Temperaturen etwa an der Wetterstation in Göttingen innerhalb einer Woche einen Sprung von 41,9 Grad Celsius gemacht. Lagen sie am 14. Februar 2021 noch bei -23,8 Grad Celsius, wurden genau sieben Tage später (am 21. Februar) 18,1 Grad Celsius gemessen.

Während Europa nur eine relativ kurze Hitzewelle im Juni erlebte, verzeichnete Nordamerika wahrhaft glühende Temperaturen: 49,6 Grad Celsius wurden im kanadischen Bundesstaat British Columbia gemessen. Es kam zu heftigen Waldbränden. Etwas weiter südlich, in der kalifornischen Wüste Death Valley, wurde der Allzeit-Weltrekord von 1930 erreicht: 54,4 Grad Celsius.

Insgesamt war 2021 das elfte zu warme Jahr in Folge, so die Bilanz des DWD über die wir hier bei MDR WISSEN ausführlich berichten.

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Dramatisch für Deutschland entwickelt sich vor allem die Wasserknappheit. Denn auch wenn 2021 die Bilanz über das ganze Jahr stimmte - nach drei viel zu trockenen Jahren in Folge - die Veränderungen bei der Verteilung der Niederschläge stellen ein wachsendes Problem dar. Der Regen fehlt im Frühling und schadet dann zur Erntezeit im Sommer.

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Wie wir uns auf diese Veränderungen einstellen können, daran arbeiten Forschende mit Hochdruck. Eine Dekarbonisierung unserer Wirtschaft ist dennoch alternativlos. Daneben macht uns eine Energieerzeugung aus Wind und Sonne unabhängig von Energieimporten - eine Aufgabe, die durch Putins Angriffskrieg nochmal wichtiger geworden ist.

Klima-Termine

MONTAG, 4. APRIL

Pressekonferenz: Wie können wir die Klimakatastrophe noch verhindern? Die Arbeitsgruppe 3 des Weltklimarats IPCC veröffentlicht den dritten Teil des sechsten Sachstandsberichts, in dem es um Maßnahmen zur Minderung der Klimaerwärmung geht, also um den notwendigen Umbau der globalen Wirtschaft und Energieerzeugung.

DIENSTAG, 5. APRIL

Online, Bundesumweltamt: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamtes, und andere diskutieren zum Thema: "Wie gelingt die Transformation unserer Wirtschaft hin zur Klimaneutralität? - Aufgaben für die neue Ampel-Koalition in Zeiten des Ukraine Krieges". Digitale Podiumsdiskussion des Umweltbundesamts von 17 Uhr bis 18.30 Uhr.

DIENSTAG, 5. APRIL

Halle: "10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?" - Film und Gespräch zum Thema "Ernährungswende" im PuschKino in Halle, Kardinal-Albrecht-Straße 6, Beginn 19 Uhr.

MITTWOCH, 6. APRIL

Magdeburg: Energie- und Wassersparen im Haushalt - wie kann man individuell steigenden Kosten entgegenwirken, welche Hilfsmittel und Einsparmöglichkeiten und welche Beratungsangebote gibt es. Städtische Volkshochschule Magdeburg, Beginn 17 Uhr.

MITTWOCH, 6. APRIL

Gera: "Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!" – Diesen Satz hört Forstamtsleiter Bernd Wilhelm immer häufiger. Wir kennen die Schlagzeilen, doch wie berechtigt sind die Sorgen? Frank Quilitzsch will es genau wissen und streift ein Jahr lang mit Thüringer Förstern und Baumforschern durch die Reviere. Diskussion mit Buchautor und Forstexperten in der Stadtbibliothek Gera, Beginn 19.30 Uhr.

Klimaforschung und Menschheit

STURMFLUTEN UND MEERESPEGEL HÄNGEN ZUSAMMEN

Die Zunahme extremer Sturmfluten an den europäischen Atlantik- und Nordseeküsten korreliert offenbar mit dem Anstieg der Meeresspiegel. Ein Team um Francisco Calafat hat beobachtete Flutpegel im Zeitraum 1960-2018 statistisch ausgewertet. Die beobachteten Effekte stimmen dabei überein mit den Klimamodellen, die Ausdehnung nordatlantischer Stürme nach Osten vorhersagen, was vor allem für das Vereinigte Königreich und Mitteleuropa gefährlich werden könnte, berichten die Forscher in Nature.

WIRTSCHAFTSWACHSTUM UND CO2

Wirtschaftswachstum und Klimaneutralität gehen sehr wohl zusammen. Eine Modellierung von Forschern des University College in London zeigt, dass die Wirtschaft bis 2100 in ihrem bisherigen Tempo weiter wachsen kann, selbst wenn die Staaten der Welt die CO2-Emissionen bis 2050 auf null reduzieren. Voraussetzung sei eine vollständige Umstellung der Stromerzeugung auf Erneuerbare Energien und Steigerung der Elektrizitätsproduktion um das Siebenfache des Verbrauchs von 2010, um auch Verkehr, Industrie und Wärmeerzeugung vollständig zu dekarbonisieren, schreiben die Forschenden im Fachblatt Oxford Open Energy.

KLIMAGELD UNGERECHT?

Ein höherer Preis für den Ausstoß von CO2 stößt in einer repräsentativen Umfrage auf Zustimmung, das für den sozialen Ausgleich geplante Klimageld jedoch nicht. Die im Auftrag des Thintanks Adelphi von der RWTH Aachen und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung  durchgeführte Untersuchung stellt fest, dass das Klimageld als nicht klimafördernd, bürokratisch und wenig gesteuert wahrgenommen wird, berichten die Forscher bei Adelphi.

GREAT BARRIER REEF - GEFÄHRDUNG UND RETTUNG

Australische Forscherinnen haben eine Methode entwickelt, nach der Meeresbiologen gezielt nach hitzeresistenten Korallen im Great Barrier Reef suchen und diese zur Sanierung der Riffe nutzen können. Kate Quigley und Madeleine van Oppen stellen einen Ansatz vor, bei dem unter anderem die Erkenntnisse von Brutexperimenten und Satellitendaten kombiniert wurden. Demnach gibt es Korallenspezies, die die steigenden Wassertemperaturen überleben und die durch den Klimawandel stark gefährdeten Korallenriffe vor der australischen Ostküste zumindest teilweise erhalten könnten, berichten die Forscherinnen in Nature. Das Great Barrier Reef erlebt aktuell die sechste Korallenbleiche seit 1998, berichtet die Tagesschau.

HEISSE SOMMERNÄCHTE TÖDLICH FÜR ÄLTERE MÄNNER

Heiße Sommernächte sind eine wachsende gesundheitliche Gefahr für Männer im Alter von 60 bis 65 Jahren. Wie kanadische Forscher berichten, steige eine im Durchschnitt um 1 Grad Celsius wärmere Sommernacht das Risiko tödlicher Herz-Kreislauferkrankungen bei den Senioren um etwa drei Prozent. Frauen seien davon nicht betroffen, ergab die statistische Auswertung von Daten aus den Jahren 2001 bis 2015, die im British Medical Journal erläutert wird.

Zum Schluss

Ich hoffe, der neu gestaltete Klimanewsletter hat Ihnen gefallen! Empfehlen Sie uns gerne weiter. Kommende Woche begrüßt Sie hier mein Kollege Florian Zinner.

Herzlichst

Ihr Clemens Haug

Sie haben eine Frage oder Feedback?

Schreiben Sie uns an -> klima@mdr.de