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Der Afrikanische Waldelefant ist unverzichtbar für den Regenwald. Bildrechte: imago images/Cavan Images

Wald-BiodiversitätFür das Klima: Rettet die Afrikanischen Waldelefanten!

24. Januar 2023, 15:40 Uhr

Elefanten gehören wohl zu den beliebtesten Tieren in Kinderzimmern auf der ganzen Welt. Und trotzdem konnte das den Afrikanischen Waldelefanten bisher nicht retten: Er gilt als akut vom Aussterben bedroht. In den vergangenen rund 30 Jahren ist die Population um mehr als 85 Prozent geschrumpft. Doch der Elefant ist extrem wichtig für die Biodiversität in Afrikas Regenwäldern, zeigen Forschungsergebnisse. Ohne die Elefanten wäre diese Kohlenstoffsenke akut gefährdet – und damit auch das Klima.

Wenn die Afrikanischen Waldelefanten aussterben, dann wird der Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre ansteigen. Diese Aussage könnte zunächst irritieren, denn auf den ersten Blick ist wohl nicht so ganz klar, was Elefanten jetzt so direkt mit einer größeren Menge Kohlenstoffdioxid zu tun haben könnten. Und dennoch ist das die Erkenntnis aktueller Forschungsarbeit. Der Zusammenhang findet sich im Lebensraum der stark gefährdeten Tiere: dem Regenwald.

Waldelefanten sind die Förster der Wälder

Das Forschungsteam aus Frankreich und den USA weist den Elefanten eine Schlüsselrolle bei der Schaffung und dem Erhalt des Regenwalds in Afrika zu. Der ist eine extrem wichtige Kohlenstoffsenke: Wenn die Waldelefanten aussterben, würde der Regenwald in Zentral- und Westafrika – der zweitgrößte Regenwald der Erde – zwischen sechs und neun Prozent seiner Fähigkeit verlieren, atmosphärischen Kohlenstoff zu binden, bilanzieren die Forschenden. Und das würde die Klimaerwärmung weiter verstärken.

Wenn die Elefanten beim Fressen Schaden anrichten, hilft das der Ökologie des Waldes. Bildrechte: imago/blickwinkel

Aber was genau machen die Elefanten im Wald, um ihn zu pflegen? Im Prinzip benehmen sie sich einfach wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen: Sie zertrampeln Pflanzen und verteilen andere, indem sie sie fressen. Dem Forschungsteam zufolge gibt es innerhalb des Regenwaldes zwei Arten von Bäumen: Bäume mit niedriger Kohlenstoffdichte – leichtes Holz – und Bäume mit hoher Kohlenstoffdichte – schweres Holz. Während das leichte Holz schnell wächst und alles andere überragt, um an Sonnenlicht zu gelangen, wächst schweres Holz nur langsam, braucht weniger Sonnenlicht und kann auch im Schatten wachsen. Wie viele Bäume es von welcher Art gibt, beeinflussen die Waldelefanten: Sie fressen bevorzugt leichtes Holz. Das "lichtet" den Wald, erläutert das Forschungsteam, ganz ähnlich wie es auch ein Förster machen würde, um das Wachstum bestimmter Arten zu fördern. Durch diese Ausdünnung gebe es schließlich weniger Wettbewerb zwischen den Bäumen, was zu mehr Licht, Platz und Bodennährstoffen führe.

Sie pflanzen den Wald mit Bäumen und sie werden das Unkraut los. Elefanten leisten eine enorme Arbeit, um die Vielfalt des Waldes zu erhalten.

Stephen Blake, Saint Louis University

Bei ihrer "Gartenarbeit" im Regenwald gehen die Waldelefanten ziemlich rabiat vor, erläutern die Forschenden. "Elefanten fressen viele Blätter von vielen Bäumen, und sie richten großen Schaden an, wenn sie fressen", sagt der leitende Autor Stephen Blake von der Saint Louis University. "Sie reißen Blätter von Bäumen, reißen einen ganzen Ast ab oder entwurzeln einen Setzling." Die Daten des Teams zeigten jedoch, dass die meisten dieser Schäden an Bäumen mit niedriger Kohlenstoffdichte auftreten. "Wenn es viele Bäume mit hoher Kohlenstoffdichte gibt, ist das ein Konkurrent weniger, der von den Elefanten eliminiert wird", so Blake. Zusätzlich verbreiten die Elefanten auch noch die Samen von Bäumen mit hoher Kohlenstoffdichte. Denn die produzierten oft große, nahrhafte Früchte, die die Tiere fressen. Die Samen überleben die Verdauung und landen mit dem Dung auf dem Boden, wo sie ideal keimen können.

Waldelefanten im Schutzgebiet Dzanga-Sangha in der Zentralafrikanischen Republik. Bildrechte: imago images/Cavan Images

Diese Beobachtungen der Forschenden zeigen, wie die Waldelefanten das Klima direkt beeinflussen: Die Bäume mit hoher Kohlenstoffdichte speichern mehr CO2 aus der Atmosphäre als die mit niedriger Kohlenstoffdichte. Mit ihrer "Gartenarbeit" tragen sie also direkt zur Bekämpfung der globalen Erwärmung bei.

Schützt die Elefanten!

Das Forschungsteam fordert aufgrund der Ergebnisse, dass die Afrikanischen Waldelefanten sofort besser geschützt werden müssten. "Das Argument, dass jeder Elefanten liebt, hat nicht genügend Unterstützung gefunden, um das Töten zu stoppen. Das Argument für den Elefantenschutz in Richtung der Rolle zu verschieben, die Waldelefanten bei der Erhaltung der Biodiversität des Waldes spielen, hat auch nicht funktioniert, da die Zahlen weiter sinken", sagt der leitende Autor Stephen Blake von der Saint Louis University. Er hat den Elefanten einen Großteil seiner bisherigen Karriere gewidmet.

Die Rolle der Waldelefanten in unserer globalen Umwelt ist zu wichtig, um sie zu ignorieren.

Stephen Blake, Saint Louis University

Nun könne das Forschungsteam die robuste Schlussfolgerung hinzufügen, so Blake, "dass wir dem Klimaschutz einen globalen Bärendienst erweisen, wenn wir Waldelefanten verlieren." Er fordert deshalb die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die Bedeutung der Waldelefanten für den Klimaschutz ernst zu nehmen und sich für den Schutz der Tiere einzusetzen. Insbesondere im Kongobecken und in Westafrika müssten die Populationen sofort geschützt werden.

Waldelefanten im Kongobecken: Akut vom Aussterben bedroht Bildrechte: imago images/SURZ

In vielen Gebieten des Regenwaldes seien die Tiere nämlich faktisch schon ausgestorben. Die Population sei dort so gering, dass sie keine Auswirkungen mehr auf die Ökologie des Waldes habe, erläutert Blake. "Zehn Millionen Elefanten durchstreiften einst Afrika, und jetzt sind es weniger als 500.000, wobei die meisten Populationen in abgelegenen Gebieten leben." Das größte Problem sei dabei die Wilderei. "Diese illegalen Tötungen müssen aufhören, um das Aussterben der Waldelefanten zu verhindern", bilanziert der Forscher.

Rette die Elefanten und hilf mit, den Planeten zu retten. Es ist wirklich so einfach.

Stephen Blake, Saint Louis University

Der Erstautor der Studie, Fabio Berzaghi vom Laboratory of Climate and Environmental Sciences (LSCE) in Frankreich, will künftig weiter untersuchen, welchen Einfluss andere Tiere im Regenwald auf die Biodiversität haben und ob es ähnliche Effekte wie bei den Elefanten geben könnte. "Die Auswirkungen unserer Studie gehen über Waldelefanten in Afrika hinaus", sagt er. Auch andere große Pflanzenfresser wie Primaten oder der Asiatische Elefant könnten zum Wachstum von Bäumen mit hoher Kohlenstoffdichte in anderen Tropenwäldern beitragen, vermutet er.

Link zur Studie

Berzaghi, Fabio et. al.: Megaherbivores modify forest structure and increase carbon stocks through multiple pathways. In: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2201832120.

(kie)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Elefant, Tiger & Co. | 20. Januar 2023 | 19:50 Uhr

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