Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Eine Reduktion von Klimagasen wie CO2 würde erst Jahrzehnte später zu einer Senkung der globalen Durchschnittstemperaturen führen. Bildrechte: imago images/Manngold

KlimawandelCO2-Reduktion wird erst nach Jahrzehnten sichtbar

07. Juli 2020, 17:00 Uhr

Wir können uns viel Mühe geben im Kampf gegen den Klimawandel, belohnt werden aber erst die nächsten Generationen. Gelingt der Menschheit die Reduzierung von Klimagasen, sinken die Durchschnittstemperaturen nämlich erst Jahrzehnte später. Das zeigt eine neue Simulation, die unterscheidet, welche Auswirkungen CO2, Methan und Ruß haben. Doch wenn wir jetzt handeln, gibt es auch postitive Effekte, die schnell wirksam werden.

von Clemens Haug

Die Coronakrise bietet in Deutschland eine schöne Illustration für das Präventionsparadox: Gelingt es, eine Gefahr abzuwehren, ist hinterher immer unklar, wie schlimm es ohne Schutzmaßnahmen geworden wäre. Das aber macht die Rechtfertigung starker politischer Eingriffe in das Leben der Menschen schwierig.

Natürliche Schwankungen machen Klimagas-Reduktionen zunächst unsichtbar

Beim Klimaschutz drohen indes noch viel gravierendere Probleme. Denn eine ganze Reihe von Simulationen zeigt: Selbst wenn die Menschheit von jetzt auf gleich ihren Ausstoß von Klimagasen auf null absenkt, wäre die daraus resultierende Abkühlung der globalen Temperaturen erst nach Jahrzehnten messbar. Denn das große Problem ist, das natürliche Temperaturschwankungen die Effekte von Klimaschutz zunächst überlagern.

Deutlich wird das an der sogenannten Pause der globalen Erwärmung der Jahre 1998 bis 2013, als es so aussah, als ob die Klimaerwärmung langsamer werden würde, trotz weiterhin stark ansteigender Emissionen. Es gibt aber je nach Klimagas Unterschiede, wie schnell Effekte sichtbar sind und wie stark sie ausfallen. Das zeigt eine jetzt in nature communications veröffentlichte Studie.

An der CO2 Reduktion führt kein Weg vorbei

Der norwegische Forscher Björn Hallvard Samset und seine Kollegen haben für CO2, Methan und Ruß untersucht, wie schnell die Reduzierung der Emissionen im Klima feststellbar wäre. Demnach würde eine Verringerung von Rußpartikeln am schnellsten zu einem Effekt führen, der aber im Vergleich mit anderen Klimatreibern auch am geringsten ausfällt. Eine CO2 Reduktion wiederum hätte langfristig den größten Effekt, verursacht aber zugleich die höchsten Kosten und ist auch erst am spätesten sichtbar. Methan ist ein noch stärkeres Klimagas. Hier hätte eine Reduktion schneller messbare Folgen, die auch nachhaltig wären. Allerdings ist bislang unklar, wie aufwendig die Verringerung von Methan ist.

Um möglichst viele dieser Szenarien durchrechnen zu können, haben die Forscher ein vereinfachtes Klimamodell gewählt und in die Daten Ergebnisse von komplexeren Berechnungen integriert. Dadurch kann es an einzelnen Stellen zu Unsicherheiten kommen. Unabhängige Kommentatoren der Studie wie Holger Kantz vom Max-Planck-Institut für die Physik komplexer Systeme in Dresden sehen darin aber kein großes Problem für die Aussagekraft. Klar wird, an der CO2 Reduktion führt kein Weg vorbei, weil hier der daraus resultierende Schutz des Klimas am nachhaltigsten ist.

Kurzfristige Nutzen von Klimaschutz sichtbar machen

"In der Klimaforschung ist es seit langem bekannt, dass, wenn wir heute etwas tun, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, wir einen Effekt auf das Klima erst in ungefähr 30 oder mehr Jahren sehen werden. Das hat mit der Trägheit und Variabilität des Klimasystems zu tun", sagt Stefan Hagemann vom Helmholtz-Zentrum in Geesthacht bei Hamburg. Für die Klimapolitik könnte das aber zu einer Herausforderung bei der Begründung von Maßnahmen werden: Die Kosten wären sofort da, der Nutzen aber erst Jahrzehnte später.

Der Kommunikationswissenschaftler Michale Brüggemann von der Universität Hamburg schlägt deshalb eine Strategie vor. "Auch kurzfristige positive Nebeneffekte von Klimaschutz sollten mitkommuniziert werden. Zum Beispiel verbessert eine Verkehrswende heute die Lebensqualität in Großstädten sofort. Die Luft wird besser, der Verkehrslärm geringer. Die Autos verstopfen und verparken unseren Lebensraum nicht mehr so stark – und in vielen Jahrzehnten wird auch die globale Erhitzung gemindert." Es sei also wichtig, auch weniger direkte, aber kurzfristige Nutzen von reduzierten Klimagasen zu erforschen und sichtbar zu machen.

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen