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KlimaNeue Daten über 24.000 Jahre: Unser Klimawandel ist beispiellos

10. November 2021, 17:00 Uhr

Dass das, was unser Klima gerade durchmacht, weit über die Schwankungen hinausgeht, die es natürlicherweise gibt – das wissen wir schon. Neue Daten verschärfen diese Aussage nochmal mit hoher Präzision. Sie wurden jetzt im Fachblatt Nature veröffentlicht.

Schmelzende Gletscher zählen zu den großen Bedrohungen durch den Klimawandel. Bildrechte: PantherMedia / Luigi Morbidelli

"Unprecedented" – das ist dieses wohlklingende englische Wort, das man in den vergangenen Jahren besonders häufig in Medien und Forschung hört. Wohlklang ist allerdings nicht die Intention dieser Vokabel, die nicht nur in Corona-, sondern auch in Klimafragen sich am besten mit "beispiellos" übersetzen lässt.

Das sei er, der Klimawandel, beispielloser als gedacht vor allem. So sehen das Forschende der University of Arizona und nutzen das Wort gleich für die Überschrift ihrer Mitteilung zur Studie. Die Idee des Teams: Die derzeit vorherrschenden Daten noch genauer machen. Und noch erschreckender, so ehrlich muss man sein.

Geschwindigkeit der Erwärmung schneller als alles bisher Gesehene

Jessica Tierney, Professorin für Geowissenschaften und Mitautorin der Studie: "Diese Rekonstruktion deutet darauf hin, dass die aktuellen Temperaturen in 24.000 Jahren beispiellos sind und dass die Geschwindigkeit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung schneller ist als alles, was wir gleichzeitig gesehen haben."

Sedimente sind ein gutes historisches Thermometer für Forschende. Bildrechte: imago images/Nature Picture Library

Rekonstruktion bedeutet: Die Forschenden haben Karten der globalen Temperaturänderung für jedes 200-Jahres-Intervall seit der letzten Eiszeit vor 24.000 Jahren erstellt. Aus den Ergebnissen der Untersuchung geht deutlich hervor, dass der Temperaturanstieg in den vergangenen 150 Jahren bei weitem alles übertrifft, was vorher dagewesen ist. Fragt sich nur: Woher kommen solche Daten?

Globaler Temperaturanstieg seit der letzten Eiszeit. Bildrechte: Nature/Osman et al., MDR

Computermodell vs. Sedimente

Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, so die Forschenden. Computersimulationen etwa, oder die Analyse von Meeressedimenten. Temperaturänderungen können die Chemie der Schale eines längst toten Tieres im Laufe der Zeit beeinflussen. Diese Schalen lagern sich als Sedimente ab. Durch Messungen ist es möglich, Temperaturveränderungen abzuschätzen. Gut, aber nicht perfekt.

Computermodelle basieren auf Wissenschaft und dem, was wir über die Phsysik, das Klima und die Welt so wissen. Gut, aber nicht perfekt.

In der Kombination liegt die Kraft

So ganz perfekt wird es auch sicher nicht werden, aber den Forschenden erschien es klug, beide Methoden miteinander zu kombinieren, mit dem besten aus zwei Welten sozusagen. Das Team verweist auf Wettervorhersagen, bei denen auch eine Kombination aus Daten erfolgt, um die Vorhersagen zu präzisieren.

Ein nächster Schritt soll es nun sein, die Methode anzuwenden, um den Klimawandel in noch weiter zurückliegender Vergangenheit zu untersuchen. "Wir freuen uns, diesen Ansatz auf alte Klimazonen anzuwenden, die wärmer waren als heute", so Jessica Tierney, "weil diese Zeiten im wesentlichen Fenster in unsere Zukunft sind." In der Hoffnung, dass wir in dieser keine Steigerungsform von "Unprecedented" benötigen.

flo

Link zur Studie

Die Studie Globally resolved surface temperatures since the Last Glacial Maximum erschien am 10. November 2021 in Nature.

DOI: 10.1038/s41586-021-03984-4

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