Ein Schiff folgt einem Blauwal
Marine Hitzewellen verändern die Zeiten, zu denen Blauwale durch die Ozeane wandern. Darauf müssen sich Schiffskapitäne einstellen. Bildrechte: IMAGO / Nature Picture Library

Metastudie Klimawandel wird Konflikte zwischen Tieren und Menschen verschärfen

28. Februar 2023, 11:04 Uhr

Wale verändern durch Hitzewellen ihre Routen und kollidieren mit Schiffen, Elefanten suchen bei Dürre in Dörfern nach Wasser: Der Klimawandel verschärft Konflikte zwischen Tieren und Menschen, zeigt eine neue Metastudie.

Die Menschheit dringt mit ihrer Industrie immer tiefer in alle Bereiche der Erde vor und engt dabei die Lebensräume von Wildtieren immer weiter ein. Obendrein verknappen Rohstoffraubbau, Umweltverschmutzung und Klimazerstörung auch das natürliche Nahrungs- und Wasserangebot. So erklärt sich, dass die Zahl tödlicher Attacken von Raubtieren auf Menschen in den vergangenen 50 Jahren zugenommen hat. Und so erklären sich auch zunehmende Konflikte zwischen Menschen und Tierarten, die eigentlich nicht für Aggressivität bekannt sind, etwa Pflanzenfresser wie Elefanten oder große Meeressäuger, wie Blauwale.

Wie solche Konflikte zwischen Mensch und Tier durch den Klimawandel eskalieren, zeigt eine neue Überblicksarbeit in "Nature Climate Change".

Dürren treiben Tapire und Elefanten in die Nähe menschlicher Siedlungen

Briana Abrahms und Kollegen vom Zentrum für die Überwachung von Ökosystemen an der Universität von Seattle, USA, haben insgesamt 49 Einzelstudien ausgewertet, die sich mit der Situation von insgesamt zehn taxonomischen Ordnungen beschäftigt haben. Unter Ordnungen verstehen Biologen Überkategorien wie Huftiere, Primaten oder Karnivoren, also Fleischfresser. Die beschriebenen Konflikte betrafen dabei alle Kontinente außer der Antarktis und alle Ozeane der Welt.

Dürren etwa bringen Tapire in Mexiko genau wie Elefanten in Tansania dazu, in der Nähe von menschlichen Siedlungen nach Wasser zu suchen. Die Folge sind Schäden an den Feldern kleiner Bauern und Verteilungskämpfe zwischen Tieren und Menschen. Ein anderes Beispiel sind marine Hitzewellen, wie sie durch den aufziehenden El Niño nun wieder im Pazifik drohen. Sie zwingen Blauwale dazu, früher ihre Quartiere zu wechseln, wodurch es zu überraschenden Begegnungen mit Schiffen kommen kann.

Nahezu die Hälfte aller Konflikte endet mit Verwundungen oder dem Tod

80 Prozent der Studien sahen im Klimawandel und der dadurch bedingten Verknappung von Ressourcen die häufigste Ursache für die Verschärfung von Konflikten zwischen Mensch und Tier. Mit 69 Prozent folgte die Veränderung von Lebensräumen. Die Auseinandersetzungen endeten in der Regel mit Verletzungen oder dem Tod von Lebewesen, in 45 Prozent der Studien betraf das die Tiere, in 43 Prozent die Menschen. In 45 Prozent der Fälle wurden Nahrungsmittel zerstört. Das trifft vor allem wirtschaftlich verwundbare menschliche Gemeinschaften.

(ens)

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Der Klimawandel verändert Lebensräume so stark, dass lebensunwert werden. Gerade Hitze und Trockenheit führen zu einem Artensterben.

MDR KULTUR - Das Radio Do 03.11.2022 11:52Uhr 04:30 min

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 27. Februar 2023 | 19:30 Uhr