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Wo ist das Wasser? Ausgetrocknete Teiche in Brandenburg. Bildrechte: IMAGO/Jochen Eckel

Dürren und HitzeTrockenheit und Hitzewellen weltweit: Der Klimawandel-Sommer 2022

11. August 2022, 11:27 Uhr

Nicht nur Deutschland verzeichnet im aktuellen Sommer neue Temperaturrekorde bei gleichzeitiger Rekordtrockenheit. Neben dem Rest von Europa sind auch der Mittlere und Ferne Osten betroffen und auch Amerika leidet.

von Clemens Haug

In Deutschland hat es seit fast einem halben Jahr kaum noch geregnet. Und für das kommende Wochenende ist bereits die nächste Hitzewelle angekündigt. Mit dem heißen und trockenen Wetter sind wir im Sommer 2022 aber nicht allein. Neben Europa erleben auch der Mittlere und Ferne Osten beispiellose Hitze und Trockenheit. Auch in Mittel- und Südamerika bleiben Niederschläge aus, wenngleich dort noch andere Wetterphänomene eine Rolle spielen als hier. Gemeinsam ist allen allerdings: Der Klimawandel hat die Ausprägung der jeweiligen Wetterphänomene verschärft.

Dürre in Europa: Schifffahrt und Atomkraft müssen eingeschränkt werden

Am dramatischsten ist die Dürre in Europa derzeit wohl im Norden Italiens, die als die schlimmste seit 70 Jahren gilt. Weil in den Alpen im Winter kaum Schnee gefallen ist, führen die Flüsse Dora, Baltea und Po nur noch etwa 12 Prozent ihrer sonst üblichen Wassermenge. Das Wasser fehlt in der Landwirtschaft, die als eine der wichtigsten in Europa gilt. 30 Prozent der Anbauflächen sind aktuell laut einem Bericht der Deutschen Welle von der Dürre bedroht. Für fünf Regionen dort hat die Regierung in Rom bereits den Notstand ausgerufen. Mehr als hundert Städte sind zum Wassersparen aufgerufen.

Wassernotfallpläne werden aktuell auch in den Niederlanden, in Portugal und Spanien vorbereitet. In Frankreich mussten zahlreiche Atomkraftwerke auf Sparflamme heruntergefahren oder ganz abgeschaltet werden, weil die Flüsse nicht mehr ausreichend kaltes Wasser zur Kühlung der Reaktoren mit sich führen. Und in Deutschland wird die Rhein-Schifffahrt eingeschränkt, wie schon in den Dürresommern 2018 und 2019.

Hitzerekord im Iran: 52 Grad Celsius

Großbritannien, das sich selbst eigentlich für eine Inselgruppe mit vorherrschend regnerischem Wetter hielt, erlebte im Juli einen Allzeithitzerekord von 40,3 Grad. Verglichen mit den 48 Grad in Tunesiens Hauptstadt Tunis war das aber geradezu mild. Noch extremere Werte wurden in Iran gemessen, wo das Thermometer auf 52 Grad Celsius stieg, ein akut lebensbedrohlicher Wert. Und auch in China wurde mit 40,9 Grad ein Temperaturrekord eingestellt.

Zur Klimaerwärmung kommen in anderen Teilen der Welt noch weitere Phänomene wie die wechselnden Kalt- und Warmwasserphasen El Niño und La Niña im Pazifik hinzu, die neben der menschgemachten Erderwärmung einen Teil der Klimakapriolen erklären. So erlebte beispielsweise Australien im März heftige Regenfälle und Überflutungen. Und auch in Kalifornien, wo einerseits das dritte Dürre-Jahr in Folge herrscht, kam es kürzlich im Death Valley Nationalpark zu heftigen Regenfällen, angeblich den stärksten seit über 100 Jahren. Death Valley gilt als einer der heißesten und trockensten Orte der Welt.

Austrocknung in Europa schneller und dramatischer, als erwartet

Teilweise seien diese Ereignisse mit dem El Niño und La Niña Muster zu erklären, teilweise kämen aber noch weitere Klimaphänomene und veränderte Zirkulationen hinzu, sagt Udo Schneider vom Deutschen Wetterdienst. Der Forscher glaubt, dass es auch in den kommenden Monaten Abweichungen bei den globalen Niederschlagsmustern geben wird. "In China sind beispielsweise im Winter geringere Niederschläge zu erwarten, wohingegen in Indonesien mehr Niederschlag zu finden ist. Auch im nördlichen Mexiko und in Kalifornien sollte es dann im Winter trockener sein als normal. Im Sommer sind eher trockene Bedingungen in Argentinien und Paraguay zu erwarten."

Weltweiter Dürreindex des Deutschen Wetterdienstes für Juli 2022: Rot bedeutet Dürre, blau zu viel Niederschläge. Bildrechte: Deutscher Wetterdienst

Was die Situation in Deutschland angeht, so fordern Wissenschaftler wie die Umweltphysikerin Sonia Seneviratne, dass sich unser Umgang mit dem Wasser dringend ändern muss. Denn neben den ausbleibenden Regenfällen sei das Phänomen der Verdunstung von Wasser bislang oft vernachlässigt worden. Tatsächlich aber schreite die Austrocknung des Kontinents wahrscheinlich wesentlich schneller und stärker voran, als das die Klimaforschung bislang angenommen hat. Gefüllte Pools und bewässerte Rasenflächen könnten auch hierzulande bald der Vergangenheit angehören.

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