Deutsch-israelische Studie Wer besser singt, kriegt mehr Sex – bei Klippschliefern klappt es
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13. September 2022, 10:52 Uhr
Je sauberer der Balz-Gesang, desto größer der Erfolg bei der holden Weiblichkeit: Bei den Klippschliefern funktioniert das erstaunlich gut. Die rhythmischsten Sänger sorgen für den meisten Nachwuchs, zeigt eine Studie.
Kennen Sie den Klippschliefer und seinen Balzgesang? Vermutlich nicht, und das ist schade. Denn vom Balzgesang des hasengroßen Säugetiers kann sich der eine oder andere vielleicht eine Scheibe abschneiden. Klippschliefer, die ihren Werbegesang besonders rhythmisch und akkurat vortragen, sind nämlich besonders erfolgreiche Nachwuchsproduzenten. Das zeigt eine deutsch-iraelische Studie, die den Balzgesang der Klippschliefer untersucht hat. Dazu beobachtete das Forschungsteam Tiere im Naturreservat Ein Gedi im Osten Israels und nahm ihre Gesänge auf. Diese wurden danach im Labor zusammen mit genetischen Proben einzelner Männchen analysiert. Et voilà, die akkuratesten Balzer hatten zum einen mehr Nachkommen als die Artgenossen, bei denen es rhythmisch hakte. Ebenso wie die Männchen, die häufiger sangen; die hatten einen etwas höheren Fortpflanzungserfolg.
Das Balzlied ist ein mieser Verräter
Rhythmik bei tierischer Kommunikation? Dass es die bei einzelnen Arten gibt, ist lange bekannt. Und es gibt verschiedene Annahmen, warum sie das tun, zum Beispiel, um ihre Gesänge besser synchronisieren zu können, wenn sie in Gruppen rufen. "Wie Musiker in einer Band oder Sänger in einem Chor", verdeutlicht Dr. Vlad Demartsev, Erstautor der Studie und derzeit Postdoktorand am Fachbereich Biologie der Universität Konstanz. Aus evolutionärer Sicht könnte der Rhythmus eher der Information dienen: Das Weibchen kann aus dem Gesang ablesen, wie gesund und geeignet der Sänger als Sexualpartner ist. "Hinter dieser These steckt die Annahme, dass sich bestimmte körperliche oder physiologische Einschränkungen zwangsläufig negativ auf die Fähigkeit auswirken, präzise, rhythmische Rufe zu produzieren", erklärt Demartsev. Das ist auch die These, die Demartsev angesichts der Tatsache, dass rhythmisch stabile Männchen mehr Nachwuchs produzieren, für wahrscheinlicher hält. Akkurate Rhythmik als Indikator für die Qualität des Männchens. Und wer mal lauschen will: So klingt der verführerische Klang des Klippschliefers:
Übrigens: Wer beim Klippschliefer spontan an einen Vogel denkt, ist auf dem Holzweg. Bei Procavia capensis handelt es sich um ein pelziges Säugetier, ähnlich groß wie Hasen. Sie mümmeln gerne Blätter, Kräuter und Gräser oder auch Moosflechten, Beeren und Früchte. Und sie selbst wiederum sind als zarte Happen bei Katzen, Leoparden, Greifvögeln und Schlangen begehrt, je nachdem wo die Klippschliefer leben, südlich und östlich der Sahara, oft in felsigen Regionen; einige Exemplare fühlen sich sogar in Höhen bis 3.700 Metern wohl.
Verwandt mit Elefanten und Seekühen
Im Zoo Leipzig können Sie die Tiere übrigens besuchen. Unsere Kollegen von Elefant, Tiger & Co. haben sie auch schon vorgestellt. Und dabei kam ein erstaunlicher Fakt zutage. Die kleinen Felltiere sind nämlich eine eigene Ordnung und ihre Verwandten sind nicht Murmeltiere oder Meerschweinchen, sondern Seekühe und Elefanten. Das sehe man bei den Männchen an den Stoßzähnen und ist auch genetisch belegt, so Klippschliefer-Pfleger Robert: "Aber im Gegensatz zum Elefanten ist der Klippschliefer der bessere Kletterer."
Links/Studien
Die komplette Studie "Male rock hyraxes that maintain an isochronous song rhythm achieve higher reproductive success" lesen Sie hier.
lfw