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Überflutete Fischmarkthalle in Hamburg 2017: Schreitet der Klimawandel ungebremst voran, verdreifacht sich das Überflutungsrisiko für die Hafenmektropole, weil Strumfluten eine gefährliche Kombination mit Starkregenereignissen bilden könnten. Bildrechte: imago/Westend61

Risiko durch KlimaerwärmungKombination von Starkregen und Stürmen bedroht Nordseeküsten

18. September 2019, 20:00 Uhr

Die Klimaerwärmung erhöht für die Nordseeküsten das Risiko kombinierter Sturmfluten und Starkregenereignisse im Inland. Das zeigen neue Modellrechnungen, die auch geografische Veränderungen berücksichtigen.

von Clemens Haug

Bekannt war: Die menschgemachte Klimaerwärmung führt zu steigenden Meerespegeln. Ebenfalls gut erforscht: Häufigerer Starkregen steigert das Hochwasserrisiko im Inland. Aber obwohl beide Phänomene eng zusammenhingen und sich zu "Kombinationsfluten" ergänzen könnten, werde das bei den Risikoanalysen für Küstengebiete in der Regel bislang nicht berücksichtigt, schreiben Forscher um Emanuele Bevaqua von der Universität Reading im Fachmagazin Science Advandes. Sie haben beide Entwicklungen in einem neuen Rechenmodell zusammengefasst.

Kombination Flut und Hochwasser künftig alle sechs Jahre

Ihren Berechnungen legten sie die Annahme zu Grunde, dass die Klimaemissionen ungebremst weiter steigen. Kernergebnis war: Die Kombination aus stark steigenden Meeresspiegeln und inländischem Hochwasser könnte entlang der europäischen Nordseeküsten künftig häufiger als einmal alle sechs Jahre auftreten. Bislang konzentrierten sich solche kombinierten Fluten auf die Mittelmeerländer, doch die Klimaerwärmung dehne diesen Bereich auch auf Nordeuropa aus. Die Forscher schlossen in ihre Berechnungen auch Prognosen ein, wonach sich die geographische Verteilung von Unwettern künftig stark verändern könnte.

Flutrisiko an deutschen Küsten drei Mal so hoch

Betroffen sind unter anderem die Westküsten Großbritanniens und die Nordseeküste Frankreichs. Besonders kritisch könnte die Lage für Orte entlang der holländischen und deutschen Nordseeküste werden. Dort könnte sich das Flutrisiko verdreifachen. An Dänemarks und Norwegens Küsten soll es sogar auf das fünffache anwachsen.

Bevölkerung in Küstenstädten wächst weiter

Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen in die städtischen Zentren an den Küsten ziehen. Das Risiko kombinierter Fluten bedroht also größere Teile der Bevölkerung. Insofern seien weitere Gefahrenanalysen notwendig, schreiben die Forscher.

Bereits jetzt gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Pegelstände bei Sturmfluten bis 2030 zwischen 10 und 30 Zentimeter höher liegen, als noch 2010. Das geht aus einer Analyse des Norddeutschen Klimabüros am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht hervor. Bis dahin sei der heutige Küstenschutz wirksam. Danach müsse er dringend verbessert werden.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 09. Januar 2018 | 04:09 Uhr