Seltenes Schauspiel Komet Neowise am 23. Juli der Erde am nächsten

20. Juli 2020, 14:21 Uhr

Am 23. Juli erreicht der Komet Neowise seinen geringsten Abstand zur Erde. Dann kann man den kleinen Himmelskörper am allerbesten mit bloßem Auge beobachten. Die Gelegnheit sollte man sich nicht entgehen lassen. Neowise wird erst wieder in etwa 6.700 Jahren in Sichtweite unseres Planeten seine Bahn ziehen.

Neowise 1 min
Bildrechte: MDR/Robert Rönsch
1 min

Die Animation zeigt, wie der Himmel über Leipzig in der Nacht vom 23. Auf den 24. Juli ausschauen wird. Wie deutlich wird der Komet Neowise zu sehen sein?

MDR FERNSEHEN Fr 17.07.2020 12:32Uhr 01:05 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/Neowise-ueber-leipzig-animation100.html

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Video

Seit Anfang Juli ist der Komet Neowise in Mitteleuropa mit bloßem Auge oder Fernglas zu sehen. Was zunächst nur am Morgenhimmel im Nordosten ging, ist seit dem 10. Juli auch am Abendhimmel im Nordwesten möglich. Dort ist der kleine Himmelskörper mit seinem Schweif etwa eine dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang unterhalb des Sternbildes Großer Wagen bzw. Großer Bär (Ursa major) zu entdecken, vorausgesetzt der Himmel ist klar und es ist dunkel genug.

Größte Annäherung an die Erde

Eine Grafik von Sternbildern.
Wann Neowise im Juli an welcher Stelle unter dem Großen Wagen zu sehen ist. Bildrechte: MDR Wissen, Robert Rönsch

Bei guten Bedingungen wird Neowise am 23. Juli 2020 (Donnerstag) am allerbesten mit bloßem Auge zu sehen sein. Dann nämlich erreicht der Komet seine größte Annäherung an die Erde. Neowise fliegt dann in einer Entfernung von nur 103,5 Millionen Kilometern an unserem Planeten vorbei. Man sollte sich die Gelegenheit, den Himmelskörper mit seinem markanten Schweif zu beobachten, auf keinen Fall entgehen lassen. Möglicherweise wird Neowise erst wieder im Jahr 8.704 (plus/minus 26 Jahre) für die Erdbewohner sichtbar sein.

Am 3. Juli der Sonne am nächsten

Bild des Kometen Neowise von Bord der Nasa-Sonnensonde Parker am 5. Juli 2020
Zwei Tage nach seiner größten Annäherung an die Sonne sendete die NASA-Sonnensonde "Parker" am 5. Juli dieses Bild von Neowise. Bildrechte: NASA/Johns Hopkins APL/Naval Research Lab/Parker Solar Probe/Brendan Gallagher

Neowise, dessen korrekte Bezeichnung C/2020 F3 lautet, wurde am 27. März diesen Jahres im Rahmen des Projektes NEOWISE (Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer) - deshalb auch der Name Neowise - mithilfe des reaktivierten Weltraumteleskops WISE am Südhimmel entdeckt. Am 3. Juli durchlief der Komet den Punkt seiner größten Annäherung an die Sonne. Bei diesem sogenannten Perihel war er 44,1 Millionen Kilometer von ihr entfernt. Die Umlaufbahn von Neowise um unseren Stern verläuft in einer lanngestreckten Elypse. Den derzeitigen Berechnungen der Astronomen zufolge wird der Komet im Jahr 5.362 mit 106 Milliarden Kilometern seinen größten Abstand zur Sonne erreicht haben, das sogenannte Apehel.

Vier Milliarden Jahre alt

Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA ist Neowise etwa vier Milliarden Jahre alt und misst etwa fünf Kilometer im Durchmesser. Er besteht aus gefrorenem Gas und Staub. Je näher der Komet unserer Sonne kommt, desto mehr taut die Strahlung des Sterns den "kosmischen Schneeball" auf und entreißt ihm Material von seiner Oberfläche. Das ist der Grund für den deutlich sichtbaren Schweif, der nach Angaben von US-Astronomen aus Staub und Natrium besteht.

Gast, Staub und eine ganze Menge Wasser

Außerdem hat Neowise eine ganze Menge Wasser mit an Bord. Nach Angaben der NASA-Expertin Emily Kramer verfügt der Komet über eine Wassermenge von umgerechnet 13 Millionen olympischen Schwimmbecken. Das entspricht in etwa dem Volumen von 300 Cospudener Seen bzw. 77 Geiseltalseen. Bei seinem nächsten Vorbeiflug dürfte Neowise einiges von seiner Masse verloren haben, weswegen er wohl nie wieder so gut von der Erde aus zu sehen sein wird wie am 23. Juli 2020.

(dn)

4 Kommentare

MDR-Team am 22.07.2020

Hallo Charlotte M.,
vielen Dank für den Hinweis, wir haben den Fehler korrigiert. Tatsächlich ist es eigentlich die "Große Bärin" auch wenn wir im Deutschem vom "Großen Bär" sprechen.
Freundliche Grüße aus der MDR-Wissen-Redaktion

Charlotte M. am 22.07.2020

Liebes Team, danke für den ausführlichen Beitrag. Allerdings ist der Große Wagen lateinisch Ursa Major, dh. eigentlich die große Bärin....

MDR-Team am 21.07.2020

Lieber Thomas H, vielen Dank für den Hinweis. Wir ändern es sofort und bitten den Fehler zu entschuldigen. Beste Grüße aus der MDR Wissen Redaktion