Ab sofort am Abendhimmel Komet Neowise verliert Staub und Natrium

16. Juli 2020, 09:08 Uhr

Am nächtlichen Sommerhimmel über der Nordhalbkugel zieht der Komet Neowise derzeit viele Blicke auf sich. Noch bis Ende Juli ist er am Abendhimmel zu sehen. Sobald es richtig dunkel wird, schauen Sie einfach nach Norden unter den Großen Wagen zum Horizont. Auch Astronomen haben das Naturschauspiel beobachtet – und den Schweif analysiert.

In der Wissenschaft werden Kometen auch gern schmutzige Schneebälle genannt. Oft kommen die Himmelskörper aus den kalten Tiefen des Weltraums und bilden erst in der Nähe der Sonne ihren charakteristischen Schweif aus. Das liegt an der Strahlung des Sterns, die die Schneebälle antaut und ihnen Material von der Oberfläche entreißt. Bewohner der Nordhalbkugel der Erde können dieses Naturschauspiel im Juli am Kometen C/2020 F3 Neowise beobachten, der noch bis zum Ende des Monats in den Abendstunden über dem Horizont im Norden und Nordwesten zu sehen ist.

Neowise verliert Staub und Natrium

Neowise gehört zur Gruppe der langperiodischen Kometen, er nähert sich nur alle 5000 bis 7000 Jahre der Sonne. Wissenschaftler haben ihn erst im März dieses Jahres entdeckt mit Hilfe des Weltraumteleskops Wise im Rahmen der Beobachtungskampagne Neowise – daher der Name. Am 3. Juli erreichte er seinen sonnennächsten Punkt (Perihel). Bis zum 10. Juli war er vor allem in den frühen Morgenstunden zu sehen. Bis zum Ende des Monats kann man ihn auch am Abend nach Einbruch der Dunkelheit sehen.

Die beiden US-Astronomen Jeffrey Morgenthaler und Carl Schmidt haben die chemische Zusammensetzung des Schweifs untersucht und dazu Spektralaufnahmen in unterschiedlichen Wellenlängen gemacht. Dabei wird deutlich, dass Neowise über zwei Schleppen verfügt. Die eine aus Staub ist auch für das bloße Auge sichtbar. Die andere aus gasförmigem Natrium wird nur durch die spezielle Analyse sichtbar.

Bilder des Kometen NEOWISE, aufgenommen von der Input/Output-Einrichtung des Planetenwissenschaftlichen Instituts (Falschfarbendarstellung). Links: vom Kometenstaub reflektiertes Licht, das im Allgemeinen dem Erscheinungsbild mit dem bloßen Auge folgt. Rechts: von Natriumatomen emittiertes Licht.
Falschfarbenbild des Kometen Neowise, das die Zusammensetzung seines Schweifs deutlich macht. Links ist der sichtbare Staub zu sehen, rechts die weniger sichtbare Natriumschleppe. Bildrechte: Jeffrey Morgenthaler, Carl Schmidt

Auch Hale-Bopp hatte einen Natrium-Schweif

"Atomares Natrium reagiert auf Sonnenlicht ähnlich wie Kometenstaub, aber sein Schwungstoß kommt von einer ganz bestimmten Wellenlänge des gelben Lichts - der gleichen Farbe, die auch in Natriumdampflampen zu sehen ist", sagt Morgenthaler. Der Natriumschweif ist deshalb länger und schmaler als der Staubschweif. Bekannt sind diese Natriumschleppen vor allem von den sehr hellen Kometen Hale-Bopp und Ison.

(ens)

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