Lichtverschmutzung schädigt innere Uhr Stadt-Amseln zwitschern schon fünf Stunden früher

Einschlafprobleme, weil die Vögel vorm Fenster zu laut zwitschern? Das machen die nicht freiwillig. Vögel kommen nämlich selbst nicht zur Ruhe. Schuld sind mal wieder wir selbst.

Die Oper Leipzig bei Nacht 4 min
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Nachtschwärmer fragen sich oft auf dem Nachhauseweg: Zwitschert die Amsel eigentlich schon wieder? Oder zwitschert sie immer noch? So genau weiß das wahrscheinlich nicht mal der Vogel selbst. Wir Menschen sind es mal wieder, die seine innere Uhr auf dem Gewissen haben, mit Faszination auf Metropolen blicken, die niemals schlafen.

Auch für die 600.000 Bewohner von Leipzig wird es eigentlich nie so richtig dunkel. Zum Beispiel an der Red-Bull-Arena. Der hellerleuchtete Bundesliga-Tempel lockt durch seine Beleuchtung Insekten und Vögel an: "Tiere, die in den Bereich des Stadions kommen, sind in dem Lichtkreis gefangen. In dem Moment, in dem sie den Bereich verlassen wollen, müssten sich die Augen erst gewöhnen, das kostet Zeit", erklärt Reinhard Klenke, Biologe am Helmholtzzentrum für Umweltforschung in Leipzig. In der Folge werden die Tiere in solchen hellen Gebieten unter Umständen "nachtaktiv".

Mehr Innenstadt, mehr Stress

Zumindest beginnen aber Stadtamseln morgens bis zu fünf Stunden früher mit dem Singen als ihre Verwandten im Wald. Und noch etwas sei bei den Innenstadt-Tieren auffällig, sagt Reinhard Klenke: "Bei Weibchen ist das weibliche Geschlechtshormon im Stadtzentrum etwas herunter-, und das Stresshormon höher gesetzt. Es gibt Hinweise, dass die unter mehr Stress leiden."

Dunkelheit: Schützenswertes Gut

Für Abhilfe könnte ein bewussteres Beleuchten sorgen: Statt Streulicht, das zum Beispiel Hochhäuser und andere Bauwerke anstrahlt oder von Straßenlaternen mit rundem Schirm abstrahlt, sorgt punktuelles Licht für Abschattung. Hell ist es nur dort, wo es auch hell sein soll. Neben bestimmten Straßenlaternen verfügt beispielsweise der Rangierbahnhof Halle über ein Lichtkonzept, das nur die Gleise beleuchtet, nicht aber die Umgebung. Reinhard Klenke appelliert daran, das Licht öfter mal auszumachen: "Einfach mal mit Dunkelheit leben und diese Dunkelheit als positiv ansehen, weil sie wichtig für unsere Gesundheit ist und ein mittlerweile schützenswertes Gut darstellt."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 07. März 2019 | 06:22 Uhr