Psychologie Liebe und ein Lächeln lindern Schmerzen

03. Oktober 2021, 09:00 Uhr

Es gibt viele Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern: Medikamente, Musik, Meditation, Akkupunktur oder Hypnose. Aber auch der Anblick des Partners oder ein Blick in das freundliche Gesicht eines Fremden können helfen. Das belegt eine aktuelle Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Dass der Blick in das Gesicht eines geliebten Menschen oder eines freundlichen Unbekannten Schmerzen lindern kann, ist ein schöner Gedanke. In ihrer experimentellen Studie konnten Psychologinnen der Justus-Liebig-Universität Gießen unter der Leitung von Prof. Dr. Christiane Hermann nachweisen, dass das tatsächlich so ist. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftlerinnen luden jungen Frauen, die in einer seit mindestens sechs Monaten bestehenden, glücklichen Partnerschaft lebten, zu ihrer Versuchsreihe ein. In dieser wurden sie längeren schmerzhaften Hitzereizen am Unterarm ausgesetzt. Zugleich bekamen sie verschiedene Fotos zu sehen: von ihrem Partner, der darauf emotional neutral schaute und darüber hinaus die Gesichter von freundlichen, neutralen oder wütenden Fremden. Auch Bilder von gewöhnlichen Haushaltsgegenständen waren dabei. Die Teilnehmerinnen wurden gebeten, die Fotos, die sie sahen, zu bewerten und die Intensität der Schmerzreize einzuschätzen.

Vertraute und freundliche Gesichter lindern nachweisbar Schmerzen

Erwartungsgemäß empfanden die Frauen den Anblick des Partners und der freundlichen Gesichter von Unbekannten als angenehm, ärgerliche Gesichter der Unbekannten als unangenehm. Das wirkte sich auch auf ihr Schmerzempfinden aus. Löste das Foto positive Gefühle aus, nahmen sie weniger Schmerz wahr. Löste es negative Gefühle aus, empfanden sie die Hitzeeinwirkung als stärker, nicht nur nach eigener Wahrnehmung, sondern auch messbar in der Anspannung der Gesichtsmuskeln. Diese sind in Stresssituationen wie unter Schmerz besonders aktiv.

Liebe und ein Lächeln als Schmerztherapie?

Die Ergebnisse der Studie könnten auch im medizinischen Alltag Einzug halten, zieht die Arbeitsgruppenleiterin Prof. Dr. Christiane Hermann in Betracht. So könnten Patienten Bilder ihres Partners zu einer schmerzhaften Untersuchung oder Behandlung mitnehmen, vor allem, wenn dieser selbst nicht dabei sein kann. Damit diese außergewöhnliche Schmerztherapie wirken kann, muss die Beziehung allerdings glücklich sein und der Anblick des anderen positive Gefühle auslösen. Derzeit untersucht die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Christian Hermann, ob sich ein ähnlicher Effekt auch bei Kindern zeigt.

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