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Covid-19Long Covid: Fatigue und Brainfog häufigste Symptome – Uni Leipzig sucht Betroffene für Studie

28. Oktober 2022, 15:45 Uhr

Mit Omikron ist die Zahl neuer Long Covid Fälle zwar gesunken. Doch inzwischen leiden sehr viele Menschen an nicht enden wollenden Symptomen. Neurologische Probleme erweisen sich als besonders hartnäckig.

von Clemens Haug

Corona ist nicht das erste Virus, das bei einem kleinen Teil der Infizierten zu langanhaltenden Problemen führt. Aber Sars-CoV-2 hat die Krankheit nach der Krankheit sichtbarer gemacht. Durch die Pandemie leiden plötzlich sehr viel mehr Menschen an den Spätfolgen ihrer Infektion. Unter ihnen sind Prominente, wie die Autorin Margarete Stokowski.

In der Wissenschaft ist die Definition von Long Covid nicht ganz einheitlich. Einige Forschende sprechen davon schon, wenn Patienten vier Wochen nach einem positiven Testergebnis weiterhin Symptome haben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO dagegen definiert Long Covid als Erkrankung, bei der Betroffene drei Monate nach einer Coronainfektion Symptome haben, die mindestens zwei Monate andauern.

Fatigue und Brain Fog häufigste Symptome von Long Covid

Die Symptome sind dabei teilweise andere, als das akute Fieber oder der Husten während der akuten Infektion. Long Covid zeichnet sich in vielen Fällen durch neurologische Probleme aus, das zeigt jetzt eine neue Studie aus den USA. Von über 16.000 Teilnehmern mehrerer Befragungswellen (Durchschnittsalter 40,5 Jahre, Frauenanteil 62,6 Prozent) berichteten 52,2 Prozent von anhaltender Abgeschlagenheit und Erschöpfungszuständen (Fatigue). 43,7 Prozent hatten ihren Geruchssinn über Monate verloren, 40,4 Prozent klagten über den sogenannten Brainfog, also das Gefühl eines vernebelten Kopfs.

Im Fachblatt JAMA Network Open schreiben die Autoren der Studie, das Risiko, an Long Covid zu erkranken, sei stärker ausgeprägt bei Frauen und bei Personen über 40 Jahren. Der Anteil neuer Fälle sei im Lauf der Virusevolution etwas geringer geworden. Bei Omikron gebe es prozentual weniger Betroffene als zuvor. Damit bestätigten die Forscher eine Studie britischer Kollegen, die im Sommer errechnet hatten, dass während der Deltavariante etwa 10,8 Prozent der Infizierten Long Covid erlebten, während es seit Omikron nur noch 4,5 Prozent sind.

Mindestens zwei Impfungen gegen Corona würden das Long Covid Risiko ebenfalls reduzieren, so die Autoren der neuen Studie. Ganz ausschließen lässt es sich dadurch aber nicht, wie das Beispiel der Autorin Stokowski zeigt, die trotz Impfung seit fast einem Jahr an den Spätfolgen leidet.

Leipziger Universitätsmedizin sucht Betroffene mit Fatigue, Brainfog oder Geruchsproblemen

Speziell dazu, wie sich solche neurologischen Symptome bei Betroffenen entwickeln, forscht auch ein Team der Universität Leipzig unter der Leitung von Markus Löffler. Dafür suchen die Wissenschaftler rund 400 bis 500 Betroffene, die bereit sind, sich im Verlauf von drei Jahren mehrfach untersuchen zu lassen und an Online-Befragungen teilzunehmen.

"Wir suchen Personen, die zwölf Wochen nach ihrer Infektion immer noch Beschwerden haben, vor allem neurologische, psychische und psychiatrische Symptome, wie einen Nebel im Kopf, Probleme beim Einschlafen, oder die müde und erschöpft sind und nach wenigen Treppenstufen nicht mehr können", erklärt Matthias Nüchter, von der Leipziger Universitätsmedizin.

Teilnehmende werden medizinisch umfassend untersucht

Wer sich für die Teilnahme meldet, bekommt eine ausführliche Blutuntersuchung. Die Mediziner testen zudem Geruchs- und Geschmackssinn, den Blutdruck, die Greifkraft, Nerven und Kognition und sie messen den Sauerstoffgehalt beim Gehen. Geeignete Probanden werden gebeten an einer MRT-Untersuchung des Kopfes teilzunehmen.

"Wir vermuten, dass Corona zu einer langfristigen Fehlfunktion bei den Blutgefäßen führt, und dass diese Fehler auch zu den Problemen im Gehirnbereich führen", sagt Nüchter. Die geschädigten Blutgefäße könnten sogar psychologische Coronafolgen wie Depressionen erklären, vermuten die Forscher.

Allerdings bedeutet die Teilnahme an der Studie keine zusätzliche medizinische Behandlung. Da Forschung und Patientenversorgung getrennt sind, dürfen die Forscher keine Therapien verschreiben oder empfehlen. Aber es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschulambulanz für Post Covid und auch mit Hausärzten, die im Rahmen der Studie erhobene Informationen für ihre Patienten verwenden dürfen.

Informationen zur Studie

Einigen Long Covid Betroffenen bleibt nur die Hoffnung auf Erfolge der Forschung

Die Erkenntnisse der Forschung sollen helfen, wirksame Behandlungen für Long Covid zu finden. Denn bei den meisten Betroffenen lassen die Symptome zwar nach mitunter sehr langer Zeit nach. Doch es gibt auch solche Patienten, die ganz zur Beginn der Pandemie erkrankt sind und deren Geruch seitdem nicht zurückgekehrt ist. Ihnen bleibt nur die Hoffnung, dass die Forschung den Pandemiefolgen weiterhin viel Aufmerksamkeit schenkt und Fortschritte macht.

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