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Lungenkrebs-StudieFür Raucher ist es nie zu spät aufzuhören

29. Januar 2020, 19:00 Uhr

Eine gute Nachricht für Raucher: Einer neuen Studie aus Großbritannien zufolge sinkt das Risiko für sie, Lungenkrebs zu bekommen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören - auch wenn sie zuvor bereits Jahrzehnte gepafft haben.

Der Grund dafür scheinen bestimmte Schutzzellen in den Lungen zu sein, die sich nach dem Ende des Rauchens wieder bilden. So hatten die untersuchten Ex-Raucher mehr genetisch gesunde Lungenzellen als noch aktive Raucher. Damit sinke auch die Wahrscheinlichkeit, irgendwann an Lungenkrebs zu erkranken, schreiben die Forscher vom Wellcome Sanger Institute bei Cambridge sowie vom University College London.

Bis zu 10.000 genetische Veränderungen mehr bei Rauchern

Die Studie, die im angesehene Fachmagazin "Nature" veröffentlicht wurde, ist Teil des groß angelegten "Grand Challenge"-Projekts - der größten Krebsforschungs-Initiative der Welt mit einem Budget von 20 Millionen Pfund. In dem Projekt wird nach "Signaturen" in der DNA gesucht, die Krebs auslösen können, um am Ende die Ursachen von Krebs allgemein besser verstehen zu können.

Die Grafik verdeutlicht, dass nach dem Ende des Rauchens die Zahl der gesunden Lungenzellen wieder ansteigt. Bildrechte: MDR Wissen

Für die Lungenkrebs-Studie untersuchten die Forscher die Lungenzellen von 16 Personen: Raucher, Ex-Raucher und solche, die noch nie geraucht haben. Dabei entdeckten sie bei neun von zehn Lungenzellen von aktuellen Rauchern bis zu 10.000 genetische Veränderungen im Vergleich zu Nicht-Rauchern. Diese müssen nicht krebserregend sein, haben ihren Ursprung aber offenbar in den Chemikalien, die im Tabak enthalten sind. Mehr als ein Viertel der beschädigten Zellen hatte mindestens eine krebserregende Mutation, was das hohe Lungenkrebsrisiko bei Rauchern erklärt.

Auch nach 40 Jahren rauchen lohnt sich das Aufhören

Wie die Studie nun zeigte, sorgt der Rauchstopp nicht nur dafür, dass die Lunge nicht weiter geschädigt wird. Es können auch neue, gesunde Zellen gebildet werden, die die Atemwege wieder verbessern. Am Ende kann sich das Verhältnis von gesunden zu kranken Zellen wieder umkehren und den Lungenkrebs verhindern.

"Menschen, die 30, 40 oder mehr Jahre stark geraucht haben, sagen oft zu mir, dass es zu spät sei, um noch damit aufzuhören. Der Schaden sei schon zu groß", erzählt Dr. Peter Campbell, einer der Autoren der Untersuchung. "Das Aufregende an unserer Studie ist, dass sie zeigt, dass es niemals zu spät ist. Manche der untersuchten Personen hatten mehr als 15.000 Zigaretten-Packungen in ihrem Leben geraucht, aber schon ein paar Jahre nach dem Ende des Rauchens wiesen viele ihrer Lungenzellen keine Tabakschäden mehr auf."

Neue Krebstherapien möglich

Wie genau die Neubildung der Lungenzellen funktioniert, haben die Forscher aber auch noch nicht komplett verstanden. "Die weitere Forschung auf dem Gebiet könnte uns dabei helfen, neue Wege für Krebstherapien zu finden", erklärt Prof. Sam Janes, ein weiterer Autor der Studie. Auch sei in folgenden Untersuchungen eine größere Zahl von Probanden wichtig, um besser analysieren zu können, wie der Krebs aus den beschädigten Lungenzellen entsteht, betont seine Kollegin Dr. Kate Gowers.

Allein in Deutschland erkrankten im Jahr 2016 laut dem Robert-Koch-Institut mehr als 55.000 Menschen an Lungenkrebs, rund 45.000 starben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebens-Rate ist bei dieser Krebsart besonders gering und beträgt nur rund zehn Prozent. Seit Jahren steht sie auf Platz drei der häufigsten Krebsarten in Deutschland - nach Prostatakrebs bei Männern und Brustkrebs bei Frauen sowie Darmkrebs.

Einen Wermutstopfen gibt es aber: Auch wenn das späte Rauch-Ende gegen Lungenkrebs hilft, existieren dennoch irreversible Krankheiten, die durch das Paffen ausgelöst werden. Wie zum Beispiel das chronische Lungenemphysem. Hier hilft auch kein Aufhören im Alter.

cdi

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