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Erfolgreiche SchädlingeDie Marmorierte Baumwanze: Warum sie uns stinkt

30. September 2024, 10:23 Uhr

Seit Anfang der 2000er-Jahre verbreitet sich die aus Asien stammende Marmorierte Baumwanze auch in Deutschland. Was macht den Schädling so erfolgreich? Und was haben wir damit zu tun?

Die gute Nachricht zuerst: Auf dem Speiseplan der Marmorierten Baumwanzen steht auch der Saft von Kirschlorbeerpflanzen und Sommerflieder. Das freut vor allem Naturgartenfans, die den immergrünen, unverwüstlichen Strauch und die ausdauernd blühende Fliederpflanze kritisch beobachten. (In der Schweiz ist sein Verkauf deshalb seit Anfang September sogar verboten.) Und nun die schlechte Nachricht: Wer nun hofft, die Marmorierte Baumwanze macht dem Kirschlorbeer oder Sommerflieder auf natürliche Weise den Garaus, hofft vergebens.

Mahlzeit! Der Marmorierten Stinkwanze schmeckt fast alles

Diese Wanze ist nämlich nicht wählerisch, was Pflanzensäfte angeht. Mehr als 300 verschiedene Gewächse stehen dem landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenburg zufolge auf ihrem Speiseplan. Grob könnte man sagen, Obst und Gemüse, Acker- und Zierpflanzen. Also zum Beispiel Paprika, Tomate, Aubergine; Apfel, Kirsche, Kiwi, Birne, Pfirsich, Johannisbeere, Him- und Brombeere.

Auch Traubenernten können die Marmorierten Stinkwanzen verderben Bildrechte: Olaf Zimmermann_LTZ

Auch an Haselnussbaum, Mais, Kartoffeln, Bohnengewächsen, Soja, Zierpflanzen wie Wilder Wein, Hibiskus oder Trompetenbaum tun sich die marmorierten Baumwanzen gütlich. Und das ist nur eine Auswahl! Wer selber gärtnert, geht in Gedanken wahrscheinlich gerade durch, was der eigene Garten für einen Speiseplan für die marmorierte Stinkwanze bereithält ...

Schäden durch Fruchtdeformationen oder Ungenießbarkeit

Marmorierte Baumwanzen in einem frühen Entwicklungsstadium Bildrechte: IMAGO/Depositphotos

Genau das macht die Marmorierte Baumwanze zur Problemwanze: Saugt sie Obst, Früchte oder Gemüse an, kann das Geschmack und Form verändern. Dafür sorgt ein Enzym der Wanze, das beim Saugen an der Pflanze in deren Organismus gelangt. In der Schweiz gingen 2019 die Schäden durch Ernteausfälle im Obst- und Gemüseanbau, und Kosten für Mehraufwand beim Pflücken und Sortieren in die Millionen. Seit Anfang der 2000er-Jahre aus Asien in die Schweiz eingeflogen, gibt es den Fund-Meldungen auf der Seite Naturgucker.de zufolge inzwischen auch in allen Regionen Deutschlands. Sichtungen, selbst Meldungen aus nördlichen Regionen, beispielsweise aus der Nähe von Kiel und Rostock, liegen inzwischen vor.

Per Anhalter durch ganz Deutschland

Ein Gelege enthält immer 28 Eier. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Dafür gibt es etliche Gründe. Zum einen ist es ihr anspruchsloses Fraßverhalten, wie schon geschildert. Ob reife oder unreife Früchte, Pflanzenblätter oder Stengel, ob Nutzpflanze, Obst, Gemüse oder Nussbaum: Sie kommt mit verschiedensten Nahrungsangeboten zurecht. Ein großer Helfer ist nach wie vor der Mensch bei der Verbreitung der Wanzenart, der sie in Fahrzeugen oder Waren von einer Region in die nächste verschleppt. Das zeigt auch die Überblickskarte mit den Fundmeldungen: Man erkennt keine regionalen, flächendeckenden Verbreitungsmuster. Offenbar entstehen aus einzelnen Exemplaren regional neue Populationen. Ähnlich wie bei anderen invasiven Arten, hat auch diese Baumwanze bei uns nur wenige Feinde, "die einen Befall aber nicht in ausreichendem Umfang eindämmen", so die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.

Was will sie in unseren Häusern?

Der Marmorierten Baumwanze geht es wie anderen Wanzen und uns Menschen: Wenn es kalt wird (Temperaturen unter 9 °C) und die Sonnentage kürzer werden, suchen sie sich ein warmes Fleckchen. Dabei verirren sich manche Exemplare dann auch in unsere Wohnungen. Aber eigentlich verlaufen sie sich dabei nur, denn zum Überwintern suchen sie eher nach Gebäude-Spalten, -Ritzen oder Baumrinden, in oder unter denen sie dann Winterschlaf halten.

Quellen

Hinweise zur Pflanzengesundheit aus dem landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenburg
Wanzen melden: naturgucker.de

lfw

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR GARTEN | 07. Juli 2021 | 19:50 Uhr

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