
Wissen-News Forscher warnen vor Engpässen in der Blutversorgung durch den Klimawandel
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17. April 2025, 12:17 Uhr
Der Klimawandel könnte die weltweite Blutversorgung gefährden. Zu diesem Schluss kommen Forscher aus Australien, die Infektionskrankheiten und eine zunehmende Störung der Infrastruktur befürchten.
In Mitteldeutschland warnen Experten wie Silke Rummler, Geschäftsführerin des Instituts für klinische Transfusionsmedizin in Jena, bereits vor möglichen Engpässen der Versorgung mit Blutplasma, die auf Grund des demografischen Wandels auftreten könnten. Doch dies ist nicht die einzige Gefahr für die lebensrettende Versorgung mit Blutprodukten. Wissenschaftler der University of the Sunshine Coast und des Australischen Roten Kreuzes Lifeblood sind der Ansicht, dass Gesundheitsprobleme, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und extreme Wetterbedingungen, die durch den Klimawandel noch verschärft werden, die Spendenbereitschaft der Menschen beeinträchtigen und gleichzeitig zu einem Anstieg des Blutbedarfs führen könnten.
Katastrophen schränken Mobilität ein, Infektionen senken Spendenbereitschaft
"Es wird erwartet, dass wärmere Temperaturen und Naturkatastrophen wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Brände häufiger und schwerer werden", sagt Elvina Viennet von der Hochschule im australischen Bundesstaat Queensland. "Diese Ereignisse schränken nicht nur die Mobilität einer großen Zahl von Menschen ein, sondern beeinträchtigen auch die Lagerung, die Sicherheit und den Transport von Blut, das nur eine kurze Haltbarkeit hat."
Diese Aussagen stützen Viennet und ihre Kollegen auf eine Studie, in der internationale Untersuchungen zum Thema Blutspende ausgewertet wurden. Die leitende Forscherin Helen Faddy erklärt: "Während viele Studien die allgemeinen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels erforscht haben, haben wir versucht, Lücken im Verständnis des vollen Ausmaßes der Risiken zu schließen – von der Gesundheit der Spender über die Entnahmelogistik bis hin zur Verarbeitung, Lagerung und Verteilung der Produkte." Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass etwa eine Zunahme von Infektionskrankheiten, die über Blut übertragen werden, die Spendenbereitschaft mindern könnte.
Forscher fordern flexiblere Konzepte und Frühwarnsysteme
"Zum Beispiel könnten die vorhergesagten erhöhten Niederschläge und wärmeren Temperaturen in bestimmten Regionen durch Mücken übertragene Krankheiten wie Dengue-Fieber, West-Nil-Virus und Malaria verstärken und möglicherweise in neue Gebiete ausbreiten", so Faddy. Das West-Nil-Virus etwa wurde in den letzten Jahren auch schon in Deutschland nachgewiesen, am häufigsten in Sachsen und Sachsen-Anhalt – mit bisher lediglich sieben beziehungsweise sechs Fällen in den Jahren 2022 und 2023.
Neben Krankheiten bedrohen aber auch Naturkatastrophen die Versorgung, ebenso wie Folgeerscheinungen von Hitzewellen. "Es könnten neue Krankheiten auftreten, Gesundheitsprobleme wie Blutdruck und mangelnde Flüssigkeitszufuhr, die sich durch die Hitze verschlimmern, sowie psychische Probleme und 'Klimaangst', die sich auf die Spender auswirken", sagt Faddy, die einen Appell an Regierungen und Blutspendedienste richtet. Diese müssten Frühwarnsysteme entwickeln, Krankheiten genauer überwachen und flexible Konzepte zur Spendereignung oder für den Transport – etwa mit Drohnen – erarbeiten. "Da sich unsere Umwelt verändert, müssen wir die Abhängigkeit von den traditionellen Blutversorgungsketten verringern und anpassungsfähige Strategien entwickeln, die schnelle Reaktionen auf klimabedingte Herausforderungen ermöglichen", schließt die Biomedizinerin.
Links/Studien
Die Studie "Blood under pressure: how climate change threatens blood safety and supply chains" ist im Fachmagazin "The Lancet Planetary Health" erschienen.
pm/mina/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. April 2025 | 19:23 Uhr
Eddi58 vor 5 Wochen
@ElBuffo
Im Bezirkskrankenhaus Plauen gab es auf der Unfallstation einen Krankensaal, der im Volksmund -das tausendjährige Reich- genannt wurde. Die Patienten brachten zusammen über 1000 Lebensjahre zusammen. Viele überlebten die Behandlung des Oberschenkelhalsbruches im Streckverband nicht. Heute ist das dank neuer Narkose- und Operationstechniken anders. Dafür braucht es aber auch Blutkonserven, denn der Blutverlust, allein durch die Fraktur ist schon erheblich. Mir persönlich ist ein Fall bekannt, bei dem ein über 100-jähriger mit einer Hüft-Prothese versorgt wurde und noch einige Jahre bei angemessener Lebensqualität verbrachte…😮 Es ist wie immer: Es kommt darauf an!
MDR-Team vor 5 Wochen
Hallo @weils so nicht unwidersprochen bleiben darf,
Klimawandel und Konflikte schließen sich als Risiken nicht aus – sie verstärken sich oft sogar. Der Artikel spricht von realen Auswirkungen auf die Blutspende-Infrastruktur, z. B. durch Hitzewellen, Stromausfälle oder Extremwetter – keine „verstiegene Theorie“, sondern Erfahrungswerte aus der Praxis. Natürlich ist auch Krieg eine Bedrohung – aber das eine Problem macht das andere nicht weniger real. Wissenschaft und Katastrophenschutz arbeiten längst an mehreren Fronten gleichzeitig. Zynismus ersetzt dabei keine Lösungen – für Frieden genauso wenig wie fürs Klima oder die Gesundheitsversorgung.
Herzliche Grüße
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 5 Wochen
An "Meldungen" wie diese haben wir uns ja mittlerweile gewöhnt; je entlegener und verstiegener der Alarmismus der Klimawarner daherkommt, desto höher offenbar der Nachrichtenwert.
Die wichtigere (und weitaus weniger an den Haaren herbeigezogene) Meldung:
"Kriegstreiberei könte Blutkonservenversorgung gefährden" -
diese Meldung sehen wir nirgends.
Retten wir also "das Klima". Wäre doch unverantwortlich, wenn der menschenleere Planet nach einem Atomkrieg auch noch mit Klimaproblemen zu kämpfen hätte - oder gar die "Biodiversität" Schaden nähme!