Wissen-NewsJenaer Studie: Zubereitung macht das Gift bei Pilzen
Eine neue Studie der Uni Jena und des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI, Jena) hat gezeigt, dass Gift in Pilzen auch als harmlose Vorstufe existiert. Es wird erst freigesetzt, wenn der Pilze verletzt wird, zum Beispiel beim Schneiden oder Braten.
Gerade sind wieder viele Menschen in den Wäldern unterwegs, um Pilze zu sammeln. Allerdings muss man sich dabei schon gut auskennen, um nicht zufällig an ein giftiges Exemplar zu gelangen. Forschende der Uni Jena und des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (HKI, Jena) haben nun das Gift Muscarin genauer untersucht, das in verschiedenen Pilzen vorkommt. Der bekannteste darunter ist der Fliegenpilz (Amanita muscaria), der dem Gift auch seinen Namen gab. Deutlich höhere Konzentrationen von Muscarin kommen jedoch in Risspilzen und manchen Trichterlingen vor.
Pilzgift kann zu tödlicher Herzlähmung führen
Muscarin wurde vor über 150 Jahren als erstes Pilzgift überhaupt entdeckt. Die Experten konnten nun zeigen, dass Muscarin in Pilzen nicht nur als solches vorhanden ist, sondern auch als harmlose Vorstufe gespeichert wird und erst bei Verletzung der Pilze freigesetzt werden kann. "Es gibt Hinweise, dass noch andere Substanzen vorkommen, denn reines Muscarin wirkt offenbar anders als ein muscarinhaltiger Pilz", erklärt der Studienautor Sebastian Dörner. Beim Rinnigbereiften Trichterling (Clitocybe rivulosa, auch bekannt als Falscher Champignon) wird Muscarin beispielsweise in Form des wenig giftigen 4'-Phosphomuscarin gespeichert. Erst wenn wir den Pilz verarbeiten, klein schneiden, kochen, braten und verdauen, setzt ein Enzym das giftige Muscarin aus diesem Vorläufermolekül frei, so Dörner.
Die Studienergebnisse können Ärzten und Toxikologen dabei helfen, die tatsächliche Gefahr bestimmter Pilzarten besser einzuschätzen und Vergiftungen effizienter zu behandeln. Muscarin greift in die Signalübertragung durch den Botenstoff Acetylcholin ein und führt zu einer Dauererregung. Die Folgen sind vermehrter Speichel- und Tränenfluss, Schweißausbruch, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufkollaps bis hin zur tödlichen Herzlähmung. Dabei ist es unerheblich, ob das Gift bereits in freier Form oder als Vorstufe aufgenommen wurde, die erst im Körper aktiviert wird.
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Die Studie "The Fatal Mushroom Neurotoxin Muscarine is Released from aHarmless Phosphorylated Precursor upon Cellular Injury" ist in "Angewandte Chemie International Edition" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 23. Oktober 2024 | 13:47 Uhr
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