Alkohol in der Schwangerschaft Fetales Alkoholsyndrom schon vor der Geburt sichtbar
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21. April 2020, 12:34 Uhr
Forschungen an trächtigen Makaken zeigen, wie Alkohol den Reifeprozess in Hirnarealen des Fötus ändert. Theoretisch könnte man also auch bei Menschen schon vor der Geburt Hinweise auf ein fetales Alkoholsyndrom finden.
Trinken Schwangere Alkohol, trinkt das Baby direkt mit: Der Alkohol gelangt ungefiltert in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes. Die Folgen wie schwerwiegende körperliche Schäden, Wachstumsstörungen, geistige Entwicklungsstörungen sind bekannt. Forscher zeigen jetzt erstmals in 3D-MRT-Aufnahmen, wie verschieden sich Gehirnareale entwickeln, die mit der Motorikentwicklung zusammenhängen, wenn diese im ersten Schwangerschaftsdrittel Alkohol ausgesetzt waren.
Bei der Studie mit 28 weiblichen Makaken wurde 14 von ihnen pro Kilogramm Körpergewicht 1,5 Gramm Alkohol täglich verabreicht. Dreimal während der Schwangerschaft wurden Uterus-Aufnahmen im Magnetresonanztomographen (MRT) gemacht und die Hirnaktivität gemessen. Ein Unterschied in der Gehirnmasse der beiden Test-Gruppen zeigte sich dabei nicht. Dafür waren aber sowohl im Kleinhirn als auch im Stammhirn bei den Föten der "Alkoholgruppe" bestimmte Bereiche kleiner und die weiße Masse weniger ausgereift als bei den Makaken-Föten, die keinem Alkoholeinfluss ausgesetzt waren.
Wie viel Alkohol ist das? Umgerechnet auf den Menschen würde man hier von Alkoholmissbrauch sprechen. Zum Vergleich: Ein Glas Wein oder Bier enthält ca. 10-12 Gramm Alkohol. Bei 1,5 Gramm pro kg Körpergewicht müsste eine Frau mit 60 kg Gewicht also 90 Gramm Alkohol am Tag zu sich nehmen – das sind rund anderthalb Flaschen Wein, oder acht Bier (0,5 Liter) oder 300 ml Schnaps.
Dass sich dieser Entwicklungsunterschied per MRT sichtbar machen lässt, ist aus Sicht der Forscher sehr vielversprechend: Mit Hilfe des In-Utero-MRT könnte man so auch bei menschlichen Schwangerschaften im letzten Schwangerschaftsdrittel bereits Hinweise auf ein fetales Alkoholsyndrom aufzeigen.
Im Gegensatz zu gängigen Ultraschallaufnahmen in der Schwangerschaft zeigen Aufnahmen aus dem Kernspintomographen die Weichteile und Organe im Fötus viel kontrastreicher und deutlicher. Allerdings sind MRT-Aufnahmen in der Schwangerschaft keinesfalls die Regel, sondern die Ausnahme. Zum Beispiel in Problemfällen, wenn der Verdacht auf eine Hirnblutung bei einer Schwangeren besteht, oder wenn unklar ist, ob eine Geburt auf natürlichem Weg möglich ist. Dann wird diese Analysemethode benutzt.
Studienautor Xiaojie Wang von der Oregon Health & Science University forscht schon seit 2015 an nicht-invasiven Methoden zum Nachweis von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und den Folgen.
Service
Die Studie "In utero MRI identifies consequences of early-gestation alcohol drinking on fetal brain development in rhesus macaques" wurde hier in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.
(lfw)