Eileiter-Stent
Zur Schwangerschaft dank Stent? Hier ein Prototyp des Hilfsmittels. Bildrechte: Julia Tetzke/Uni Rostock

Gynäkologie Unfruchtbar? Stent im Eileiter könnte helfen

23. November 2021, 14:29 Uhr

Nicht alle, die Eltern werden wollen, können das. Zum Beispiel, weil es im Eileiter Verwachsungen gibt. Ein Stent könnte den Weg wieder frei machen. Das könnte manchem Paar die künstliche Befruchtung ersparen.

Ungewollt kinderlos zu sein, das zerrt an den Nerven, der Seele, an der Partnerschaft oder auch am Geldbeutel, wenn über künstliche Befruchtung versucht wird, ein Kind zu zeugen. Jetzt gibt es Hoffnung, jedenfalls bei einer der Ursachen für Kinderlosigkeit, nämlich bei Verwachsungen im Eileiter der Frau. Dann kommt nämlich das Spermium nicht zum Ei und das befruchtete Ei nicht zur Gebärmutter. Ein Forschungsteam der Uni Greifswald und des Warnemünder Instituts für ImplantatTechnologie und Biomaterialien hat einen Stent entwickelt, der verwachsene Eileiter wieder durchlässig macht.

Stent im Eileiter: Wie funktioniert das?

Das Prinzip des Stents kennt man vielleicht schon aus der Herzmedizin, die mit Stents Blutgefäße stützt oder offenhält. Und genau das könnte nun also auch ein Stent im Eileiter machen: Den Weg offenhalten, fürs Sperma, das zum Ei will, und das befruchtete Ei, das dann in die Gebärmutter will.

Allerdings muss der Stent für den Eileiter anders beschaffen sein als zum Beispiel der Stent in den Herzgefäßen und er soll nicht dauerhaft im Eileiter bleiben. Zudem muss die künstliche Gefäßerweiterung offenporig sein und aus einem Material, an dem sich die kleinen "Flimmerhärchen" ansiedeln können, die zum Eileiter gehören. Die "Härchen" werden nämlich gebraucht, damit die befruchtete Eizelle durch den Eileiter im Stent zur Gebärmutter transportiert werden kann.

Stent im Eileiter: Ist das ein dauerhaftes Implantat?

Drei Frauen in einem Forschungslabor
Finja Borowski, Paula Rosam und Ariane Dierke (v.l.) arbeiten an dem Stent, der Eileiter wieder durchlässig macht. Bildrechte: Julia Tetzke/Uni Rostock

Das klingt simpel, allerdings steckt das Verfahren noch in den Kinderschuhen. "Momentan ist erst mal nur der Prototyp fertig," erklärt Ärztin Dr. Paula Rosam im Gespräch mit MDR WISSEN, "und wir arbeiten nun an einem Applikationssystem, also daran, wie man den Stent an die richtige Stelle bringt. Bestenfalls gleich in der gynäkologischen Praxis, zum Beispiel während einer Gebärmutterspiegelung." Zusammen mit den Ingenieurinnen Ariane Dierke und Finja Borowski arbeitet Rosam am Warnemünder Institut seit gut fünf Jahren an dieser Möglichkeit, ungewollt Kinderlosen einen Weg zu einer natürlichen Schwangerschaft zu ebnen. Ein zweiter Eingriff wäre nicht nötig, denn der Stent ist aus einem Polymer, das für Medizinprodukte zugelassen und sich im Laufe von ein bis zwei Jahren im Körper selbst auflöst.

Stent statt IVF: Wann ist es so weit?

Wann könnte es denn so weit sein, dass so ein Stent tatsächlich zur natürlich herbeigeführten Schwangerschaft verhilft, wo jetzt noch Verfahren wie die In-Vitro-Fertilisation (IVF) zur Befruchtung der Eizelle angewandt werden? Dr. Rosam wägt ab: Da ist der Prototyp, der weiterentwickelt wird, das Applikationsverfahren, und dann noch das Zulassungsverfahren und kommt zu dem Schluss: "Wir reden also nicht von Monaten, sondern eher von Jahren."

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