Vorgezogene Marktzusage Innovative Finanzierung: Leipziger Agentur für Sprunginnovationen gewinnt 290.000 US-Dollar
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10. September 2024, 17:18 Uhr
In künftigen Pandemien könnten Reservemedikamente Millionen Menschen retten. Die Leipziger Bundesagentur für Sprunginnovationen wird nun für einen Vorschlag ausgezeichnet, wie solche Wirkstoffe finanziert werden können.
290.000 US-Dollar Preisgeld: Die in Leipzig ansässige Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) hat selbst einen Innovationswettbewerb der Universität Chicago gewonnen. Ausgezeichnet wurde ein von der Sprind entwickeltes Finanzierungsmodell für neue Medikamente. Beim sogenannten "Advanced Market Commitment" (also vorgezogene Marktzusage, AMC) sollen Staaten privaten Investoren den Aufkauf dieser Wirkstoffe garantieren, wenn die Entwicklung erfolgreich abgeschlossen wird – unabhängig davon, ob es dann bereits einen konkreten Bedarf für die Arzneimittel gibt.
Corona: Reservemedikamente hätten sechs Millionen Menschen gerettet
Hintergrund ist eine Erfahrung aus der Corona-Pandemie: Die Entwicklung von Impfstoffen ging durch vorhandene Plattformtechnologien wie mRNA zwar vergleichsweise schnell. Dennoch waren die fertigen Impfstoffe für die breite Menge der Bevölkerung erst ein bis eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch des Virus verfügbar – in den entwickelten westlichen Ländern. In der übrigen Welt dauerte der Prozess noch länger. Antivirale Medikamente wie das von Pfizer entwickelte Paxlovid dagegen waren erst zweieinhalb Jahre nach dem Ausbruch verfügbar.
Hätte es binnen 100 Tagen nach dem Ausbruch ein Medikament gegeben, das Ansteckungsgefahr und Fallsterblichkeit jeweils um die Hälfte verringert hätte, hätten weltweit sechs Millionen Menschenleben gerettet und wirtschaftliche Kosten von 11,8 Billionen US-Dollar vermieden werden können – so eine Modellrechnung. Das Problem: Damit Wirkstoffe nach dem Auftreten eines neuen Erregers so schnell eingesetzt werden können, müssen sie zuvor bereits nahezu komplett fertig entwickelt sein und als Reserve bereitstehen.
Problem: Entwicklung von Reservemedikamenten ohne Förderung nicht wirtschaftlich
Reservemedikamente sind für kommerziell arbeitende Unternehmen allerdings wirtschaftlich nicht lohnenswert. Eine komplett von Staaten finanzierte Entwicklung dagegen wälzt das Risiko eines Scheiterns vollständig auf die Steuerzahler ab und setzt so keinen Anreiz, effizient vorzugehen. Dagegen soll das Instrument einer vorgezogenen Marktzusage das Risiko zwischen Privatwirtschaft und Staaten teilen.
Die Sprind hat bereits durch einen großen Innovationswettbewerb vielversprechende Ansätze neuer Wirkstoffe finanziert, die ein breites Spektrum von Viren bekämpfen können sollen. Nun soll das AMC Anreize dafür setzen, dass Unternehmen die Wirkstoffe bis zur Einsatzreife bringen.
Links/Studien
- SPRIN-D: Antivirale Pandemievorbereitung könnte weltweite Verluste in Höhe von 28 Billionen Dollar vermeiden, Pressemitteilung
(ens)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Um 4 | 09. September 2024 | 16:42 Uhr