Sachsen und Thüringen Lungenkrebs-Gefahr: Strahlenschützer warnen vor Radon
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15. November 2024, 14:54 Uhr
Das radioaktive Gas Radon lässt sich nicht sehen, riechen oder schmecken. Deshalb wird vor unbemerkt hohen Konzentrationen zu Hause gewarnt. Neue Zahlen belegen das Risiko, vor allem in Mittelgebirgsregionen. Sachsen und Thüringen sind am stärksten betroffen.
Mehr als sechs Prozent der tödlichen Lungenkrebsverläufe in Deutschland gehen laut einer Studie rechnerisch auf das radioaktive Gas Radon in Wohnungen zurück. Nach einer aktuellen Untersuchung geht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) von rund 2.800 Fällen pro Jahr aus. Radon sei damit nach dem Rauchen einer der häufigsten Auslöser von Lungenkrebs, teilte die Behörde mit mit. "Die Zahlen belegen eindrücklich, dass Radon ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko ist", sagt BfS-Präsidentin Inge Paulini. Das Bundesamt warnt regelmäßig vor dem Gesundheitsrisiko durch Radon. Die jüngsten Ergebnisse veröffentlichten die Strahlenschutzexperten im Fachmagazin "Radiation and Environmental Biophysics".
Radon entsteht überall im Erdboden, und schon kleinste Undichtigkeiten eines Gebäudes im Boden reichen aus, um das radioaktive Gas eindringen zu lassen. Wenn es sich in Wohnräumen sammelt, atmen Bewohnerinnen und Bewohner das Gas regelmäßig ein – und nach Einschätzung der BfS-Experten steigt dann das Lungenkrebsrisiko. Weil man Radon weder sehen noch riechen oder schmecken kann, sollten die Menschen laut BfS-Präsidentin Paulini mögliches Radon in den eigenen vier Wänden messen lassen. Diese Messungen seien einfach und kostengünstig zu haben. "Sind die Radon-Werte zu hoch, ist wirksamer Schutz möglich", sagt Paulini.
Radon: Regionale Unterschiede bei Gaskonzentration
Wie viel Radon in Wohnungen einer Gemeinde vorkommt, variiert von Region zu Region deutlich. Die neue Auswertung zeige regionale Unterschiede wegen der geologischen Beschaffenheit des Bodens und der Siedlungsstruktur. In Bundesländern mit höheren durchschnittlichen Radon-Konzentrationen in Wohnungen ist der Anteil der durch Radon bedingten Lungenkrebstodesfälle höher als in Ländern mit niedrigeren Durchschnittswerten. Oben stehen dabei Thüringen (10,0 Prozent) und Sachsen (9,5 Prozent). Am niedrigsten liegt die Quote in den Stadtstaaten Berlin (3,2 Prozent, Hamburg und Bremen (jeweils 3,3 Prozent).
Links / Studien
- Pressemitteilung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS)
- Die Studie "Lung cancer mortality attributable to residential radon in Germany" ist im Fachjournal "Radiation and Environmental Biophysics" erschienen.
(rr/dpa)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 14. November 2024 | 19:01 Uhr
MDR-Team vor 3 Wochen
Vielen Dank, @m.goepfert11, für diese Ergänzung.
Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas. Es entsteht durch radioaktiven Zerfall von Uran, das es überall auf der Welt in unterschiedlichen Konzentrationen im Boden gibt. Besonders hoch liegt die Radon-Konzentration deshalb in Böden und Gesteinen, die viel Uran enthalten. Über Risse und Spalten im Boden entweicht Radon ins Freie oder ins Innere von Gebäuden.
m.goepfert11 vor 3 Wochen
Nur so als kleine Nebenbemerkung: Radon entsteht beim radioaktiven Zerfall von natürlich vorkommenden Thorium, Radium und Uran.
Radon hat nichts mit Kernenergie oder Atomwaffen zu tun. Nur für den Fall, dass jemand mit so einem Argument kommt. Auch durch den Unfall in Tschernobyl hat sich die Radonbelastung in Deutschland nicht messbar erhöht.
bers vor 3 Wochen
@NeuerHeip Ich habe den Artikel jetzt drei mal gelesen und von einem "Anstieg von Erkrankungen" lese ich nichts. Es ist eine gleichbleibend hohe Belastung, die zu gleichbleibend hohen Krankheitsfällen führt. Durchaus nicht unplausibel.