Bakterien Duschkopf
Bildrechte: Ivan Radic

Wissen-News Auf Zahnbürsten und Duschköpfen wimmelt es von Viren

10. Oktober 2024, 12:19 Uhr

Eine "ungenutzte Artenvielfalt" im Badezimmer fanden Wissenschaftler in den USA. In Proben von Duschköpfen und Zahnbürsten entdeckten sie bis zu 600 verschiedene Viren – die meisten wurden vorher noch nie gesehen.

Weder in tropischen Regenwäldern, noch auf Korallenriffen – der neueste Hotspot, der eine beeindruckende Artenvielfalt bietet, liegt nicht weiter entfernt als das Badezimmer. In einer neuen, von der Northwestern University in den USA geleiteten Studie, fanden Mikrobiologen heraus, dass es in Duschköpfen und Zahnbürsten nur so von Viren wimmelt. Die Forschenden fanden in den jeweiligen Proben mehr als 600 verschiedene Viren – die meisten von ihnen wurden vorher noch nie gesehen. Zudem ähnelten sich keine der Proben, was auf eine enorme Vielfalt hindeutet. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "Frontiers in Microbiomes" veröffentlicht.

"Die Anzahl der Viren, die wir gefunden haben, ist absolut unglaublich", sagte Studienleiterin Erica M. Hartmann. "Wir haben viele Viren gefunden, über die wir nur sehr wenig wissen, und viele andere, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Es ist erstaunlich, wie groß die ungenutzte Artenvielfalt um uns herum ist. Und man muss nicht einmal weit gehen, um sie zu finden; sie befindet sich direkt vor unserer Nase."

Viren richten sich gegen Bakterien

Auch wenn dies bedrohlich klingen mag, die identifizierten Viren richten sich nicht gegen Menschen, sondern gegen Bakterien. Die sogenannten Bakteriophagen, oder "Phagen", sind Viren, die Bakterien infizieren und sich in ihnen vermehren. Obwohl die Forscher nur wenig über sie wissen, haben Phagen in letzter Zeit wegen ihres möglichen Einsatzes bei der Behandlung antibiotikaresistenter bakterieller Infektionen Aufmerksamkeit erregt. Die jetzt entdeckten unbekannten Viren könnten hier eine Fundgrube für weitere Forschungen werden.

Mögliche Anwendung: Erreger aus Rohren entfernen

Schon jetzt ist klar: Die Forscherinnen fanden besonders viele Mykobakteriophagen, welche die für Lepra, Tuberkulose und chronische Lungeninfektionen verantwortlichen Mykobakterien infizieren und unwirksam machen. Diese Mykobakteriophagen könnten zum Beispiel genutzt werden, um Erreger aus Rohrleitungssystemen zu entfernen.

tomi/pm

Katharina Adick und Dr. Eckart von Hirschhausen 36 min
Bildrechte: MDR/RBB

ARD Audio Fr 22.03.2024 15:01Uhr 36:14 min

Audio herunterladen [MP3 | 33,2 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 67,9 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/medizin-von-morgen/wenn-keime-uns-gesund-machen-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Katharina Adick und Dr. Eckart von Hirschhausen 36 min
Bildrechte: MDR/RBB
36 min

ARD Audio Fr 22.03.2024 15:01Uhr 36:14 min

Audio herunterladen [MP3 | 33,2 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 67,9 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/wissen/podcast/medizin-von-morgen/wenn-keime-uns-gesund-machen-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 06. Oktober 2024 | 13:00 Uhr

1 Kommentar

part vor 4 Wochen

Gemeint sind sicher die Wasserrohre für die Trinkwasserversorgung, die teilweise noch aus Asbestzement bestehen, hier und da leck sind und Erdreich einspülen und ab und an gechlort werden müssen bei dem bestens überwachten Lebensmittel des Landes. Jede Bierleitung in Lokalen dürfte indes sauberer sein. Das Problem fängt aber schon an den Talsperren an, wo es frei Zugänglichkeit gibt und ausreichend Einträge. Beim Warmwasser in Wohnblöcken können die Stadtwerke wenig tun, wenn dort die Vermieter sparen möchten und die Wärmeverteilung beschränken, so dass sich vermehrt Legionellen bilden oder Hausmeister und Handwerker inkompetent sind.