Neuer Therapieansatz Lungenkrankheit COPD: Hoffnung auf Heilung

05. November 2020, 13:26 Uhr

Die Lungenkrankheit COPD verkürzt die Lebensdauer um durchschnittlich fünf bis sieben Jahre. Bislang gilt die chronische Krankheit als unheilbar. Ein Forschungsteam aus München hat jetzt herausgefunden, dass es offenbar Heilungschancen gibt.

Frau verwendet Asthmaspray 3 min
Bildrechte: imago images / Science Photo Library

Vielen wird die Abkürzung COPD nichts sagen. Was steckt hinter diesen vier Buchstaben? Sie stehen für Chronic Obstructive Pulmonary Disease, auf Deutsch also eine Lungenerkrankung, die chronisch ist (lange dauernd) und obstruktiv, was soviel wie hemmend oder verschleppend heißt und auf die Verstopfung und Verengung der Bronchien in der Lunge hinweist. Eine Krankheit, deren häufigste Symptome Atemnot, Husten von Schleim und Kurzatmigkeit sind - und die bisher als unheilbar galt. Allerdings gibt eine Forschungsarbeit um den Spezialisten für Lungenbiologie, Ali Önder Yildirim vom Helmholtz-Zentrum München Hoffnung.

Aber der Reihe nach. COPD ist eine Krankheit, an der Yildirum zufolge in Deutschland etwa sieben Millionen Menschen leiden. Ins öffentliche Bewusstsein rückte COPD zuletzt mit Schlagzeilen um den 80er-Jahre Popstar Nino de Angelo, der öffentlich machte, dass er unheilbar an COPD erkrankt ist.

Aber was steckt eigentlich hinter dieser Krankheit? Hauptursache für COPD ist das Rauchen, sagt Spezialist Yildirim im Gespräch mit MDR Wissen:

Wir wissen, dass 90 Prozent der an COPD erkrankten Patienten Raucher sind. Natürlich auch Nichtraucher, aber sehr wenige. Zu den weiteren Risikofaktoren zählt auch Luftverschmutzung.

Forschungsleiter Yildirim schildert, was bei Rauchern in der Lunge passiert:

Über 4.000 Chemikalien gelangen übers Rauchen erst in die oberen, dann in die unteren Atemwege. Die Folgen sind Lungenfibrose und der Zelltod von Lungenepithelzellen, feine Gewebszellen, die sich durch die ganze Lunge ziehen.

Was ist Lungenfibrose?

Lungenfibrose gilt als Sammelbegriff für mehr als 200 verschiedene Lungenerkrankungen. Allen gemeinsam ist, dass sich Lungenbindegewebe chronisch entzündet und verändert. Das Bindegewebe zwischen Lungenbläschen und den sie umgebenden Blutgefäßen vermehrt sich krankhaft, verhärtet und vernarbt. Das führt zu eigeschränkter Sauerstoffaufnahme.

Die Immunzellen wollen die Lunge vor Fremdkörpern schützen. Sie vervielfältigen sich, erklärt Yildirim, aber durch die erhöhte Immunreaktion kommt es zu Schäden am Lungengewebe - was wiederum bis jetzt nicht heilbar ist. Dafür suchten er und Kollegen vom Deutschen Krebsforschungszentrum eine Lösung. Sie untersuchten dazu den Lymphotoxin-Beta-Rezeptor, um herauszufinden, welche Rolle er bei der Entstehung von COPD spielt und ob man ihn für therapeutische Zwecke nutzen kann.

Wie Zellen zur Selbstheilung angeregt werden

Rezeptoren funktionieren wie Antennen auf dem Dach, montiert man die ab, kommt das Signal am Fernseher nicht mehr an. Ähnlich funktioniert das in der Zelle. In der Studie blockierten die Forscher nun genau diesen Rezeptor und lösten so eine Kettenreaktion aus. Die Immunzellen stoppten die Überproduktion und Epithelzellen starben nicht mehr ab. Das Forschungsteam stellte dabei Yildirim zufolge zweierlei fest:

Dass wir gleichzeitig den Zelltod verhindern und dass wir von den Lungenepithelzellen einen Selbstheilungs-Prozess aktivieren können. Wir ermöglichen, dass die Lungenepithelzellen sich selbst regenerieren.

Dieser Ansatz soll nun weiter verfolgt werden. Für die Studie wurde bei Versuchen mit Mäusen fast eine 100-prozentige Heilung in den Lungen gezeigt. Für das Forschungsteam um Yildirim ein klarer Hoffnungsschimmer, dass COPD heilbar ist. Die Wissenschaftler wollen diesen Therapieansatz in den nächsten Jahren in klinischen Studien am Menschen prüfen.

(kf)

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