Studie zu Schmerzempfinden Bei Angst vor Schmerzen tut es doppelt weh

01. Juni 2018, 16:09 Uhr

"Keine Angst, es tut nur ein ganz kleines bisschen weh!" Völlig falsche Ansage, jedenfalls in der Arztpraxis. Denn die Ankündigung sorgt dafür, dass der eigentlich minimale Piks den Patienten tatsächlich schmerzt.

Empfinden Kinder Spritzen als schmerzhafter, wenn sie vor dem Spritzenpiks gewarnt werden? Eine Studie aus den USA, bei der der Zusammenhang zwischen Ankündigung und Schmerzempfinden untersucht wurde, belegt genau das. Forscher einer kalifornischen Universität hatten dazu das Schmerzempfinden von drei Untersuchungsgruppen verglichen: gesunde Kinder, Kinder mit Angststörungen und Erwachsene.

Test: Ton verstärkt Gefühl für schmerzhafte Temperatur

Alle bekamen bei der Versuchsreihe Temperatursonden auf der Innenseite der Unterarme angebracht und sollten dann ihren eigenen Schmerzgrad für Werte zwischen 34 und 47 Grad Celsius bestimmen, was sie als niedrig, mittel oder hoch empfanden. Anschließend lernten die Probanden zwischen zwei Tönen zu unterscheiden, die schwache oder starke Schmerzen ankündigen sollten. Im eigentlichen Test hörten die Versuchsteilnehmer dann einen der beiden Töne und die Sonde gab eine Temperatur ab, die zuvor als mittel-schmerzhaft bewertet worden war. Bei allen Gruppen zeigte sich, dass diese Temperatur als schmerzhafter bewertet wurde, wenn der schmerzankündigende Ton abgespielt worden war.

Kinderärztin und Studien-Ko-Autorin Adwoa Osei bestätigt den Effekt aus ihrer Erfahrung mit Penicillin-Spritzen. Die müssen wegen ihrer dickflüssigen Konsistenz langsam gespritzt werden und sind auch schmerzhafter:

Wenn ich vorher nichts sagte, humpeln die Kinder vielleicht ein bisschen, wenn sie aus der Praxis gehen. Aber wenn ich ihnen vorher sage, dass es jetzt weh tun wird, sagen sie nachher 'Ich kann nicht laufen!' oder 'Du musst mich raustragen'.

Wie sag ich's also meinem Kinde?

Verschweigen, dass es weh tut, ist jedenfalls keine Lösung, denn sonst schleicht sich Misstrauen ein, ob nun gegen die Menschen im weißen Kittel, vor der Arztpraxis - oder dümmstenfalls gegen die Eltern. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin meint: Am besten kündigt die Medizinerin zu Gesprächsbeginn an, ob es eine Spritze gibt und lässt diese dann auch gleich folgen, sodass eine Wartezeit nicht das Schmerzempfinden durch das unangenehme Warten auf den Piks noch verstärkt.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN LexiTV | 01. Juni 2016 | 15:00 Uhr