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Covid-19-PandemieKann die indische Corona-Mutante den Impferfolg in Deutschland gefährden?

15. Mai 2021, 05:00 Uhr

Die prekäre Covid-19-Situation in Indien trifft nach den Städten nun auch die Landbevölkerung. Mittlerweile ist die Mutante auch in Deutschland angekommen. Was bedeutet das? Werden die Impfungen helfen? Erste Studien lassen hoffen, dass es nicht zu einer Immunflucht kommt. Dennoch: Die indische Mutante kann Antikörpern partiell entkommen.

Die Indische Corona-Mutation ist in Deutschland angekommen. Doch was bedeutet das jetzt? Bildrechte: IMAGO / Christian Ohde

Die indische Mutation des Coronavirus B1.617 ist jetzt auch in Deutschland angekommen. Bislang hätten die Mutanten zwar "nur einen sehr geringen Anteil, aber dieser steigt in den letzten Wochen kontinuierlich", erklärte das Robert-Koch-Institut in einem aktuellen Bericht. Damit sei die Entwicklung ähnlich wie in Großbritannien, nur zwei Wochen verzögert. Dort hat das britische Sanger-Institut anhand von Erbgutanalysen festgestellt, dass sich die Vorkommen indischer Mutanten in den vergangenen Wochen wöchentlich grob verdoppelten – bei sinkender Gesamtinzidenz.

Lauterbach: Variante unterschätzt, doch Sommer nicht gefährdet

"Das Hauptproblem ist, dass die indische Variante hochansteckend ist. Das sehen wir daran, dass sie sich in der Community ausbreitet und nicht nur einzeln aus Indien eingeschleppt wird“, erklärte Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach dem Tagesspiegel und bei Twitter. "Wir haben die Variante am Anfang unterschätzt, weil davon auszugehen war, dass sie es nur aufgrund der Gegebenheiten in Indien so leicht hat und sich so massiv ausbreitet."

WHO: Einstufung als besorgniserregend

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die indische Variante des Coronavirus erst vor wenigen Tagen als besorgniserregend ein. "Die SARS-CoV-2 Variante B.1.617, insbesondere der Subtyp B.1.617.2, ist erstmalig im Dezember 2020 in Indien aufgefallen. Im Augenblick muss davon ausgegangen werden, dass diese Variante wesentlich zum katastrophalen Infektionsgeschehen und der dadurch ausgelösten Katastrophe in Indien beiträgt", erklärte Professor Joachim Schultze, Koordinator der Deutschen COVID-19 OMICS Initiative (DeCOI).

Kann sich die indische Mutante der Immunantwort entziehen?

Doch wie stark ist die Mutante aus Indien? Kann sie sich der Immunantwort entziehen? Eine vorläufige, noch nicht von unabhängigen Experten begutachtete Studie von Forschenden aus Göttingen geht davon aus, dass die indische Variante Antikörpern partiell entkommen kann. Veränderte Spike-Proteine führten zu einer "geringfügig reduzierten Empfindlichkeit" gegenüber mRNA-Impfstoff-ausgelösten Antikörpern. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass die indische Mutation pathogener, also stärker sei. Kurzum: Impfungen und auch bereits erlebte Infektionen könnten eventuell weniger schützen. Um dies endgültig festzustellen, bedürfe es weiterer Untersuchungen.

Infektionen trotz Impfung, jedoch milderer Verlauf

Diese Erkenntnisse der Göttinger Studie deckt sich mit Beobachtungen in einem Pflegeheim in London. Dort hatten sich Medienberichten zufolge kürzlich 15 vollständig mit dem Impfstoff Vaxzevria von Astrazeneca immunisierte Bewohnerinnen und Bewohner mit der indischen Mutante B.1.617.2 infiziert. Vier von ihnen mussten mit Symptomen behandelt werden, aber schwere oder gar tödliche Verläufe blieben aus. Laut der Virologin Ulrike Protzer könne die indische Variante der Immunantwort zwar partiell entkommen, "aber weniger als die südafrikanische B.1.351 – die Impfstoffe sollten noch gut schützen!", erklärte die Münchner Virologin via Twitter.

Schützen die Impfungen auch vor der indischen Mutante?

Doch wie sicher ist das? Sind die derzeitigen Impfungen wirklich ausreichend? Laboruntersuchungen ergaben, dass Corona-Antikörper ausreichend stark gegen eine Erkrankung mit der indischen Mutante schützen. Sowohl Genesene und auch mit dem indischen Corona-Vakzin "Covaxin" Geimpfte blieben immun. Ein kürzlich erschienenes Manuskript aus dem Vereinigten Königreich deutet in eine ähnliche Richtung. Es zeigt, dass auch mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpfte Menschen immun gegen eine Erkrankung blieben.

Bildrechte: imago images/NurPhoto

Schultze: Anpassung des Impfstoffs derzeit nicht nötig

"Bisherige noch nicht durch Peer-Review überprüfte wissenschaftliche Berichte deuten darauf hin, dass vollständig geimpfte Personen auch gegen die Variante B.1.617 einen ausreichenden Impfschutz ausbilden", erklärte auch Joachim Schultze, Koordinator der Deutschen COVID-19 OMICS Initiative (DeCOI). Weitere Studien müssten nun folgen. Eine Anpassung des Impfstoffes scheine allerdings zum jetzigen Zeitpunkt "nicht notwendig.“ Schultze sprach sich zudem für eine weitere Beschleunigung der Impfkampagne aus. "Alle noch bestehenden bürokratischen Hürden sollten dazu schnellstmöglich fallen. Dies gilt insbesondere auch für die Impfung der zwölf- bis 15-Jährigen“, sagte er.

Quellen:

(kt)

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