Influenza und COVID-19 Lungenkrankheiten: Neu entdeckte Fresszelle als Entzündungs-Kontrolleur

27. März 2020, 20:33 Uhr

Makrophagen sind Zellen im Immunsystem, die Bakterien, Viren oder Toxine beseitigen. Deswegen heißen sie auch Fresszellen. Bei einer Studie an Mäusen fanden Forscher Makrophagen, die zwar keinen Appetit auf Viren haben, aber dennoch deren Ausbreitung regulieren. Das könnte auch bei COVID-19-Erkrankungen helfen.

In den Lungen von Mäusen haben US-Forscher ganz spezielle weiße Blutkörperchen entdeckt: Solche, die wie eine Art Torwächter die Ausbreitung von Krankheitserregern regulieren. Schön für die Mäuse, könnte man sagen, wir haben gerade ganz andere Sorgen. Doch diese Nerven- und Atemwegs-assoziierten Makrophagen, kurz NAMs, haben es in sich.

Makrophagen: Die einen fressen, die anderen kontrollieren

Die Studie an Mäusen zeigte nämlich, dass die NAMs offenbar Entzündungen bei Virusinfektionen wie Influenza kontrollieren und regulieren - und vielleicht auch bei COVID-19-Erkrankungen. Ihre "Verwandten", die alveolaren Makrophagen, kurz AMs, dagegen beseitigen einfach nur Viren.

Wie haben die Forscher das herausgefunden? Für die Studie, die das Fachmagazin Science Immunology veröffentlicht hat, wurden Mäuse mit Influenza-A infiziert. Aufnahmen von lebenden Zellen in lebenden Mäusen zeigten, dass sich die NAMs vor allem um die Atemwege und Lungennerven in der Lunge gruppieren und nach der Infektion stark vermehrten. Die Forscher schließen daraus, dass die AMs rein als Virenfresser fungieren, während die NAMs für die Regulierung der Entzündung nach der Infektion entscheidend sind. Bei Mäusen ohne NAMs verlief die Entzündungsreaktion weitgehend unkontrolliert.

Fresszellen in Mäuselunge
Die orangefarbenen Pfeile zeigen, wie sich in der Mäuselunge in den Atemwegen NAMs ansiedeln. Bildrechte: Ural et al., Sci. Immunol. 5

Was hat das mit Corona bzw. COVID-19 zu tun?

Die Entdeckung des verschiedenen Verhaltens, die Unterschiede in Genetik und Entwicklung der beiden Makrophagen-Typen, das macht sie so interessant für die Wissenschaft angesichts der aktuellen Corona-Verbreitung, sagt Studienautor Kamal Khanna. Er ist Mikrobiologe und forscht an der New York University Grossmann School of Medicine:

Es wird immer deutlicher, dass schwere Komplikationen von COVID-19 mit der Immunpathologie der Lunge zusammenhängen. Die Studie zeigt, dass es möglicherweise eine Arbeitsteilung zwischen den Untergruppen der Lungenmakrophagen gibt.

Dr. Kamal Khanna, NYU

NAMs gibt es auch in der menschlichen Lunge. Khanna zufolge müsse nun untersucht werden, ob die NAMs auch beim Menschen eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von Gewebereparatur spielen und bei der Regulierung der schädlichen Entzündung während der COVID-19-Infektion.

lfw

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