Flagge der USA hinter Viren
Das Corona-Virus trifft besonders die USA sehr hart. Bildrechte: Colourbox.de / MDR.DE

Covid-19 Studie Corona in den USA: Das 16-Billionen-Dollar-Virus

12. Oktober 2020, 17:00 Uhr

Eine Studie der amerikanischen Ärztekammer hat sich die Auswirkungen des Corona-Virus in den USA genauer angeschaut. Sie wollten ermitteln, welche Kosten die Pandemie in den Vereinigten Staaten verursachen wird: 16 Billionen US-Dollar. Wie kommt diese enorme Summe zusammen?

Bis jetzt hatte Deutschland die Lage mehr oder weniger im Griff. Anders sieht es in den Vereinigten Staaten von Amerika aus. "Die SARS-CoV-2 Pandemie ist die größte Bedrohung für Wohlstand und Wohlbefinden, der die USA seit der Weltwirtschaftskrise von 1929 ausgesetzt sind", heißt es im Bericht der amerikanischen Ärztekammer.

In dem Gutachten wird davon ausgegangen, dass die Pandemie bis Herbst 2021 weitestgehend eingedämmt sein wird. Unter Berücksichtigung von Sterblichkeit, Morbidität, psychischen Erkrankungen und direkten wirtschaftlichen Verlusten kommt die Ärztekammer auf einen wirtschaftlichen Verlust von 16 Billionen US-Dollar. Das entspricht ungefähr 90 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts der USA. Wie kam die Ärztekammer auf diesen Wert?

Arbeitslosigkeit

Zum einen kostet Corona die USA Arbeitsplätze. Seit dem Ausbruch des Virus im März 2019 stiegt die Arbeitslosenrate auf eine Million Bürgerinnen und Bürger pro Woche an. Das ist der höchste Stand seit dem 2. Oktober 1982. Damals lag die Anzahl von neuen Arbeitslosen bei 695.000 Personen – basierend auf Daten beginnend ab 1967.

Das Kongressbudgetbüro prognostiziert für das nächste Jahrzehnt einen Produktionsausfall von insgesamt 7,6 Billionen US-Dollar.

Congressional Budget Office An Update to the Economic Outlook: 2020 to 2030.

Todesfälle durch Covid-19

Ein weiterer Faktor sind die Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Um zu verstehen, wie schlimm das Virus die USA trifft, sind nachfolgend die Todesfälle in anderen Ländern aufgelistet. Die Daten stammen vom Zentrum für Systemwissenschaft- und Technik an der amerikanischen Johns Hopkins Universität.

Die USA sind somit trauriger Spitzenreiter und das mit großem Abstand. Die amerikanische Ärztekammer geht von noch weiteren Todesfällen aus, die indirekt mit Covid-19 in Verbindung stehen. Somit könnten bis zum Herbst 2021 mehr als 625.000 Menschen in den USA im Zusammenhang mit der Pandemie sterben.

Ein Screenshot der Covid-19 Map der Johns Hopkins University in USA (Stand: 12. Oktober 2020).
Ein Screenshot der Covid-19 Map der Johns Hopkins University in USA (Stand: 12. Oktober 2020). Bildrechte: Johns Hopkins University and Medicine

Der Wert eines Menschenlebens

Den Wert eines Menschenlebens kann man schwer errechnen. In der Wirtschaftsliteratur wird von durchschnittlichen zehn Millionen US-Dollar ausgegangen. "Bei einem konservativeren Wert von sieben Millionen US-Dollar pro Leben werden die wirtschaftlichen Kosten für vorzeitige Todesfälle, die für das nächste Jahr erwartet werden, auf 4,4 Billionen US-Dollar geschätzt", heißt es im Bericht der Ärztekammer. Langzeitfolgen wie Atemwegs-, Herz- und Geistesstörungen sind mit weiteren 2,6 Billionen US-Dollar angegeben.

Nicht alle Menschen sind von Covid-19 direkt betroffen. Isolation, Verlustangst, Viruserkrankungen und Todesfälle bei Bekannten oder Verwandten – all dies kann zu Depressionen führen: "Der Anteil der Erwachsenen in den USA, die Symptome von Depressionen oder Angstzuständen melden, liegt seit April 2020 im Durchschnitt bei etwa 40 Prozent. Anfang 2019 lag der Vergleichswert bei elf Prozent."

Das entspricht einem geschätzten Zuwachs von zirka 80 Millionen Amerikanern. Pro Person entstehen somit zusätzliche geschätzte 20.000 US-Dollar Kosten – ingesamt weitere 1,6 Billionen US-Dollar.

Eindämmung verursacht ebenfalls Kosten

Um die Neuerkrankungen zu reduzieren, muss Corona auch in den USA eingedämmt werden. Ausgiebige Corona-Tests und Quarantäne würden bereits helfen. Auch die Kontaktverfolgung würde beim Eindämmen der Pandemie helfen – ähnlich wie die Corona-App und die Hinterlegung von Kontaktdaten beim Besuch von öffentlichen Einrichtungen in Deutschland. Die Rockefeller Foundation berechnet hierfür 25 Milliarden Dollar Kosten. Weitere Kosten würden durch die Eindämmungsmaßnahmen anfallen:

Die Rockefeller Foundation schätzt, dass für eine Politik von 30 Millionen Tests pro Woche im nächsten Jahr zusätzliche Ausgaben in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar erforderlich wären.

Rockefeller Foundation National Covid-19 testing and tracing action plan. July 16, 2020.


Hinweis: Die Sterbedaten zum Corona-Virus beziehen sich auf den 12. Oktober 2020 um 7.23 Uhr morgens, Mitteleuropäischer Zeit. Während sie diesen Artikel lesen, können bereits weitere Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 verstorben sein.

Zur Studie:

Die Studie finden Sie auf dem JAMA Health Forum.

0 Kommentare