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CoronaWHO empfiehlt zwei weitere Medikamente gegen Covid-19

17. Januar 2022, 12:08 Uhr

Corona-Medikamente gelten neben den Impfungen als zweiter großer Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt jetzt zwei weitere Medikamente für Covid-19-Patienten. Insgesamt empfiehlt die WHO damit nun fünf Covid-Therapien.

Der Vorteile des von der WHO empfohlenen Medikaments Baricitinib: Es kann als Tablette verabreicht werden und ist somit viel leichter als Infusionen anwendbar. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Die WHO hat zwei neue Therapien zur Behandlung von Covid-19 empfohlen. "Sie bieten weitere Möglichkeiten zur Behandlung der Krankheit", erklärte die WHO in einer Mitteilung. "Inwieweit diese Medikamente Leben retten werden, hängt davon ab, wie weit sie verfügbar und erschwinglich sein werden."

Baricitinib bei schweren Verläufen empfohlen

Der Wirkstoff Baricitinib, wird für Patienten mit schwerem oder kritischem Krankheitsverläufen "dringend empfohlen", erklärte die WHO. Baricitinib gehöre zu einer Klasse von Medikamenten, die die Überstimulation des Immunsystems unterdrücken. Es solle zusammen mit Kortikosteroiden verabreicht werden. Das sind Wirkstoffe aus einem Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird und entzündungs- und wachstumshemmend wirkt, umgangssprachlich als Kortison bekannt. Erkrankte hätten mit Baricitinib bessere Überlebenschancen und die Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung werde reduziert, heißt es in der aktualisierten WHO-Richtlinie. Es seien keine Nebenwirkungen beobachtet worden. Baricitinib wird seit Kurzem auch als Medikament gegen Neurodermitis eingesetzt.

Sotrovimab für leichte und mittelschwere Verläufe

Weiterhin gibt die WHO eine "bedingte Empfehlung" für das Medikament Sotrovimab. Der monoklonale Antikörper eigne sich zur Behandlung von Covid-Patienten mit leichten und mittelschweren Verläufen, die ein hohes Risiko für einen Krankenhausaufenthalt haben. Dazu gehören ältere, immungeschwächte Patienten, Patienten mit Grunderkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit sowie ungeimpfte Patienten. Sotrovimab wurde extra zur ambulanten Behandlung von Covid-19 entwickelt. "Die Wirksamkeit monoklonaler Antikörper gegen Omikron wird derzeit noch untersucht, aber erste Laborstudien zeigen, dass Sotrovimab seine Wirkung beibehält", erklärt die WHO.

Erkenntnisse aus sieben Studien mit 4.000 Patienten

Die aktuellen Empfehlungen basieren laut WHO auf den Erkenntnissen aus sieben Studien, an denen über 4.000 Patienten mit nicht-schwerer, schwerer und kritischer Covid-19 beteiligt waren. Derzeit werden Gespräche mit Pharmaunternehmen geführt, "um eine globale Lieferkapazität und einen gerechten Zugang zu den Medikamenten sicherzustellen". Aktuell würden außerdem Strategien erarbeitet, um auch Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen den Zugang zu ermöglichen. Unter anderem solle dafür die Lizenzvergabe ausgeweitet werden, "um die Produkte erschwinglicher zu machen".

Nicht empfohlen: Ruxolitinib und Tofacitinib

Nicht empfohlen von der WHO wurden dagegen die beiden Wirkstoffe Ruxolitinib und Tofacitinib. Sie sollten nur bei schwerem Covid-19 zum Einsatz kommen, wenn weder Baricitinib noch ein IL-6-Rezeptorblocker wie Tocilizumab verfügbar ist. Kleine Studien hätten bislang keinen Nutzen gezeigt, und bei Tofacitinib könnten sich womöglich schwere Nebenwirkungen entwickeln.

Alle von der WHO empfohlenen Arzneistoffe im Überblick

  • Baricitinib

Baricitinib wurde ursprünglich gegen Gelenk-Entzündungen entwickelt. Laut der neuen WHO-Richtlinie kann er bei schwerkranken Covid-19-Patientinnen und -Patienten die Überlebenschancen verbessern und helfen, ohne künstliche Beatmung auszukommen. Es wird oral eingenommen.

  • Sotrovimab

Sotrovimab wurde extra zur Behandlung von Covid-19 entwickelt. Bei bestimmten Patienten mit weniger schweren Verläufen kann das Antikörper-Medikament eingesetzt werden. Seit 12. Dezember 2021 ist es in der EU zur Behandlung von Covid-19-Patienten zugelassen.

  • Kortikosteroide

Kortikosteroide bekämpfen Entzündungen, die in der Regel mit schweren Corona-Fällen einhergehen. Sie sind kostengünstig und weithin verfügbar. Die WHO empfiehlt seit September 2020 die Behandlung schwer erkrankter Patienten mit Kortikosteroiden.

  • Tocilizumab

Tocilizumab ist ein Arthritis-Medikament, welches die gefährliche Überreaktion des Immunsystems auf Sars-CoV-2 unterdrückt. Dies geschieht über das Protein Interleukin-6 (IL-6), das Entzündungsreaktionen reguliert. Die WHO befürwortete dessen Verwendung im Juli 2021.

  • Sarilumab

Sarilumab ist ebenfalls zur Behandlung rheumatischer Arthritis entwickelt worden. Es unterdrückt, wie Tocilizumab die gefährlichen Überreaktionen des Immunsystems. Die WHO befürwortete auch dessen Verwendung im Juli 2021. Das Medikament ist zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis unter dem Namen Kevzara zugelassen. "Wenn beide verfügbar sind", sollten die Ärzte selbst entscheiden, welches der Mittel sie verwenden, "abhängig von den Kosten, der Verfügbarkeit und der Erfahrung der Behandler", empfahlen die WHO-Experten.

(kt)