Ein Graffiti in Vilnius, das den russischen Präsidenten Putin und den US-Präsidenten Trump beim Rauchen eines Joints zeigt.
Bildrechte: MDR/Cezary Bazydlo

Evolutionäre Anthropologie Raucher? Vielleicht sind Ihre Neandertaler-Gene schuld

05. Oktober 2017, 18:01 Uhr

Wie viel Neandertaler steckt in uns? Neue Studien Leipziger Forscher zeigen: mehr als gedacht. Neandertaler-DNA beeinflusst offenbar sogar, wie leicht wir braun werden, oder ob wir rauchen oder nicht.

Seit 25 Jahren forschen die Genetiker und Anthropologen am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig an den Beziehungen zwischen Neandertalern und modernen Menschen. Es ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit und immer wieder Stoff für neue Entdeckungen. So knackten die Leipziger 2014 weltweit als erste das Genom eines Neandertalers. Damit wiesen sie nach, dass z.B. unsere Diabetes mit Neandertaler-Genen zusammenhängt. Jetzt haben die Forscher herausgefunden, dass unser Neandertaler-Erbe sich auch auf andere Eigenschaften auswirkt, darunter Hautton, Haarfarbe, Schlaf, Stimmung und sogar, ob eine Person raucht oder nicht, wie es in einer Mitteilung des Instituts heißt.

Daten von 112.000 Menschen

Neandertaler-DNA ist selten beim Menschen, aber nachweisbar. Um an aussagekräftige Daten zu gelangen, mussten die Wissenschaftler möglichst viele Daten von Menschen vergleichen. Diese bekamen sie aus der britischen Studie "UK Biobank". Seit 2007 werden eine halbe Million Briten dafür erfasst – von genetischen Informationen, über Aussehen, Ernährungsgewohnheiten, Krankheiten bis zu Umwelteinflüssen. Die Leipziger Forscher konnten auf die Daten von 112.000 Teilnehmern zurückgreifen.

"Wir können jetzt zeigen, dass besonders der Hautton, die Leichtigkeit, mit der man bräunt, sowie die Haarfarbe von Neandertaler-DNA beeinflusst werden", so Dr. Janet Kelso, die mit ihrem Team die Untersuchungen durchgeführt hat. Aber auch Stimmungen, Schlafmuster oder unser Rauchverhalten können Folge der Neandertaler-Gene sein. Zum Beispiel sind Menschen mit bestimmten Neandertalervarianten durchschnittlich häufiger Raucher, während andere Neandertaler-DNA öfter in "Nachtmenschen" zu finden ist, schreiben die Forscher.

Haut- und Haarfarbe, Biorhythmen und Stimmung werden alle von der Sonneneinstrahlung beeinflusst.

Studie MPI Leipzig

Die in Europa und Sibirien ansässigen Neandertaler waren diesen Umwelteinflüssen schon sehr viel länger ausgesetzt, als die Menschen, die gerade erst eingewandert waren. Und diese Anpassung, die zu verschiedenen Neandertaler-Phänotypen führte, zeigte sich auch in den Genen, die bei den Menschen erhalten geblieben sind.

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL: im Radio | 06.10.2017 | 06:21 Uhr

Mehr zum Thema

Profil-Porträts eines männlichen Neandertalers (Modell) und einer modernen Frau: Neandertaler mit breitem Kopf, Stirnwulst, großer Nase und hervorstehendem Mund; Frau mit zarteren Gesichtszpgen und dunkelblonde Haare zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Neandertaler stützt Kopf auf Faust, Frau blickt leicht nach vorn-unten. 2 min
Bildrechte: IMAGO (Steffen Schellhorn/Westend61; M), Montage: MDR
2 min

MDR AKTUELL Do 28.05.2020 14:48Uhr 02:27 min

https://www.mdr.de/wissen/audio-1417164.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio