Frau dampft eine E-Zigarette
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E-Zigaretten-Studie Auch Dampf ohne Nikotin schädigt die Lungen

05. September 2019, 11:31 Uhr

Wie gefährlich sind E-Zigaretten? Deutlicher ungefährlicher als klassische Zigaretten, sagen viele Experten. Eine neue Studie aus den USA zeigt jetzt, wie E-Zigaretten die Lungen angreifen, selbst ohne Nikotin.

Wie so oft in der Forschung mussten Mäuse herhalten, damit wir medizinische Antworten auf die Folgen unseres Handelns bekommen. In diesem Fall ging es den US-Forscherinnen darum herauszufinden, was E-Zigaretten in unserer Lunge anrichten. Die Verdampfer sind mittlerweile ein echtes Lifestyle-Produkt, unzählige Youtuber lassen es dampfen. Die Hersteller rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 500 Millionen Euro in Deutschland. Fast eine Verdopplung gegenüber 2017.

In den USA, wo die Untersuchungen für die aktuelle Studie stattfanden, sind derzeit E-Zigaretten "der am häufigsten konsumierte Tabakersatz in der jugendlichen Bevölkerung. Mehr als drei Millionen Jugendliche im High-School-Alter sowie etwa zehn Millionen Erwachsene in den USA sind aktive Nutzer", sagt Studien-Autorin Dr. Farrah Kheradmand, Lungenforscherin und Professorin für Medizin am Baylor College of Medicine (Houston/USA). Deshalb haben Kheradmand und ihr Team die Wirkung untersucht.

Denn einige Studien im Zusammenhang mit E-Zigaretten haben über negative Auswirkungen von Dämpfen auf die Gesundheit berichtet, während andere Berichte für die Sicherheit der Produkte im Vergleich zu Tabakzigaretten stehen, so die Begründung der Forscher. Und hier kommen die Mäuse ins Spiel.

Vier Mäusegruppen – mit und ohne Dauer-Dampf

Der Versuchsaufbau bestand aus vier Gruppen. Eine Mäuse-Gruppe bekam E-Zigarettendämpfe mit Nikotin in den üblichen Verdampfungslösungsmitteln Propylenglykol und pflanzliches Glycerin, in den in E-Zigaretten gefundenen Anteilen (60/40). Eine zweite Gruppe erhielt Dämpfe, die nur Lösungsmittel enthielten, aber kein Nikotin. Beide Gruppen wurden mit Mäusen verglichen, die Tabakrauch oder sauberer Luft ausgesetzt waren.

Vier Monate lang mussten die Mäuse mit den E-Zigaretten leben. Umgerechnet auf ein Menschenleben entspricht das der Zeit vom Teenageralter bis zum fünften Lebensjahrzehnt, so die Forscherinnen. Wer so lange raucht, erhöht sein Risiko, an einem Lungenemphysem zu erkranken, deutlich. Und das war auch eines der Ergebnisse: Mäuse, die Zigaretten-Qualm ausgesetzt waren, zeigten schwere Lungenschäden und übermäßige Entzündungen, ähnlich wie bei menschlichen Rauchern mit Emphysem.

 Dampf macht die Lungen schutzlos

Doch auch der Dampf mit und ohne Nikotin hinterließ Spuren, und das überraschte die Forscher. Zwar gab es keine Entzündung und kein Emphysem; dafür aber Hinweise auf eine abnormale Ansammlung von Lipiden (Fetten) in der Lunge, die die normale Lungenstruktur und Lungenfunktion störten. Diese Fette hatte die Lunge offenbar selbst produziert. Und das auch auf Makrophagen, Fresszellen auf den Lungenbläschen, die erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden, und deren Aufgabe es ist, die Lunge vor Infektionen schützen.

Doch diese Funktion ist durch den Dampf beeinträchtigt, so die Studie. "Zusammenfassend zeigen unsere experimentellen Ergebnisse, dass unabhängig von Nikotin chronische inhalative E-Zigaretten-Dämpfe die normale Lungenfunktion der Maus stören und die Fähigkeit residenter Immunzellen, auf Infektionen zu reagieren, verringern und die Anfälligkeit für Krankheiten wie Influenza erhöhen", sagte Kheradmand. Die Forscher sehen darin eine Bestätigung früherer Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen E-Zigaretten und Lungenentzündungen beschrieben haben.

Die Ergebnisse der Studie sind im Journal of Clinical Investigation erschienen.

Korrektur:

In der ersten Fassung dieses Artikels schrieben wir, dass die Ergebnisse besagten, dass Nikotin-Dampf zu Emphysemen führt. Diese Aussage der Studie betraf nur Nikotinrauch aus klassischen Zigaretten. Der Dampf von E-Zigaretten führt zu Störungen der Lungenfunktion und erhöhter Anfälligkeit für Infektionen, so die Studie.

Wir haben die Passage geändert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 31.05.2019 | 10-13 Uhr

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