Psychologin Prof. Dr. Ilona Croy von der Universität Jena ist am Projekt SMELLODI beteiligt.
Psychologin Prof. Dr. Ilona Croy von der Universität Jena ist am Projekt Smellodi beteiligt. Bildrechte: Anne Günther/Uni Jena

Projekt Smellodi Digitale Nasen: Warum Jena (vielleicht) die Hauptstadt der Geruchsforschung ist

26. April 2022, 16:57 Uhr

Die Uni Jena bekommt eine Millionen-Förderung für die Erforschung des Geruchssinns. Ziel des Projektes sind Sensoren, die Krankheiten durch veränderte Körpergerüche erkennen und digitalisieren können. Doch die Wissenschaftler an der Uni sind nicht die einzigen in Jena, die sich mit Gerüchen auskennen. Denn Jena ist forschungstechnisch gerade der Hotspot, eine Hauptstadt der Geruchsforschung.

Jede Krankheit hat ihren eigenen Geruch. Deshalb können Hunde zum Beispiel Covid-19 erschnüffeln oder warnen, wenn der Blutzuckerwert bei Diabetikern sinkt. Veränderungen des Körpergeruchs können Hinweise auf Krankheiten liefern, "mitunter deutlich früher als andere diagnostische Instrumente", sagt Ilona Croy. Sie ist Psychologie-Professorin an der Uni Jena und forscht in den kommenden drei Jahren an neuen digitalen Möglichkeiten, diese Gerüche zu erkennen. Smellodi heißt das Projekt, das steht für "Smart Electronic Olfaction for Body Odor Diagnostics", was so viel heißt wie "Intelligenter elektronischer Geruchssinn für die Körpergeruchsdiagnostik". Zusammen mit Partnern in Israel und Finnland sollen dabei intelligente elektronische Sensoren entwickelt werden, die gesunde und durch Krankheit veränderte Körpergerüche erkennen und digital übertragen können.

Smart Home – wenn der Kühlschrank fauliges Obst meldet

Die Einsatzbereiche für derartige elektronischen Nasen, kurz eNoses, wären dabei nicht nur auf die Medizin beschränkt. Noch sind solche Elektro-Nasen oft sehr groß, etwa in der Chemie-, der Lebensmittelindustrie oder der Umwelttechnik. Preiswerte, umweltfreundlichere und biokompatible Sensorgeräte könnten die Gesundheitsüberwachung von Körpergerüchen die meist komplizierten Verfahren, die in spezialisierten Krankenhäusern eingesetzt werden, in eine nicht-exklusive Technologie für den Einzelnen verwandeln, heißt es in der Mitteilung der Uni. Diese Technologie könnte dann auch das Smart Home, unser schlaues Zuhause der Zukunft prägen, zum Beispiel, wenn die eNose im Kühlschrank automatisch die Qualität der Lebensmittel überwacht. "Die Marktperspektiven für eine solche Technologie sind enorm und reichen von Geräten für den Massenmarkt bis hin zu hochspezialisierten Diagnosegeräten", sagt Dr. Alexander Croy aus der Physikalischen Chemie der Uni Jena, der ebenfalls an dem Projekt mitarbeitet.

Jena hat die Nase vorn bei der Geruchsforschung

Nicht nur an der Uni Jena ist der Geruch Forschungsthema. Gerade ist es Forschenden vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte gelungen, längst vergangene Düfte  wiederherzustellen. Damit sollen letztlich neue Einsichten in die reichhaltige "Geruchslandschaft" der Vergangenheit geliefert werden – und darin, wie das Riechen die Menschheit bisher geprägt hat.

Am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, ebenfalls in Jena, erforschen Wissenschaftler schon seit Jahren den Geruchssinn, oder wie es dort heißt: die Rolle, Vielfalt und Eigenschaften von chemischen Signalen, die die Interaktionen zwischen Organismen und ihrer Umwelt steuern. Seit 2006 ist Prof. Bill Hansson Instituts-Direktor und weltweit anerkannter Experte für den Geruchssinn. Seine Forschung zeigt nicht nur, welche Rolle Gerüche in der gesamten Tierwelt haben, sondern auch, wie hoch die Messlatte in der Natur für elektronische Nasen ist. In seinem neuen Buch "Die Nase vorn" hat er dafür diesen Vergleich gewählt. Man nehme ein Kilogramm Zucker, schütte das in die Ostsee (umrühren nicht vergessen). Gelingt es einem elektronischen Sensor, diese Konzentration zu erkennen? Ein Nachtfalter ist genau dazu in der Lage.

Links/Studien

Das Projekt Smellodi wurde im Rahmen des EU-Förderprogramms "Horizon Europe EIC Pathfinder Open 2021" ausgewählt. Drei Millionen Euro stellt die EU dafür dem auf drei Jahre angelegten Projekt zur Verfügung. Hier finden Sie eine Übersicht.

(gp)

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4 Kommentare

MDR-Team am 27.04.2022

Hallo Atheist, dieses Bild zeigt Ihnen eine Person, die an einer Blume riecht. Sollten Sie ein Mensch sein, der noch nie an einer Blume gerochen hat, riechen kann oder Blumen nicht mag, sind Sie tatsächlich dieses Mal nicht mit gemeint. Es tut uns leid, dass Sie sich ausgegrenzt fühlen. Dennoch sehen wir Sie natürlich als Teil dieser Gesellschaft an. Mit besten Grüßen vom MDR Wissen Team

Atheist am 26.04.2022

Die Symbolbilder sind immer die Wucht.
Und ich frage mich so langsam was sollen mir diese Bilder ( wie auch die gesamte Werbeabteilung ) sagen?
Das ich nicht mehr Teil dieser Gesellschaft bin?

MDR-Team am 27.04.2022

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